Das Wichtigste in Kürze:
- Der Solothurner und der Aargauer Samariterverband stören sich an neuen Vorschriften und Zertifizierungen.
- Samariter wollten Laien-Helfer bleiben und nicht Rettungssanitäter werden, so die Kritik an den Schweizerischen Samariterbund.
- Beim Samariterbund ist man sich der Problematik bewusst und setzt auf Dialog mit den Mitgliedern.
Sie helfen am Stadtlauf den Sportlern nach Misstritten oder Besuchern am Dorffest bei einem Hitzeschlag: Die Mitglieder der Samaritervereine. Wie andere Dorfvereine kämpfen aber auch sie mit Mitgliederschwund. Immer mehr Vereine lösen sich auf oder fusionieren.
Dies habe unter anderem mit den veränderten Lebensgewohnheiten zu tun, so Silvia Stöckli vom Samariterverband des Kantons Solothurn. Ein anderer Grund seien aber auch die gestiegenen Anforderungen an die Mitglieder. Einige Samariter wollten weiter Laien-Helfer bleiben und keine ausgebildeten Rettungssanitäter werden.
«Am Sonntag waren sechs unserer Mitglieder am Fasnachtsumzug in Solothurn im Einsatz. Wenn nun die Anforderungen stetig steigen, haben sie vielleicht künftig keine Lust mehr.» Ohne Samariter würde die medizinische Erstbetreuung an Anlässen teurer, so Stöckli.
Zustimmung erhält man im Kanton Solothurn vom Verband Aargauischer Samaritervereine. Seitdem die Ausbildung des Schweizerischen Samariterbunds durch den «Interverband für Rettungswesen» zertifiziert sei, spielten immer mehr Samariter mit dem Gedanken an einen Austritt, so Vorstandsmitglied Werner Bolliger. Der Samariterbund sei mit seiner aktuellen Strategie übers Ziel hinausgeschossen. Die Basis komme mit der – vielleicht nicht zwingenden – Professionalisierung nicht mehr nach.
Die Kritik der Basis wurde gehört
Beim kritisierten Samariterbund hat man den Unmut der Basis vernommen. Hans Rudolf Keller, Direktor ad interim, erklärt, man sei offen für den Dialog und arbeite an einer Lösung. Der Beitritt zum «Interverband für Rettungswesen» sei erfolgt, um die Qualität der Rettungskette Schweizweit zu standardisieren.
Das Samariterwesen befinde sich momentan im Umbruch. Der Samariterbund wolle Vereine und Kantonalverbände unterstützen, damit die Mitglieder weiterhin Freude an ihrer freiwilligen Arbeit hätten. Dies versuche man etwa mit neuen Lehrmitteln oder einem Coach, der Vereinen bei Fusionen unterstützt.
Eine Veränderung wie etwa die Zertifizierung durch eine externe Stelle bringe in der aktuellen Umbruchphase Unsicherheiten mit, so Hans Rudolf Keller. Er persönlich sei momentan in einem intensiven Austausch mit dem externen Verband. Und er schaue, dass die Anforderungen nicht noch höher angesetzt würden, als sie heute sind.