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Aargau Solothurn Wohlen: Das «Schwamendingen im Aargau» kämpft mit seinem Image

«Drama in Wohlen», «Skandal beim FC Wohlen», «Was ist mit dem Aargau los?»: Solche Schlagzeilen beherrschten die Schweizer Boulevardpresse in den letzten Tagen und Wochen. Immer wieder fällt dabei ein Schlaglicht auf die Freiämter Zentrumsgemeinde Wohlen. Doch steht es wirklich so schlimm?

Wer an Wohlen nur vorbei fährt, der fühlt sich in allen seien potentiellen Vorurteilen bestätigt: Schmutzige Wohnblöcke erheben sich hinter Auto-Garagen und Grossverteiler-Baracken. Wohlen wirkt wie eine Agglomerationsgemeinde. Dabei ist es eigentlich selber die Stadt: Die Gemeinde zählt über 15'000 Einwohnerinnen und Einwohner und ist damit das Zentrum im Freiamt.

Ein Zentrum mit Zentrumslasten: Die Sozialhilfequote ist gleich hoch wie in der Kantonshauptstadt Aarau-Rohr. Der Ausländeranteil liegt mit etwa 36 Prozent deutlich über dem kantonalen Schnitt. Das Steueraufkommen pro Kopf liegt mit gut 2000 Franken deutlich unter dem kantonalen Schnitt. Die Gemeinde kämpft mit finanziellen Problemen, die Infrastruktur von den Schulhäusern über die Badeanstalt bis zur Eisbahn ist baufällig.

Fehlplanungen in der Vergangenheit?

Wohlen habe lange Zeit von der Industrie gelebt, erklärt Daniel Marti, der Chefredaktor der Lokalzeitung «Wohler Anzeiger». Die Industrie verschwand, Wohnblöcke und eingewanderte Arbeiter blieben. Die Gemeinde habe es zudem verschlafen, neue Gewerbe- und Industriegebiete zu schaffen. «Das Gewerbe ist in die Nachbargemeinden abgewandert.»

Audio
Image und Wirklichkeit in Wohlen (Regional-Diagonal, 8.2.2014)
02:45 min
abspielen. Laufzeit 2 Minuten 45 Sekunden.

Doch steht es wirklich so schlimm um Wohlen? Ein Vergleich mit anderen Gemeinden im Kanton zeigt ein differenzierteres Bild: Der Steuerertrag pro Kopf fällt in Oftringen, Windisch oder Reinach noch tiefer aus als in der Freiämter Zentrumsgemeinde. Ausländeranteil und Sozialhilfequote von Spreitenbach sind viel besorgniserregender als in Wohlen. Auch die Zahl der Arbeitslosen ist in Spreitenbach, Oftringen und Reinach proportional viel höher.

Spreitenbach, Oftringen, Reinach: Wohlen leidet nicht allein

Wohlen hat zwar Probleme, diese sind aber mit Problemen anderer Gemeinden durchaus vergleichbar. Der Unterschied zu diesen Gemeinden sei, dass man in Wohlen laut über die Probleme diskutiere und diese damit nach aussen trage, erklärt Hans Hübscher. Der ehemalige Bankier und langjährige Einwohnerrat der CVP lebt seit 1971 in Wohlen und beobachtet seine Gemeinde heute aus dem Ruhestand. «Das politische Klima in Wohlen ist rauher geworden. Es geht nicht um Sachpolitik, sondern mehr um persönliche Animositäten.»

Jedes noch so kleine Problem in Wohlen wird zum Politikum, der ewige Streit zwischen Gemeinderat und SVP-Opposition prägt auch die Sitzungen im Einwohnerrat. Und damit auch die Medien-Berichterstattung über Wohlen. Das schade dem Image über die Dorfgrenzen hinaus, gibt sich auch Journalist Daniel Marti überzeugt.

Das andere Wohlen

Hans Hübscher und Daniel Marti zeichnen aber auch ein anderes Bild ihrer Gemeinde: Sie erzählen zum Beispiel von kulturellen Perlen im Dorf, von den grosszügigen Sportanlagen in der Niedermatte, von über 100 aktiven Vereinen, von einer vorbildlichen Jugendarbeit, vom europaweit einzigartigen Strohmuseum.

Sie beide wohnen auch in «besseren» Quartieren, im Grünen. Quartiere, wie es sie auch in den Agglomerationsgemeinden Spreitenbach und Oftringen gibt. Aber auch dort sieht man sie nicht, wenn man nur vorbei fährt.

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