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Region Baden Diabetiker testen das elektronische Patientendossier

Im Gesundheitswesen herrscht oft noch Zettelwirtschaft. Was der Hausarzt weiss, weiss der Spezialist nicht und umgekehrt. Ein elektronisches Patientendossier soll Abhilfe schaffen. Doch funktioniert es wirklich? In der Region Baden sind nun Diabetiker (freiwillige) Versuchskaninchen.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Elektronische Patienten-Dossiers sollen bis in fünf Jahren die heutigen Papier-Ablagen mindestens zum Teil ersetzen.
  • Mit dieser digitalen Lösung sollen Spitäler und Heime effizienter und kostengünstiger werden.
  • Stationäre Einrichtungen (Heime, Spitäler) müssen beim EPD mitmachen. Ambulante Leistungserbringer (Ärzte, Apotheken, Spitex, Therapeuten) können freiwillig mitmachen.
  • Bisher gibt es allerdins kaum Praxis-Erfahrung.
  • Ein Pilotprojekt in der Region Baden will diese Praxis-Erfahrung nun sammeln.
  • Als Testpersonen werden junge Diabetikerinnen und Diabetiker gesucht.
  • Ein heikler Punkt ist der Datenschutz. Aufwändige Tests sollen sicherstellen, dass ausschliesslich Fachleute aus dem Gesundheitswesen Zugriff haben auf die Daten der Patientinnen oder Patienten.

Die Ausgangslage:

Heutige Praxis: Der Hausarzt speichert die Informationen über seine Patienten auf Papier. Abgelegt ist das Dossier in einer Hängeregistratur. Ein fortschrittlicher Arzt erfasst die Daten elektronisch. Gespeichert sind sie aber nur lokal. Der Patient selber weiss nicht, was der Arzt über ihn aufgeschrieben hat.

Und wird der Patient an einen Spezialisten oder ans Spital überwiesen, werden dort erneut Dossiers angelegt. Wenig oder gar keine Informationen über einen Patienten hat die Apotheke, wo der Patient seine Medikamente abholt.

Neue Idee: Arzt, Spezialist, Apotheke, Spitex, Therapie und Spital erfassen Informationen (Röntgenbilder, Berichte, Rezepte etc.) in einem gemeinsamen System. Gespeichert sind die Daten aber nicht zentral, sondern jeweils beim Leistungserbringer.

Zwei Ärzte sitzen an einem Pult vor Bildschirmen und diskutieren
Legende: Rezepte, Röntgen-Bilder und mehr: Alles soll künftig elektronisch verfügbar sein für alle behandelnden Ärzte. Keystone (Symbolbild)

Der Patient verfügt über ein elektronisches Dossier. Das heisst: Über eine App kann er jederzeit sämtliche Informationen abrufen. Vor allem aber kann er steuern, wer welche Informationen sehen darf.

Geht er vom Spital zum Spezialisten, kann er diesem zum Beispiel die Röntgenbilder des Spitals freischalten.

Und geht er zum Apotheker, kann dieser wissen, welche Medikamenten der Hausarzt verschrieben hat und welche der Spezialist. Unter Umständen kann der Apotheker erkennen, ob die Medikamente sich gegenseitig negativ beeinflussen.

Komplexes Projekt

Der Weg von der Theorie in die Praxis ist aber extrem kompliziert. Es sind sehr viele technische, administrative und rechtliche Hürden zu überwinden. Zentral ist die Frage des Datenschutzes. Wie stellt man sicher, dass wirklich nur berechtigte Personen Einblick haben in die Daten? Und wer kann die Daten freischalten, wenn der Patient dazu nicht mehr in der Lage ist?

Einführung bis in fünf Jahren

Box aufklappen Box zuklappen

Das elektronische Patientendossier muss in allen Spitälern der Schweiz bis in drei Jahren eingeführt werden, in Pflegeheimen und Geburtshäusern bis in fünf Jahren. So verlangt es das Gesetz. Ärzte oder Apotheker können freiwillig mitmachen. Freiwillig ist die neue Form der Datenspeicherung auch für die Patientinnen und Patienten.

Elektronische Patientendossiers setzen nicht nur sorgfältige technische und juristische Abklärungen voraus, sie verlangen auch nach einem Umdenken im Gesundheitswesen. Der Arzt muss zum Beispiel bereit sein, sein «Wissensmonopol» aufzugeben. Und die Spitäler müssen einsehen, dass sie ihre Erkenntnisse mit dem externen Spezialisten teilen müssen.

Pilotversuch in der Region Baden

All diese Hürden kennt Nicolai Lütschg bestens. Er ist Geschäftsführer von E-Health Aargau. Dieser Verein treibt im Aargau das elektronische Patientendossier voran. Lütschg hat in den letzten Jahren so viel Aufbauarbeit geleistet, dass die Region Baden jetzt bereit ist für einen Pilotversuch.

Das Kantonsspital Baden macht mit, alle Apotheken sind dabei und auch die Spitex. Auch Ärzte haben Kenntnis vom Projekt. Was jetzt noch fehlt, sind Patienten. Für den Pilotversuch sucht E-Health Aargau eine ganz spezielle Kategorie von Patienten, nämlich junge Diabetikerinnen und Diabetiker.

Mediengewohnte Patienten im Vorteil

Warum genau diese? Im Pilotversuch gehe es vorerst nur um die Medikamente. Diabetiker würden verschiedene Medikamente einnehmen, erklärt Nicolai Lütschg. Und sie seien von Anfang an Teil einer Behandlungskette von Spital, Apotheke, Arzt und eventuell auch Spitex. Deshalb seien sie für den Versuch geeignet.

Und vor allem, so Nicolai Lütschg, schätze man diese Kategorie von Patienten als «mediengewohnt» ein, da sie im Durchschnitt eher jung seien. Er traut ihnen also zu, dass sie über eine App Zugriff haben auf ihre Gesundheitsdaten und bereit sind, diese Daten mit anderen zu teilen.

Allerdings: Die App müesse erst noch entwickelt werden. Dies in Zusammenarbeit mit Patienten, die beim Versuch mitmachen wollen. Erst wenn eine Mindestzahl von 100 Veruchsteilnehmern gefunden sei, starte die heisse Phase des Veruchs. Das erklärt der Badener Apotheker Thomas Strasky im Gespräch mit Radio SRF.

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