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Abstimmungen Kanton Glarus Landsgemeinde: autofreie Sonntage und ein später Zmittag

Der Kanton Glarus traf sich am Sonntag zur Landsgemeinde. Lange Diskussionen sorgten für einen späten Zmittag.

«Ds Wort isch frii», hiess es am Sonntag wieder auf dem Zaunplatz, an der Glarner Landsgemeinde.

Der gut gefüllte Ring mit den Stimmberechtigten, der sich entgegen anderer Prognosen auch von einigen Sonnenstrahlen bescheinen lassen durfte, stimmte über strittige Punkte ab. Gegen Ende kamen Wind und Regen auf. Den hitzigen Diskussionen tat dies aber kaum einen Abbruch.

Aber von Anfang an: Der erste kleinere Streitpunkt betraf die politische Partizipation. Bislang durften Glarnerinnen und Glarner gratis mit dem ÖV zur Landsgemeinde reisen. Dies wollten die Regierung und der Landrat nicht mehr. Wer komme, soll ein Billett kaufen. Vielfach werde der Gratis-ÖV für Ausflüge missbraucht.

Dem hielt SP-Landrätin Sabine Steinmann entgegen. Es sei unfair, wenn Leute, welche weiter weg wohnen, mehr bezahlen müssten. Und dies für eine Massnahme der Regierung, die 25'000 Franken einspare. Die Landsgemeinde stimmte dieser Ansicht zu. Der ÖV bleibt für alle mit Stimmrechtsausweis gratis.

Erschliessung von Braunwald gesetzlich verankert

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Bergbahn am Hang vor Berglandschaft.
Legende: Die Braunwaldbahn im Kanton Glarus. Keystone/Gian Ehrenzeller

Für überraschend wenig Diskussionen sorgte das achte Traktandum, bei dem es ebenfalls um den öffentlich Verkehr ging. Das überarbeitete Gesetz sieht vor, dass alle Ortschaften im Kanton mit einem Halbstundentakt bedient werden.

Ein Stimmbürger trat ans Mikrofon, sein Antrag wurde jedoch von Landammann Kaspar Becker unterbrochen und als unzulässig taxiert. Die Landsgemeinde stimmte dem neuen Gesetz unverändert zu. Damit ist auch die Erschliessung vom autofreien Dorf Braunwald per Standseilbahn gesetzlich verankert.

Dass das touristisch beliebte Klöntal «an einzelnen Sonntagen» autofrei werden soll, beschloss die Landsgemeinde bereits vor drei Jahren. Nun wurde kontrovers diskutiert, wie viele Sonntage autofrei werden sollen, wie lange die Sperrung dauern soll, und wie gross das Gebiet sein soll.

Die Landsgemeinde lehnte einen SVP-Antrag, nur zwei autofreie Sonntage einzuführen, ab. Es werden ab Sommer 2026 drei Sonntage sein. Die Saggbergstrasse ist davon nicht betroffen. Das Fahrverbot gilt von 7 Uhr morgens bis 19 Uhr abends.

Pleite für viel diskutierte Bildungsgutschriften

Es wäre schweizweitig einzigartig gewesen: eine finanzielle Unterstützung des Kantons für Kinder, die an Privatschulen gehen. So wollte es ein Antrag von Nils Landolt, dem Mitgründer einer Privatschule. Damit sollte dem Lehrkräftemangel und dem steigenden Bedarf an Sonderschulen entgegengewirkt werden.

Menschenmenge bei einer Veranstaltung im Freien, sitzende Zuschauer im Vordergrund.
Legende: Kinder dürfen an der Glarner Landsgemeinde ebenfalls in den Ring. Natürlich ohne Stimmzettel. Links in der ersten Reihe (4.v.l.): Bundesrat Albert Rösti. Keystone/Gian Ehrenzeller

Landolt hielt eine lange Rede im Ring, bis Landammann Kaspar Becker ihn mehrmals ermahnte, er solle zum Punkt kommen. Aus der Menge tönte es: «Holt den runter!» Becker griff abermals ein: «Die Versammlung leite immer noch ich.» Er ergänzte jedoch: «Eine gute Landsgemeinderede passt auf ein A4-Blatt.»

Nach zahlreichen weiteren Rednerinnen und Rednern kam es schliesslich zu einem überraschend deutlichen Nein zu den Bildungsgutschriften.

Ausländerstimmrecht flammte nochmals auf

Beim letzten Traktandum ging es um die Neuordnung des Gemeinderechts. Darin enthalten: Die drei Gemeinden sollen frei entscheiden können, ob sie eine Gemeindeversammlung oder ein Parlament wollen.

Die Regierung wollte zudem den Gemeinden auch die Möglichkeit geben, das Ausländerstimmrecht einzuführen. Der Landrat strich diesen Passus allerdings aus dem Gesetzesentwurf. Die Grünen brachten das Thema an der Landsgemeinde wieder auf den Tisch, die SVP hielt dagegen. Der Antrag kam nicht durch, die Vorlage wurde unverändert angenommen.

Nach Wind und Wetter zur Kalberwurst

Während der letzten Diskussion blies der Wind immer kräftiger, Regen kam auf. Landammann Kaspar Becker hielt die Stimmberechtigten an, noch im Ring zu bleiben.

Um kurz vor 14 Uhr war es dann so weit: Becker beendete die Landsgemeinde 2025. Traditionell gehen die Glarnerinnen und Glarnern nach der Landsgemeinde zum Zmittag mit Kalberwurst.

Nachrichten, 4.5.2025, 14 Uhr ; 

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