Einen riesigen Bretterverschlag aus Spanplatten und Paletten hat der Künstler Thomas Hirschhorn auf dem Bieler Bahnhofplatz aufgestellt – mit Hilfe von Bielerinnen und Bielern. An den Holzwänden stehen Robert-Walser-Texte, auf Transparenten steht: «Auf die Frage: Warum ist Robert Walser so wichtig? bekommen Sie hier eine Antwort.»
Die begehbare Skulptur will einem breiten Publikum den Schriftsteller Walser näher bringen, der 1878 in Biel geboren wurde. Und dies auf sehr weit gefasste Art und Weise. Man kann Schach spielen, wandern gehen, es gibt Diskussionsrunden, Bielerinnen und Bieler lesen Walser-Texte vor.
Thomas Hirschhorn über seinen Bezug zu Robert Walser
«Ich bin ein Fan von Robert Walser. Mir gefällt, wie er radikal den Misserfolg angesteuert hat. Mir gefällt, dass er sich verweigert hat in der psychiatrischen Klinik und nicht mehr weiterschreiben wollte in der Un-Freiheit. Er hatte keine Angst vor dem Abgrund. Und mir gefällt, wie er das Schwache, das, was man nicht beachtet, nicht wichtig findet, beschrieben hat. Für mich ist er ein Held.»
... über Menschen, die seine Kunst ratlos macht
«Ich bin seit 30 Jahren Künstler. Wenn jemand findet, das sei nicht Kunst, was ich mache, dann ist das ein gutes Zeichen. Ein Kompliment. Dann zeigt das, dass meine Kunst etwas ist, was Fragen aufwirft. Und über das sofortige Verstehen hinaus geht. Und darum bin ich glücklich, wenn jemand meine Kunst nicht sofort versteht.»
...über die Bieler Taxifahrer, die gegen die Skulptur Einspruch gemacht haben.
«Ich habe es gut mit den Taxifahrern. Wir haben uns geeinigt. In den Taxis liegt jetzt ein Buch von Robert Walser auf. Die Taxifahrer sind jetzt Teil des Kunstprojekts geworden.»
... warum die Skulptur auf den Bahnhofplatz gehört
«Der Bahnhofplatz macht Sinn. Hier sind viele Menschen. Robert Walser beschreibt in seinen Texten auch viele Bahnhof-Situationen. Mir hat auch nie jemand gesagt, es mache keinen Sinn, diese Skulptur auf dem Bieler Bahnhofplatz aufzustellen. Man sagte nur, es sei unmöglich. Zudem: Als Künstler bestimme ich den Ort, wo ich meine Installation im öffentlichen Raum machen will. Das ist mein Prinzip.»
... über das Café Brésil, seinen Lieblingsort am Bahnhofplatz.
«Ich finde es schön, dass es solche Cafés gibt, wo die Leute nichts konsumieren müssen, wo sie stundenlang einfach sitzen können. Das Café Brésil ist sogar Sponsor meines Projekts. Egal, ob man fein aussieht, super Erfolg hat, man ist dort willkommen. Es ist ein toller Ort.»