Völlig überraschend hat die Zürcher SP-Stadträtin Claudia Nielsen am Mittwoch ihren Rücktritt bekannt gegeben. Am Donnerstagabend entscheidet die SP, ob sie eine neue Kandidatin oder einen neuen Kandidaten aufstellen will. Mark Balsiger, Experte für Krisenkommunikation, glaubt, das Risiko nicht gewählt zu werden, ist für die potentiellen Kandidaten zu gross.
SRF: Was bedeutet dieser Rücktritt drei Wochen vor den Wahlen für die SP?
Mark Balsiger: Für die SP ist dieser Rücktritt eine Riesenbelastung, weil sie ihre vier Sitze im Zürcher Stadtrat natürlich unbedingt behalten will. Die SP muss jetzt entscheiden, ob sie eine weitere Person ins Rennen schickt, oder ob sie für einmal demütig darauf verzichten will.
Was würden Sie der SP empfehlen?
Manchmal lohnt es sich in der Politik weit voraus zu schauen und auf die Glaubwürdigkeit zu achten. Die SP ist zwar klar die mächtigste Partei in der Stadt Zürich, aber in diesem Fall wäre es wohl nicht geschickt auf Biegen und Brechen diesen vierten Sitz zu verteidigen.
Warum nicht?
Zum einen stellt sich die Frage, wer sich jetzt überhaupt noch aufstellen lassen würde. Das Risiko, sich zu verheizen, ist gross. Zum anderen ist dieser Rücktritt auch eine Krise der Partei. Jetzt innerhalb von 24 Stunden einen neuen Kandiaten aufstellen, das kommt auch bei vielen linken Wählern nicht gut an.
Gehen wir davon aus, die SP schickt trotzdem eine vierte Kandidatin oder einen vierten Kandidaten ins Rennen. Wer könnte das sein?
Es muss eine Figur sein, die schon sehr bekannt ist. Das führt automatisch zu nationalen Parlamentarierinnen und Parlamentariern, die wahrscheinlich auch das Zeug dazu hätten. Das Risiko sich die Finger zu verbrennen, ist aber sehr hoch. Namen möchte ich keine nennen.
Das Gespräch führte David Vogel.