SRF News: Carmen Wyss, Sie sind Schweizer Bier-Sommelière, die regionalen Biere und die so genannten Craft-Biere sind aktuell im Trend, welche Gründe gibt es?
Carmen Wyss: Der regionale Aspekt ist sicher ein wichtiger Grund. Das ist ein Trend, den man generell feststellt: zurück zur Regionalität. Es hat vielleicht auch damit zu tun, dass viele grosse Player im Markt präsent sind und viele Leute sich sagen, ich will mein eigenes Bier, ich will mein Nischenbier und da setze ich mich dafür ein.
Es gibt immer mehr kleine und mittlere Brauereien. Rund 1000 sind es in der Schweiz. Haben diese alle eine Chance zum Überleben?
Es hängt davon ab, welche Ziele man verfolgt. Wenn man sich sagt, ich braue für den Eigengebrauch, dann glaube ich daran. Wenn man aber das Ziel hat, das Bier massenfähig zu machen, in den Detailhandel zu kommen, dann glaube ich nicht an ein Überleben. Dies, weil es eine Logistik dahinter braucht. Das ist mit Manpower verbunden, und das können sich nicht alle leisten.
Da werden einige von diesen Brauereien, die jetzt aufgekommen sind, wieder verschwinden?
Meiner persönlichen Meinung nach ja. Ausser, man sagt sich, das ist mein Hobby, meine Herzensangelegenheit, meine Passion. Dann kann ich mir durchaus vorstellen, dass die Zahl der Brauereien sogar noch weiter wächst.
Heute hat die IG unabhängige Schweizer Brauereien ein Zeichen setzen wollen. Diese Brauer sagen, sie seien eigentliche Craft-Beer-Brauer und wollen sich damit von den grossen industriellen Massenbier-Produzenten abheben. Wenn man in mittelgrossen Brauereien vorbeischaut, sieht es dort aber doch schon ziemlich industriell aus, oder?
Ja, das finde ich auch. Zum Teil produzieren sie schon sehr viele Hektoliter von diesen Biersorten, die sie herstellen.
Sie haben einfach vielleicht klein angefangen, als Craft-Beer mit einem speziellen Geschmacksprofil und haben sich dann weiterentwickelt. Sie haben auch ihre Fangemeinde aufbauen können und hatten dadurch mehr Absatz. So sind sie vom Nischenbier auch zum massenfähigen Bier geworden.