Im Kanton Uri haben 94 Prozent aller Schulabgängerinnen und Schulabgänger eine Lehrstelle oder einen Platz an einer weiterführenden Schule. Im Kanton Schwyz sind es gar 98 Prozent. Das sind erfreuliche Zahlen. Sie zeigen, dass der überwiegende Teil der Zentralschweizer Jugendlichen den Eintritt ins Berufsleben schafft.
Allerdings haben viele Schülerinnern und Schüler den Lehrvertrag bereits eineinhalb Jahre vor Ende der obligatorischen Schulzeit im Sack. Häufig unterschreiben sie ihn bereits nach der ersten Schnupperlehre. Mit negativen Folgen: Nicht selten setzten sich die Jugendlichen zu wenig intensiv mit ihrer Berufswahl auseinander, entschieden sich zu früh für einen Beruf - und landeten dann im falschen, sagt Josef Renner, Leiter der Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung des Kantons Uri.
Eine Kehrseite der guten Wirtschaftslage
Zurückzuführen sei dies auf den Druck, den die Firmen ausübten, sagt Renner: «Die Wirtschaftslage ist momentan sehr gut. Das hat zur Folge, dass die Firmen viele Ausbildungsplätze anbieten - gleichzeitig haben sie aber Mühe, alle Plätze zu besetzen.» Sie versuchten daher, die Jugendlichen möglichst früh an sich zu binden. Zu beobachten sei dieser Trend in der gesamten Zentralschweiz, vor allem aber in den eher ländlich geprägten Kantonen Uri, Ob- und Nidwalden.
Mit dem Lehrvertrag lassen oft die Schulleistungen nach
Nebst der Gefahr, dass die Jugendlichen dabei den falschen Beruf wählen, droht häufig auch ein Absacken der schulischen Leistungen. Oft beobachte er, dass Jugendliche nicht mehr gleich viel in die Schule investierten, wenn sie eine Lehrstelle auf sicher hätten, sagt Josef Renner. «Der Druck, eine gute Lehrstelle zu finden, ist dann ja weg», sagt er.
Die Firmen bieten viele Ausbildungsplätze an. Sie haben aber Mühe, alle Plätze zu besetzen.
Was wiederum nicht im Interesse der Lehrbetriebe ist. Manche versuchen Gegensteuer zu geben - die Firma Dätwyler etwa, die in Altdorf unter anderem Kabel und Abdichtungen herstellt und jedes Jahr zwischen 15 und 20 Lehrlinge einstellt. Auch sie versucht, Jugendliche möglichst früh an sich zu binden, ohne allerdings gleich Lehrverträge auszustellen. Mediensprecher Guido Unternährer: «Statt eines Lehrvertrags stellen wir eine schriftliche Bestätigung aus und halten darin fest, dass wir an einer Anstellung interessiert sind - dass wir aber die Zeugnisse einfordern und vom Jugendlichen gleich bleibenden Effort in der Schule verlangen.»