Das Sorgentelefon, das die Schule Hessgut in Köniz eingerichtet hat, läutet kaum. Von den Problemen und Anliegen der Kinder, der Jugendlichen und ihren Eltern, erfährt Schulsozialarbeiterin Karin Enzen von den Lehrpersonen.
Ich bin auf die Rückmeldungen der Lehrpersonen angewiesen.
Die Lehrpersonen seien diejenigen, die auf sie zukämen, weil sie sich Sorgen um ein Kind, um eine Familie machten, sagt Enzen. «Die Lehrerinnen und Lehrer stehen ja in direktem Kontakt mit den Familien – via Chat oder beim Vorbeibringen der Aufgaben-Päckli.» Sie sei deshalb auf die Rückmeldungen der Lehrpersonen angewiesen, so die Schulsozialarbeiterin.
Es fehlt vor allem an Struktur
Karin Enzen gibt den Lehrerinnen und Lehrern Tipps, die diese dann umsetzen oder den Familien weitergeben. Sie nimmt aber auch persönlich –via Telefon – Kontakt auf. Am häufigsten gehe es darum, eine Struktur zu finden, einen Tagesplan zu machen. «Da geht es um Ämtli, wer wann was spielen darf, wie die Zeiten für den Medienkonsum aussehen oder wie man trotz Corona Bewegung einbauen kann.»
Die Insel ist eine neutrale Zone, da wird nicht gestritten.
Da die Kontakte mit Gleichaltrigen und mit Menschen ausserhalb der Familie eingeschränkt sind, gebe es auch viel mehr Spannungen in den Familien. Der Tipp der Sozialarbeiterin: Eine Friedensinsel schaffen. Das sei eine neutrale Zone, in die man sich zurückziehen, aber auch treffen könne, um Konflikte zu lösen, sagt Karin Enzen. Wie weit ihre Tipps ausprobiert werden und nützen, weiss Karin Enzen nicht, da kein Vorbeigehen möglich ist.
Das Verarbeiten braucht Zeit
Wenn die Schulen am 11. Mai wieder öffnen, werde nicht alles wieder gut sein, ist Enzen überzeugt. Die Corona-Zeit habe Spuren hinterlassen. «Ich kann mir gut vorstellen, dass die Lehrerinnen und Lehrer diese Zeit im Unterricht zum Thema machen – um so eine Auseinandersetzung und Verarbeitung anzuregen.» Sicher brauche es aber eine gute Zusammenarbeit der Kinder, der Eltern und der Lehrpersonen, um einen Weg zurück in den Alltag zu finden.