Zum Inhalt springen

Header

Zur Übersicht von Play SRF Audio-Übersicht

Über 100 Hunde eingeschläfert Kantonstierärztin: «So etwas erlebe ich hoffentlich nie wieder»

Der Solothurner Veterinärdienst hat am Donnerstag und Freitag in Begleitung der Kantonspolizei einen Hof in Ramiswil geräumt. Auf diesem befanden sich gemäss dem Kanton viele kranke und unterernährte Tiere. Über 100 Hunde wurden eingeschläfert. Die Kantonstierärztin Chantal Ritter über einen Fall von Tiermisshandlung, der auch ihr persönlich naheging.

Chantal Ritter

Solothurner Kantonstierärztin

Personen-Box aufklappen Personen-Box zuklappen

Chantal Ritter ist promovierte Tierärztin und seit 2021 Solothurner Kantonstierärztin und Leiterin des Veterinärdienstes.

Wie sind Sie auf den Hof aufmerksam geworden?

Chantal Ritter: Der Hof war uns bekannt. Wir haben dort mehrfach Kontrollen durchgeführt. Bei der letzten Kontrolle waren die verfügten Massnahmen eingehalten. In letzter Zeit ist die Situation jedoch eskaliert – und das sehr schnell. Aufgrund einer Meldung sind wir ein weiteres Mal zum Hof gegangen und haben die entsprechenden Zustände vorgefunden.

Hunde in Zwinger
Legende: Bei der Hofräumung beschlagnahmte der Veterinärdienst mehrere Dutzend Pferde, rund 120 Hunde sowie zwei Geissen. Imago/Thomas Maresca (Symbolbild)

Wie können solche Fälle eskalieren?

In den meisten Fällen halten sich die Tierhalter an die verfügten Massnahmen und haben die Lage mehr oder weniger im Griff. Solche Tierschutzfälle sind jedoch hochdynamisch und die Situation kann sich sehr schnell ändern. Eine solche Eskalation hat in diesem Fall stattgefunden.

Dass wir so viele Tiere noch vor Ort einschläfern mussten, ist mir noch nie passiert – und ich hoffe, dass es auch das letzte Mal war.

Generell passieren solche Tierschutzfälle selten willentlich oder bewusst. Meistens liegt eine komplexe Problemlage vor.

Über 100 Hunde mussten eingeschläfert werden. Gab es keine Alternative?

Leider bestand keine andere Möglichkeit. Ich habe die Hunde selber gesehen. Sie waren in einem derart schlechten Zustand, dass sie nicht mehr gesundgepflegt werden konnten. Dass wir so viele Tiere noch vor Ort einschläfern mussten, ist mir noch nie passiert – und ich hoffe, dass es auch das letzte Mal war.

Es handelt sich also um einen grossen Fall von mutmasslicher Tierquälerei?

Ja, das ist so. So weit mir bekannt ist, ist es einer der grössten Fälle, die es bislang im Kanton Solothurn gegeben hat.

Wir haben alle Hunde zuhause und sind tierliebend. Wenn so etwas passiert, belastet uns das sehr.

Was passiert mit den Tieren, die noch am Leben sind? Sie haben ja Pferde, Hunde und Geissen beschlagnahmt.

Sie sind im Moment an einem Ort, an dem sie gut und ihren Anforderungen entsprechend betreut werden. Nun wird abgeklärt, in welchem Zustand diese Tiere sind. Anschliessend wird geschaut, wie es mit den Tieren und auch mit dem Betrieb weitergeht.

Wie belastend ist es für Sie und Ihr Team, mit einer solchen Aufgabe konfrontiert zu sein?

Wir haben zwar eine gewisse Professionalität im Umgang mit solchen Fällen. Mein Team und ich stehen aber auf der Seite des Tierschutzes und engagieren uns hier stark. Wir haben alle Hunde zuhause und sind tierliebend. Wenn so etwas passiert, belastet uns das sehr. Wir haben gemeinsam darüber gesprochen und ein Debriefing gemacht. Letztlich findet jeder seinen eigenen Weg, um das wieder aus dem Kopf zu kriegen.

Das Gespräch führte Christiane Büchli.

SRF 4 News, 9.11.2025, 14 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel