Zum Inhalt springen
Audio
Weder Kostensenkung noch Abschreckung
Aus Regionaljournal Ostschweiz vom 27.12.2019. Bild: Keystone
abspielen. Laufzeit 58 Sekunden.

Säumige Krankenkassenzahler Die schwarze Liste des Kantons St.Gallen wird länger und länger

Eigentlich ging man davon aus, dass die schwarze Liste eine abschreckende Wirkung hat – dem scheint aber nicht so.

Die Zahl der betroffenen Personen auf der schwarzen Liste des Kantons St. Gallen hat sich in den letzten zwei Jahren verzehnfacht, die Kosten für die Verlustscheine nehmen weiter zu. Das zeigen Zahlen des Kantons, welche die Nachrichtenagentur Keystone-SDA heute publizierte.

Schwarze Liste St. Gallen

Box aufklappen Box zuklappen

Der Kanton St. Gallen führt seit 2015 eine schwarze Liste für Versicherte, die ihre Krankenkassenprämien nicht bezahlen. Bei einem Eintrag auf dieser Liste werden nur noch im Notfall Behandlungen vergütet. Beziehende von Sozialhilfe oder von Ergänzungsleistungen (EL) sowie Kinder bis zum vollendeten 18. Altersjahr werden nicht auf der schwarzen Liste eingetragen. Werden die Ausstände beim Krankenversicherer beglichen, wird der Eintrag auf der Liste für betriebene Versicherte wieder gelöscht.

Der Zweck der schwarzen Liste ist unter anderem Abschreckung, dieser ist aber umstritten. 2017 waren im Kanton St. Gallen 994 Personen auf der schwarzen Liste erfasst, Ende 2018 waren es bereits 4162 säumige Prämienzahler. Per 30. November 2019 stehen 9290 Personen auf der schwarzen Liste. Damit hat sich die Zahl in zwei Jahren fast verzehnfacht.

Ein Grund für den rasanten Anstieg 2019 dürfte der automatische Datenaustausch mit den Krankenkassen sein. «Es muss davon ausgegangen werden, dass dies zu einem nochmaligen massiven Anstieg der auf der Liste geführten Personen führen wird», schrieb die Caritas St. Gallen-Appenzell in ihrem letzten Jahresbericht.

Keine Kostensenkung

Die Verlustscheinforderungen sowie die Forderungen aufgrund gleichgesetzter Rechtstitel können durch die Krankenversicherer bei der SVA St. Gallen einmal jährlich zu 85 Prozent geltend gemacht werden.

Die Kosten für die Verlustscheine der säumigen Prämienzahler lagen 2016 bei 15.1 Millionen Franken, 2017 zahlte der Kanton den Krankenkassen 16.7 Millionen Franken und für 2018 stehen 18,6 Millionen Franken zu Buche. Für das ablaufende Jahr liegen die Zahlen noch nicht vor.

SP und Regierung gegen schwarze Liste

Im November 2018 hat der St. Galler Kantonsrat einen Vorstoss der SP-Grünen-Fraktion, der die Abschaffung der schwarzen Liste verlangte, deutlich abgelehnt. Die St. Galler Regierung hatte den Vorstoss unterstützt. Die Zahlungsmoral habe sich nicht verbessert, schrieb die Regierung. Die Kosten für die Verlustscheine der säumigen Prämienzahler hätten trotz der Liste laufend zugenommen.

Die Caritas St. Gallen-Appenzell kritisiert die schwarze Liste scharf. Die Verweigerung der Gesundheitsversorgung widerspreche den Grundsätzen der Menschenwürde und Solidarität und diskriminiere bestimmte Menschengruppen unzulässig. Es entstehe in der Schweiz eine Zweiklassenmedizin.

Neben dem Kanton St. Gallen führen momentan noch sechs weitere Kantone schwarze Listen: Aargau, Luzern, Schaffhausen, Thurgau, Tessin und Zug. Die übrigen Kantone haben das Instrument nie eingeführt oder es, wie zuletzt Graubünden und Solothurn, wieder abgeschafft.

Jederzeit top informiert!
Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden.
Schliessen

Jederzeit top informiert!

Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden. Mehr

Push-Benachrichtigungen sind kurze Hinweise auf Ihrem Bildschirm mit den wichtigsten Nachrichten - unabhängig davon, ob srf.ch gerade geöffnet ist oder nicht. Klicken Sie auf einen der Hinweise, so gelangen Sie zum entsprechenden Artikel. Sie können diese Mitteilungen jederzeit wieder deaktivieren. Weniger

Sie haben diesen Hinweis zur Aktivierung von Browser-Push-Mitteilungen bereits mehrfach ausgeblendet. Wollen Sie diesen Hinweis permanent ausblenden oder in einigen Wochen nochmals daran erinnert werden?

Meistgelesene Artikel