Wenige Hundert Meter von der Grenze zu Österreich entfernt sitzt Thomas Bolt in seinem Büro. Der 50-jährige ist Geschäftsleiter des Arbeitgeberverbands Rheintal. Sein Blick schweift aus dem 5. Stock des Hochhauses Richtung Nachbarland: «Wir haben viel gemeinsam mit Vorarlberg.» Mit über 500 Firmen und rund 18'000 Angestellten steht Bolt dem führenden Wirtschaftsverband im St. Galler Rheintal vor. Gemeinsamer Lebensraum bedeutet auch gemeinsamer Wirtschaftsraum. Doch der birgt seine Tücken. Stichwort Einkaufstourismus. Noch immer leide das lokale Gewerbe unter dem starken Franken.
Grenzgänger sorgen für Unmut
Während sich die Wirtschaft auf der Schweizer Seite des Rheins masslos ärgert, reiben sich die Geschäftsleute auf der österreichischen Seite die Hände. Doch es geht auch umgekehrt. Stichwort Grenzgänger. Mehrere Tausend Vorarlbergerinnen und Vorarlberger pendeln täglich in die Schweiz zur Arbeit. Eine Thematik, die bei den Wirtschaftsverbänden ennet der Grenze für rote Köpfe sorgt: «Die Vorarlberger werfen uns vor, sie bilden die Arbeitskräfte aus und wir werben sie ab», sagt Bolt. Von einem Streit will er nicht reden. Man treffe sich regelmässig mit den Wirtschaftsverbänden im Vorarlberg und bespreche aktuelle Probleme.
Wären Vorarlberger lieber Schweizer?
Das Zusammenleben hüben und drüben klappt also nicht immer ganz reibungslos. Grundsätzlich aber lebt man gut miteinander. Und dass man sich grundsätzlich zugetan ist, beweist auch eine Abstimmung vor rund 100 Jahren. Damals wollte die grosse Mehrheit der Vorarlbergerinnen und Vorarlberger gar der Schweiz beitreten. Doch ob die damaligen Argumente Stabilität und Frieden heute noch ziehen würden? «Nein», sagt ein älterer Mann in Lustenau auf der Strasse. Er glaubt, die Mehrheit in Vorarlberg sei heute gerne in Österreich daheim.
SRF1, Regionaljournal Ostschweiz, 17:30 Uhr