Montagmorgen in der Kantonsschule Alpenquai in Luzern, erster Schultag nach den Sommerferien. Die Pausenglocke läutet, die Türen der Klassenzimmer öffnen sich, Kinder und Jugendliche strömen auf die Gänge – doch das Stimmengewirr klingt gedämpfter als sonst: Alle Schülerinnen und Schüler haben ein Stück Stoff vor dem Mund.
«Die Brillengläser beschlagen»
Seit heute herrscht Maskenpflicht auf den Gängen des grössten Gymnasiums der Zentralschweiz, genau wie auch an den übrigen Luzerner Kantons- und Berufsschulen; ältere Schülerinnen und Schüler müssen auch in den Unterrichtszimmern eine Maske tragen.
Gewöhnungsbedürftig sei das, sagt eine Schülerin: «Die Maske ist nicht sehr bequem, zudem beschlagen die Gläser der Brille» Anderen ist die Maske zu heiss, zu eng, zu locker – so richtig wohl scheint sich damit niemand zu fühlen.
Maskenverweigerer sind keine zu sehen
Dennoch: An der Kanti Alpenquai ist niemand zu sehen, der sich nicht an die Maskenpflicht hält. «Dadurch, dass alle eine Maske tragen, gibt es eine Verbindung zwischen allen Schülerinnen und Schülern», sagt eine Gymnasiastin. «So wird sichtbar, dass wir alle gemeinsam gegen die Corona-Pandemie ankämpfen.»
Auch Hans Hirschi, Rektor der Kantonsschule mit ihren rund 1800 Schülerinnen und Schülern, konnte am ersten Schultag keine Maskenverweigerer ausmachen. «Vieles läuft natürlich über die soziale Kontrolle», sagt er. «Wenn alle eine Maske tragen, wird jemand, der dies nicht tut, darauf angesprochen.»
Er rechne daher nicht damit, dass die Maskenpflicht unterlaufen werde. Zumal die Konsequenzen drastisch wären: Schüler, die an der Kanti Alpenquai ohne Maske unterwegs sind und dies nicht mit einem Arztzeugnis rechtfertigen können, müssen dem Unterricht fernbleiben.
Harsche Kritik von einzelnen Eltern
Die strikten Regeln, die der Kanton Luzern seinen Gymnasien und Berufsschulen verordnet hat, stiessen manchen Eltern im Vorfeld sauer auf. In einem offenen Brief an die Bildungsdirektion hatten sie die Maskenpflicht kritisiert.
Einige Schülerinnen und Schüler müssen daher mit dem Zwiespalt leben, dass sie in der Schule Regeln befolgen müssen, die ihre Eltern zu Hause nicht gutheissen. Etwa eine Schülerin, die sagt: «Meine Mutter hinterfragt viele Corona-Schutzmassnahmen, und abends führen wir oft Diskussionen darüber, was jetzt sinnvoll oder übertrieben ist – auch die Maskenpflicht.»
Rektor setzt auf Pragmatismus
Rektor Hans Hirschi hat nur vereinzelte Rückmeldungen von Eltern bekommen, die die Maskenpflicht an seiner Schule kritisieren. Er nimmt diese Kritik sportlich: «Man kann ja die Maskenpflicht befolgen, auch wenn man sie nicht gutheisst», sagt er. «Es ist ja häufig so, dass man sich an Regeln hält, auch wenn man persönlich das Gefühl hat, sie seien nicht nötig.» Hirschi vertraut auf eine gute Portion Pragmatismus bei den Schülerinnen und Schülern und ihren Eltern – dann gebe es keine Probleme mit der Maskenpflicht.
Die Glocke ertönt wieder, Ende der Pause. Die Schülerinnen und Schüler gehen zurück in ihre Klassenzimmer. Die Jüngeren können die Masken dort abnehmen. Bei den Älteren bleibt sie vor dem Gesicht.