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Marianne Meier über irrtümlich ausgestellte Lizenzen, Erlebnisse in den USA und die Fussball-WM 2019
Aus Regionaljournal Bern Freiburg Wallis vom 07.07.2019. Bild: Martina Koch/SRF
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Die ersten CH-Fussballerinnen Marianne Meier: «Die Widerstände waren unglaublich gross»

Heute endet in Frankreich die Fussballweltmeisterschaft der Frauen. Dass Frauen auf diesem Niveau überhaupt Fussball spielen dürfen, war lange Zeit nicht selbstverständlich – gerade in der Schweiz. Besonders gut weiss das die Freiburger Historikerin Marianne Meier. Sie hat die Geschichte des Frauenfussballs in der Schweiz aufgearbeitet und stiess dabei auf unglaubliche Geschichten.

Marianne Meier

Marianne Meier

Historikerin und Genderforscherin

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Aufgwachsen in Bösingen im Kanton Freiburg, studierte Marianne Meier (43) an der Universität Freiburg Zeitgeschichte, Staatswissenschaft und Politologie. Heute arbeitet sie am Interdisziplinären Zentrum für Geschlechterforschung an der Universität Bern. Zu ihren Forschungsschwerpunkten gehören Sport und Gender, Vorbilder im Sportkontext sowie Menschenrechte und Sport.

SRF: Marianne Meier, wie sind Sie auf die Idee gekommen, Ihre Abschlussarbeit an der Universität Freiburg der Geschichte des Frauenfussballs in der Schweiz zu widmen?

Marianne Meier: Die Frage von Frauen und Fussball beschäftigte mich schon länger. Wenn ich als Kind oder Jugendliche jeweils sagte, dass ich Fussball spiele, musste ich mich immer erklären. Während meinem Austauschjahr in den USA machte ich dann die Erfahrung, dass nie jemand erstaunt darauf reagierte. Das war so, wie wenn ich in der Schweiz gesagt hätte, ich spiele Volleyball. Da begann ich mich zu fragen, weshalb eine Sportart auf einem Kontinent weiblich und auf anderen Kontinent typisch männlich konnotiert ist.

Frauenteam, Schwarzweissaufnahme
Legende: Das Team der Schweizerinnen im Länderspiel gegen Österreich am 8. November 1970. Die Schweizerinnen gewannen 9:0. Keystone

Sie haben unzählige Quellen analysiert, sprachen mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen. Wie haben Sie das erlebt?

Was mich bis heute berührt, sind die extremen Widerstände, die die ersten Schweizer Fussballerinnen erlebt haben. Ihnen wurde teilweise die Garderobe abgeschlossen, so dass sie nicht duschen durften.

Den Frauen der Schweizer Nati wurde gesagt, sie könnten die Schweizerkreuze selber aufnähen.

Oder als die Frauen der Schweizer Nationalmannschaft ihre Tenues bestellten, erhielten sie das Schweizerkreuz dazu separat. Es hiess damals, sie seien ja Frauen, sie könnten die Kreuze selber aufnähen.

Heute gibt es in der Schweiz rund 21'000 lizenzierte Fussballerinnen. Damit sind die Männer im Fussball immer noch deutlich in der Mehrheit, es gibt rund zehnmal mehr lizenzierte Fussballer. Woran liegt das?

Von den Zahlen her steckt der Frauenfussball in der Schweiz immer noch in den Kinderschuhen. Aber man muss doch festhalten, dass Fussball mittlerweile die populärste Teamsportart für Mädchen in der Schweiz ist, Volleyball wurde damit abgelöst. Zwischen 2004 und 2010 hat sich die Anzahl an Spielerinnen sogar verdoppelt.

Fussball hat Volleyball als populärste Teamsportart bei den Mädchen in der Schweiz abgelöst.

Sicher aber mangelt es in der Schweiz an gezielten Fördermassnahmen, zum Teil fehlt die Infrastruktur. Zudem fehlten in der Schweiz lange Zeit die Vorbilder, sie tauchten erst 2015 mit der Qualifikation für die WM auf. Deshalb ist es auch so schade, dass sich die Schweizer Nationalmannschaft nicht für die diesjährige Fussball-WM in Frankreich qualifiziert hat.

Das Gespräch führte Leonie Marti.

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