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Lucía Baumgartner über Tanzstunden im Gefängnis und die prekären Seiten des Tänzerinnenlebens
Aus Regionaljournal Bern Freiburg Wallis vom 05.05.2019. Bild: Leonie Marti/SRF
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Choreografin Lucía Baumgartner «Der Kick auf der Bühne hat mich nie interessiert»

Die Berner Oberländerin widmet ihr Leben seit 20 Jahren dem Tanz. Sie arbeitet dabei oft mit Laien.

An diesem Wochenende finden in über 30 Schweizer Städten und Gemeinden Tanzaufführungen und Tanz-Workshops statt. Zum ersten Mal hat das nationale Tanzfest, das seit 2006 organisiert wird, auch einen Ableger in Thun. Dafür eingesetzt hat sich Lucía Baumgartner. Die Choreografin, Tänzerin und Tanzpädagogin lebt in Bern, hat durch ihre Kindheit aber einen engen Bezug zum Berner Oberland.

Lucía Baumgartner

Lucía Baumgartner

Choreographin, Tänzerin und Tanzpädagogin

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Die Tochter einer Spanierin und eines Berner Oberländers wuchs in der Schweiz, Liberia und in Spanien auf. Nach dem Lehrerinnenseminar in Spiez studierte sie an der Contemporary Dance School in London Choreographie. 2014 schloss sie den Bachelor in Angewandter Psychologie ab. Lucía Baumgartner leitet die Tanzkompagnie influx und initiierte Projekte im In- und Ausland. Zudem unterrichtet sie in Freiburg angehende Heilpädagoginnen und Heilpädagogen und gibt Tanzworkshops in Schulen. Die 46-Jährige ist Mitglied der Thuner Kulturkommission. Im September ist ihr nächstes Stück «Umwerfend standhaft» in der Grossen Halle in Bern zu sehen.

SRF: Weshalb haben Sie sich dafür eingesetzt, dass das nationale Tanzfest auch in der Stadt Thun stattfindet?

Lucía Baumgartner: Ich komme aus dem Berner Oberland und hatte immer wieder das Gefühl, in Thun und im Berner Oberland gibt es wenig Tanz. Das heisst, es werden viele Tanzstunden angeboten, aber es hat wenig Tanzaufführungen. Zudem bin ich in der Kulturkommission der Stadt Thun und habe bemerkt, dass es wenig Tanzeingaben gibt. Viele regionale Tanzschaffende arbeiten in einer anderen Schweizer Stadt oder im Ausland.

Tanzgruppe, Zuschauer und Schloss Thun im Hintergrund
Legende: Während des Tanzfests in Thun präsentierten Tanzschaffende aus der Region ihre Projekte – hier auf einem Spaziergang. Leonie Marti/SRF

Sie haben den Tanz während dem Lehrerinnenseminar in Spiez entdeckt. 1999 haben Sie den Master in Choreografie in London abgeschlossen. War es für Sie ein Handicap, dass Sie relativ spät mit professionellen Tanzstunden begonnen haben?

In den Ballett-Stunden war es ein Handicap. Ich war immer wieder in den Anfängerstunden. Beim zeitgenössischen Tanz hingegen nicht. Sicher gehörte ich nicht zu den Jüngsten und mein Körper hatte gewisse Einschränkungen.

Beim Ballet war ich immer wieder in den Anfängerstunden.
Autor: Lucía Baumgartner Choreografin und Tanzpädagogin

Aber eigentlich war mir schon sehr früh klar, dass mich vor allem die Arbeit mit Tänzerinnen und Tänzern fasziniert. Wenn ich eigene Soli gemacht habe, hat mich den Umgang mit Raum und Zeit immer mehr interessiert, als der Kick auf der Bühne. Ich arbeite sehr gerne mit Menschen, die hochmotiviert auf der Bühne stehen und unterstütze sie dabei, Vollgas zu geben.

Turnhalle, Lucia Baumgartner tanzt vor, im Hintergrund Kinder, die nachtanzen
Legende: Lucía Baumgartner arbeitet oft mit Schulklassen. ZVG/Lucía Baumgartner

Andere Choreografinnen suchen die grosse Bühne, sie arbeiten oft mit Laien – etwa mit Schulkindern. Was fasziniert Sie daran?

Für mich sind Körper wie Instrumente. Ich will wissen, was diese Instrumente bieten und was man rausholen kann. Das heisst, wenn ich mit Profis und Laien arbeite, erwarte ich nicht von allen die gleichen Bewegungen.

Ich erwarte nicht von allen die gleichen Bewegungen.
Autor: Lucía Baumgartner Choreografin und Tanzpädagogin

Deshalb gibt es in meinen Projekten wenige Unisonos, also Stellen, wo alle das Gleiche tanzen. Ich setze dieses Mittel höchstens bewusst ein, wenn ich das Gefühl habe, es ist schön, wenn man die Finessen der verschiedenen Menschen auf der Bühne erkennen kann. Also etwa der Unterschied zwischen der Bewegung einer 82-jährigen Frau und einem 12-jährigen Mädchen.

Das Gespräch führte Leonie Marti.

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