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Eine Milch-Schwemme führt zum Preiszerfall bei Bio-Milch
Aus Regionaljournal Basel Baselland vom 11.12.2019. Bild: Keystone
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Bio-Boom in der Schweiz Milch-Schwemme drückt Preise

Weil zuviel Bio-Milch produziert wird, haben Neueinsteiger Absatzprobleme und müssen ihre Milch billiger verkaufen.

Der Bio-Boom in der Schweiz hält an - insbesondere auch bei der Bio-Milch und -Milchprodukten. Die Absatzmenge ist auf einem neuen Höchststand.

Grund dafür ist, dass immer mehr Bauern von konventioneller Milch auf Bio umsteigen. Viele haben sich zu diesem Schritt entschlossen, weil Milch mit dem Biolabel mehr Geld einbringt. Per Januar 2020 erhalten 150 zusätzliche Milchbetriebe ihr Bio-Zertifikat.

«Diese Milchmengen kommen nun auf einen Schlag auf den Markt. Die Nachfrage bei den Kundinnen und Kunden hat sich jedoch nicht im gleichen Mass entwickelt.», sagt Katia Schweizer, Produktmanagerin Milch bei Bio Suisse, dem Dachverband der Bio-Produzenten mit Sitz in Basel.

Der Frust ist gross.
Autor: Hermann Arni Biobauer aus Riehen BS

Um einen Preiszerfall zu verhindern, haben die sechs von Biosuisse anerkannten Biomilchorganisationen, die den Bauern die Milch abkaufen, eine unbeliebte Massnahme beschlossen: Neuzertifizierte Bioproduzenten kriegen für ihre Milch vorerst nur den tieferen Preis für konventionelle Milch. Die temporärere Massnahme gilt mindestens für die ersten fünf Monaten im 2020.

Bei den Neu-Biobauern sorgt dies für Frust und Ärger, auch bei Hermann Arni vom Maienbühlhof in Riehen bei Basel. Er ist einer von zehn Milchproduzenten, die in der Region Basel betroffen sind. Arni hat vor kurzem erfahren, dass er ab Januar für seine Bio-Milch nur den Preis für die konventionelle Milch erhält, dies sind gegenüber der Biomilch 22 Rappen weniger pro Liter. «Der Frust ist gross», sagt Arni. Er rechnet mit einem Ausfall von rund 30'000 Franken im nächsten Jahr.

Bauer mit Kuh
Legende: Bauer Hermann Arni erhält für die Milch seiner Kühe einen tieferen Preis als andere Bio-Bauern. SRF, Martina Polek

Viel mehr stört Arni, dass unter den Biobauern eine Art Zwei-Klassen-Gesellschaft zwischen den neuen und älteren Betrieben entsteht. Das sei schlicht unsolidarisch, findet der erfahrene Biobauer, der mit seiner Frau bereits 20 Jahre lang einen Biohof im bernischen Burgdorf geführt hatte.

Katia Schweizer hat Verständnis für den Frust. «Man muss aber auch die andere Seite sehen. Wenn der Milchmarkt nicht mehr im Gleichgewicht ist, bringt das niemandem etwas.» Zudem sei dies nur eine temporärere Massnahme. Spätestens Anfang 2021 sollen laut Schweizer alle Biobauern den effektiven Preis für Bio-Milch erhalten, auch die Neueinsteiger.

Wenn der Milchmarkt nicht mehr im Gleichgewicht ist, bringt das niemandem etwas.
Autor: Katia Schweizer Bio Suisse

Schweizer rät interessierten Betrieben, mit der Umstellung auf Bio-Milch zuzuwarten oder noch ein anderes Standbein zu suchen. Grundsätzlich will Biosuisse aber natürlich nicht die Produktion einschränken, sondern mehr Bioprodukte verkaufen. Deshalb wolle man mehr Werbung und Degustationen in den Läden machen, um noch mehr Kundschaft für Bio zu gewinnen.

Bauer Hermann Arni aus Riehen hilft sich derweil selber. «Wir verkaufen vermehrt Roh-Milch ab Hof und über einen Automaten im Dorf.»

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