Am 31. August 2020 tritt Maurice Illi als Sicherheitsmanager der Stadt Luzern zurück. Vor zwölf Jahren hat er diese Stelle aufgebaut. Ziel war, beim Thema Sicherheit nicht nur an die Polizei zu denken, was damals eine Pionierleistung war. Illi machte sich mit kreativen Methoden für mehr Sicherheit einen Namen. Seine Luzerner Sicherheitsberichte fanden international Anerkennung. Nun gibt er den Job ab. Im Interview mit SRF zieht er Bilanz.
SRF News: Aktuell häufen sich die Meldungen zu Messerstechereien in Luzern. Ist es gefährlicher geworden in der Stadt?
Wenn man sich nur die letzten Wochen anschaut, würde ich diesen Eindruck bestätigen. Ob das statistisch stimmt, das weiss ich nicht so genau. Auch uns bereiten diese Vorfälle Sorgen. Es ist jedoch auch wichtig, die genauen Hintergründe zu kennen. War es ein Beziehungsdelikt zwischen zwei Kollegen, bei dem vielleicht Schulden im Spiel waren? Oder handelt es sich um Fälle, wo die Gewalt spontan aufgetreten ist? Dies wäre etwas anderes. Wir sind an den Abklärungen.
Könnten die Vorfälle auch etwas mit der Corona-Pandemie zu tun haben? Sind die Menschen unruhiger geworden?
Das beobachten wir tatsächlich. Seit den Lockerungen, seit wir wieder mehr Bewegungsfreiheit haben, kommt es im öffentlichen Raum zu einer Art Dampfablassen. An den bekannten Brennpunkten Ufschötti, Europaplatz – wo man sich so trifft an einem warmen Wochenende – dort sammeln sich die Menschen und wo es Menschen hat, kann es zu Konflikten und Gewalt kommen.
Was ist in einem solchen Fall Ihre Aufgabe als Sicherheitsmanager?
Ich aktiviere mein Netzwerk, nehme Kontakt auf zur Polizei, der SIP (die Einsatztruppe Sicherheit, Intervention, Prävention) oder auch zu privaten Sicherheitskräften. Wir treffen uns jetzt sehr kurzfristig zu einer Lagebesprechung und schauen, wie sie diesen Sommer noch präsenter sein können an diesen Orten.
Sie haben auch bewiesen, dass es kreativer geht. Beim Inseli zum Beispiel. Das war früher ein dunkler Ort und ist mittlerweile zu einem beliebten Treffpunkt geworden.
Genau, das war früher ein Ort, wo man nicht gerne hinging. Wir haben uns dann für seine Belebung eingesetzt. Zusammen mit einem privaten Anbieter riefen wir die Buvette ins Leben und so wurde das Inseli von der «No-go-Area» zum «Place-to-Be». Vor zwölf Jahren mussten wir noch erklären, dass auch das eine Sicherheitsmassnahme ist.
Sie mussten sich auch mit der Fussballfanszene beschäftigen. Wenn es bei FCL- Spielen zu Ausschreitungen kommt, dann ist das jeweils ein grosses Thema in den Medien und bei der Bevölkerung. Wie schätzen Sie als Sicherheitsmanager die Gewalt im Fussballstadion ein?
Im Stadion ist die Gewalt – abgesehen von wenigen Negativbeispielen – praktisch verschwunden. Und auch ausserhalb des Stadions machen das die Stadt Luzern und alle anderen Beteiligten gut. An anderen Orten ist man neidisch auf das Luzerner Modell. Genial ist hier, dass die Regierungsräte und auch der Polizeikommandant regelmässig mit Fans und Fanarbeitern zusammensitzen und die Probleme diskutieren. So lässt sich auch agieren und nicht nur reagieren.
Nun treten Sie nach 12 Jahren als Sicherheitsmanager zurück. Worauf sind Sie besonders stolz?
Zum einen ist das die Buvette beim Inseli, über die wir bereits gesprochen haben. Dann haben wir im Jahr 2015 das Sicherheitsdispositiv der Fasnacht überarbeitet, weil wir gemerkt haben, dass es wegen der grossen Menschenmengen zur Massenpanik kommen könnte. Also haben wir ein Crowd-Management aufgezogen und nun hat es pro Quadratmeter viel weniger Menschen als noch vor fünf Jahren. Es bleibt eng, doch die potenzielle Gefahr hat abgenommen.
Das Gespräch führte Tuuli Stalder.