«Ds Wort isch frii», hiess es am Sonntag wieder auf dem Zaunplatz, an der Glarner Landsgemeinde.
Der gut gefüllte Ring mit den Stimmberechtigten, der sich entgegen anderer Prognosen auch von einigen Sonnenstrahlen bescheinen lassen durfte, stimmte über strittige Punkte ab. Gegen Ende kamen Wind und Regen auf. Den hitzigen Diskussionen tat dies aber kaum einen Abbruch.
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Bild 1 von 5. Ein Mehr aus orangen Stimmzetteln: Die Landsgemeinde Glarus findet traditionell am ersten Sonntag im Mai statt. Bildquelle: Keystone/Gian Ehrenzeller.
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Bild 2 von 5. Christian Marti ist seit Februar im Regierungsrat. Er wurde an der Landsgemeinde vereidigt. Bildquelle: Keystone/Gian Ehrenzeller.
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Bild 3 von 5. 17 Jahre lang war Andrea Bettiga in der Glarner Regierung. Er musste altersbedingt aufhören und wurde an der Landsgemeinde verabschiedet. Bildquelle: Keystone/Gian Ehrenzeller.
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Bild 4 von 5. Markus Heer wurde als neuer Landammann vereidigt. Bildquelle: Keystone/Gian Ehrenzeller.
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Bild 5 von 5. Die Glarner Vertretung in Bern (von links): die Ständeräte Mathias Zopfi (Grüne) und Benjamin Mühlemann (FDP) sowie Nationalrat Markus Schnyder (SVP). Bildquelle: Keystone/Gian Ehrenzeller.
Aber von Anfang an: Der erste kleinere Streitpunkt betraf die politische Partizipation. Bislang durften Glarnerinnen und Glarner gratis mit dem ÖV zur Landsgemeinde reisen. Dies wollten die Regierung und der Landrat nicht mehr. Wer komme, soll ein Billett kaufen. Vielfach werde der Gratis-ÖV für Ausflüge missbraucht.
Dem hielt SP-Landrätin Sabine Steinmann entgegen. Es sei unfair, wenn Leute, welche weiter weg wohnen, mehr bezahlen müssten. Und dies für eine Massnahme der Regierung, die 25'000 Franken einspare. Die Landsgemeinde stimmte dieser Ansicht zu. Der ÖV bleibt für alle mit Stimmrechtsausweis gratis.
Dass das touristisch beliebte Klöntal «an einzelnen Sonntagen» autofrei werden soll, beschloss die Landsgemeinde bereits vor drei Jahren. Nun wurde kontrovers diskutiert, wie viele Sonntage autofrei werden sollen, wie lange die Sperrung dauern soll, und wie gross das Gebiet sein soll.
Die Landsgemeinde lehnte einen SVP-Antrag, nur zwei autofreie Sonntage einzuführen, ab. Es werden ab Sommer 2026 drei Sonntage sein. Die Saggbergstrasse ist davon nicht betroffen. Das Fahrverbot gilt von 7 Uhr morgens bis 19 Uhr abends.
Pleite für viel diskutierte Bildungsgutschriften
Es wäre schweizweitig einzigartig gewesen: eine finanzielle Unterstützung des Kantons für Kinder, die an Privatschulen gehen. So wollte es ein Antrag von Nils Landolt, dem Mitgründer einer Privatschule. Damit sollte dem Lehrkräftemangel und dem steigenden Bedarf an Sonderschulen entgegengewirkt werden.
Landolt hielt eine lange Rede im Ring, bis Landammann Kaspar Becker ihn mehrmals ermahnte, er solle zum Punkt kommen. Aus der Menge tönte es: «Holt den runter!» Becker griff abermals ein: «Die Versammlung leite immer noch ich.» Er ergänzte jedoch: «Eine gute Landsgemeinderede passt auf ein A4-Blatt.»
Nach zahlreichen weiteren Rednerinnen und Rednern kam es schliesslich zu einem überraschend deutlichen Nein zu den Bildungsgutschriften.
Ausländerstimmrecht flammte nochmals auf
Beim letzten Traktandum ging es um die Neuordnung des Gemeinderechts. Darin enthalten: Die drei Gemeinden sollen frei entscheiden können, ob sie eine Gemeindeversammlung oder ein Parlament wollen.
Die Regierung wollte zudem den Gemeinden auch die Möglichkeit geben, das Ausländerstimmrecht einzuführen. Der Landrat strich diesen Passus allerdings aus dem Gesetzesentwurf. Die Grünen brachten das Thema an der Landsgemeinde wieder auf den Tisch, die SVP hielt dagegen. Der Antrag kam nicht durch, die Vorlage wurde unverändert angenommen.
Nach Wind und Wetter zur Kalberwurst
Während der letzten Diskussion blies der Wind immer kräftiger, Regen kam auf. Landammann Kaspar Becker hielt die Stimmberechtigten an, noch im Ring zu bleiben.
Um kurz vor 14 Uhr war es dann so weit: Becker beendete die Landsgemeinde 2025. Traditionell gehen die Glarnerinnen und Glarnern nach der Landsgemeinde zum Zmittag mit Kalberwurst.