Heute scheint es ganz normal, dass Querschnittgelähmte in eigenen Clubs zusammen Sport treiben. So gibt es in der Schweiz ganze 27 Rollstuhlclubs, die in der Schweizerischen Paraplegikervereinigung SPV organisiert sind. Die Dachorganisation der Querschnittgelähmten und der Rollstuhlclubs war vor vierzig Jahren von Guido A. Zäch gegründet worden. Doch Rollstuhlsport gab es schon zuvor.
Richtig angefangen hatte es bereits 1966. Dann nämlich wurde im luzernischen Kriens der erste Schweizer Rollstuhlclub ins Leben gerufen. Einer der Initianten war André Deville. Er ist selber zwar nicht im Rollstuhl, machte aber jeweils Sport zusammen mit seinem Schwager und einem Kollegen – beide im Rollstuhl. Sie besuchten dafür ein Turnen für Menschen mit Behinderungen in Luzern.
Sie hätten aber schnell bemerkt, dass beispielsweise blinde Menschen andere sportliche Bedürfnisse hatten als sie, erzählt André Deville. Deshalb sei die Idee einer Rollstuhl-Sportgruppe aufgekommen. «Das hiess: Wer in die Halle kommt, ist im Rollstuhl, egal mit welcher Behinderung. Einfach aus praktischen Gründen.» André Deville wurde zum Trainer und seine Sportler wurden immer besser. So gut, dass es bald auch für die Teilnahme an internationalen Wettkämpfen reichte.
Seither ist der Rollstuhlsport immer verbreiteter und anerkannter geworden. So seien die Paralympics in den letzten Jahren sogar zu einem richtigen medialen Ereignis geworden, sagt Thomas Hurni von der SPV. Wichtig ist ihm als Leiter Breitensport aber nicht nur die spitzensportliche Seite: «Man hat in der Schweiz gemerkt, Rollstuhlsportler sind Menschen wie du und ich. Sie sind unterwegs und können den Sport betreiben, der ihnen Spass macht.»
Um genau dies der Bevölkerung noch besser aufzuzeigen, hat die SPV zu ihrem 40-Jahr-Jubiläum die «Giro Suisse» organisiert. 70 Teilnehmerinnen und Teilnehmer kurven in 13 Tagen und ebenso vielen Etappen durch die Schweiz. Dies auf unterschiedlichen Gefährten: auf Handbikes, die wie Liegevelos funktionieren, auf Dreiradvelos mit Handantrieb oder auch auf Rollstühlen mit einem Velovorbau mit Elektromotor. Start war am Dienstag, und das – natürlich alles andere als zufällig – in Kriens, am Geburtsort des ersten Rollstuhlclubs der Schweiz.