Zum Inhalt springen

Header

Fünf Rentner sitzen auf einer Bank, man sieht alle von hinten.
Legende: Die Statistik zeigt: Die meisten EL-Bezüger im Rentenalter sind Frauen. Keystone
Inhalt

Schweiz 38 Prozent aller Frauen haben keine Pensionskasse

Die Anzahl Rentner, die Ergänzungsleistungen (EL) beziehen, steigt immer mehr an. Besonders betroffen sind die Frauen – 2013 erhielten über 127'000 Rentnerinnen EL. Das könnte an den fehlenden Pensionskassen liegen, denn über ein Drittel aller Frauen in der Schweiz zahlt keine Beiträge.

Der Bundesrat will verbieten, Gelder aus der Pensionskasse vor der Rente zu beziehen – etwa zum Hausbau oder für eine Selbständigkeit. Grund: Die Ergänzungsleistungen (EL) für Personen, welche im Alter an Armut leiden, nehmen stetig zu. In der Tat waren im Jahr 2004 noch 146'000 Rentner auf EL angewiesen – 2013 waren es bereits knapp 186'000 Personen. Und die Statistik zeigt: fast 70 Prozent davon sind Frauen.

Viele Frauen fallen durch das Raster

Überhaupt ist das Problem der steigenden EL wohl bei den Frauen zu suchen. Nationalrätin Bea Heim (SP/SO) sagt, dass viele Frauen keine Pensionskassenbeiträge bezahlten, weil sie entweder gar nicht arbeiteten, nur Teilzeit oder trotz Vollzeitbeschäftigung zuwenig verdienten.

Legende:
Ergänzungsleistungen zur Altersversicherung Immer mehr Menschen in der Schweiz beziehen zusätzlich zu ihrer Altersversicherung Ergänzungsleistungen – besonders frappant ist hier jedoch der Unterschied zwischen männlichen und weiblichen Bezügern. Bundesamt für Sozialversicherungen

Ein Blick auf die Zahlen des Bundesamts für Statistik zeigt: 37,9 Prozent aller Frauen in der Schweiz zahlen keine Pensionskassenbeiträge – gemessen an der weiblichen Gesamtbevölkerung zwischen 18 und 64 Jahren. Bei den Männern stehen gemessen an der männlichen Gesamtbevölkerung zwischen 18 und 64 Jahren 17 Prozent ohne die obligatorische Versicherung da.

In der beruflichen Vorsorge ist nur obligatorisch versichert, wer ein Einkommen von rund 21'000 Franken pro Jahr erzielt. Viele Frauen stolpern über diese Hürde. Die Anzahl Frauen in Teilzeitbeschäftigung ist in den vergangenen 20 Jahren massiv gestiegen. Waren beispielsweise 1991 noch 50,9 Prozent aller Frauen in einer Vollzeitbeschäftigung, waren es 2013 gerade noch 41,4 Prozent.

Legende:
Teilzeitarbeit bei Frauen immer beliebter Im Jahr 1991 waren in der Schweiz noch über 50 Prozent aller erwerbstätigen Frauen Vollzeit beschäftigt. 2013 waren es noch 41,4 Prozent. Bundesamt für Statistik

Hinzu kommt das Problem, dass auch Frauen, welche Pensionskassenbeiträge bezahlen, durch ihre Teilzeittätigkeiten oder ihre tiefen Löhne im Alter oft Abstriche machen müssen. Eine Berechnung des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes kommt zum Schluss, dass Männer nach ihrer Pensionierung mit einer monatlichen Rente aus der Pensionskasse in der Höhe von 2700 Franken rechnen können – Frauen erhalten im Schnitt 1400 Franken pro Monat.

Löst eine Senkung des Mindestbetrages das Problem?

Der Bundesrat will dem ein Ende bereiten. Mit dem Reformprojekt «Altersvorsorge 2020» will er die berufliche Vorsorge verbessern. Das Mindesteinkommen soll dabei auf rund 14'000 Franken herabgesetzt werden. Damit wären laut Vernehmlassungstext rund 90 Prozent der Arbeitnehmenden obligatorisch im BVG versichert.

Nach den Worten von Nationalrätin Bea Heim ist dies eine durchaus sinnvolle Massnahme – zumindest, was den Missbrauch betrifft. Viele Arbeitgeber würden Mitarbeitende heute so beschäftigen, dass sie mit ihren Pensen unter der Schwelle von 21'000 Franken im Jahr lägen. Noch mehr befürwortet Heim allerdings eine flexible Gestaltung der Einkommensversicherung – im Verhältnis zum Beschäftigungsgrad oder in Prozenten. Dies würde gewährleisten, dass keine zu kleinen Teile des Einkommens versichert würden. Denn wenig Geld in der Pensionskasse hilft genauso viel wie gar keins.

Weiter hofft Bea Heim, dass die Löhne der Frauen endlich an diejenigen der Männer angeglichen werden: «Noch immer verdienen Frauen im Schnitt 19 Prozent weniger als Männer in vergleichbaren Berufen.» Es brauche mehr Kinderkrippen und Tagesschulen, damit die Frauen mit Betreuungsaufgaben ihre Arbeitszeit selbstbestimmter gestalten oder ihr Pensum aufstocken können, um später eine höhere PK-Rente zu haben.

Der Bundesrat hat das Eidgenössische Departement des Inneren beauftragt, diese und andere Anpassungen am Reformprojekt vorzunehmen. Die Botschaft mit den Entwürfen für den Verfassungs- und den Gesetzestext soll im Herbst vorliegen.

Sendungsbeiträge zu diesem Artikel

  • Video
    Avenir Suisse will Sparzwang für Ältere
    Aus 10 vor 10 vom 10.07.2014.
    abspielen. Laufzeit 4 Minuten 58 Sekunden.

    Avenir Suisse will eine Pflegeversicherung

    Die Mutter im Pflegeheim, der Vater zuhause betreut von der Spitex: Wer davon betroffen ist, weiss, wie teuer die Pflege im Alter ist. Das Problem: Viele Ältere haben nicht genügend Geld auf der Seite, um die eigene Pflege zu bezahlen. Avenir Suisse will darum eine Pflegeversicherung einführen.

  • Video
    Aus der Traum vom Haus?
    Aus Arena vom 04.07.2014.
    abspielen. Laufzeit 1 Minute 16 Sekunden.

    Das Thema Pensionskassenvorbezug in der Arena

    Der Kauf von Wohneigentum soll erschwert werden. Der Bundesrat möchte, dass man für den Hauskauf kein Geld mehr aus dem obligatorischen Teil der Pensionskasse nehmen darf. Die Banken wiederum verschärfen die Regeln für Hypotheken. Ist damit der Traum vom eigenen Haus für viele gestorben?

Jederzeit top informiert!
Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden.
Schliessen

Jederzeit top informiert!

Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden. Mehr

Push-Benachrichtigungen sind kurze Hinweise auf Ihrem Bildschirm mit den wichtigsten Nachrichten - unabhängig davon, ob srf.ch gerade geöffnet ist oder nicht. Klicken Sie auf einen der Hinweise, so gelangen Sie zum entsprechenden Artikel. Sie können diese Mitteilungen jederzeit wieder deaktivieren. Weniger

Sie haben diesen Hinweis zur Aktivierung von Browser-Push-Mitteilungen bereits mehrfach ausgeblendet. Wollen Sie diesen Hinweis permanent ausblenden oder in einigen Wochen nochmals daran erinnert werden?

Meistgelesene Artikel