Shoppen, posten, liken: Das sind die Themen, die drei junge, gut aussehende Menschen interessieren. In weissen, hautengen Klamotten stampfen und tanzen sie über einen langen Laufsteg. Dieser zieht sich der Länge nach durchs Parkett im Zürcher Schauspielhaus. Aus Lautsprechern wummern die Bässe und einer der wichtigsten Sätze ist: «Ist mir doch s...egal!»
Egal ist den jungen Menschen, wie viel unnötige Klamotten sie kaufen oder unter welchen Bedingungen diese produziert werden. Bis sie in einem «Sweatshop» landen.
Dieses Szenario ist nicht nur die Ausgangslage einer millionenfach gestreamten Webserie aus Norwegen, sondern auch des Stücks «Sweatshop - Deadly Fashion» im Zürcher Schauspielhaus. Die Autorin Güzin Kar hat Texte dazu geschrieben, zum Beispiel den boshaft witzigen Monolog einer selbsternannten «Fashionista». Hauptsächlich wurde das Stück aber von Mitgliedern des Zürcher Schauspielhauses und des Jungen Theaters Basel erarbeitet.
Scharf an der Moralkeule vorbei
Die drei jungen Menschen durchlaufen im Stück quasi eine Reise zur Erkenntnis. Diese führt wie bei «Alice im Wunderland» durch verschiedene Räume und zu verschiedenen Figuren. Nur sind es hier nicht seltsame Fantasiewesen. Es gibt da den Kaufsüchtigen, der eine Therapie machen muss. Oder es gibt die Näherinnen, die in dunklen Kellerlöchern für 100 Dollar im Monat Kleider nähen.
Regisseur Sebastian Nübling inszeniert diese Reise nicht auf der Bühne, sondern dahinter. Die Szenen werden live gefilmt und auf die Bühnenwand projiziert. Das ist technisch virtuos gemacht, aber man fühlt sich eher wie im Kino als im Theater. Auch winken die Macher bei manchen Szenen etwas gar heftig mit dem Moralzeigefinger.
Nach gut eineinhalb Stunden bleibt den Mode besessenen jungen Leuten das saloppe «Ist mir doch s...egal!» immer häufiger im Hals stecken. Sie fragen sich viel mehr: Was können wir ändern? Antworten findet das Publikum im Schauspielhaus direkt auf der Bühne: Da werden die einzelnen Szenebilder zu Informationsständen.