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Abtreibungsfinanzierung Crowdfunding vor Abstimmungen: Wenn die grossen Geldgeber fehlen

Am 9. Februar entscheidet das Stimmvolk, ob Abtreibungen auch künftig von der Krankenkasse bezahlt werden. Die Positionen sind bezogen, die Frage ist brisant – und dennoch fliesst das Geld nicht im grossen Stil. Befürworter und Gegner betteln um Kleinspenden.

SVP-Ständerat Peter Föhn
Legende: SVP-Ständerat Peter Föhn: 500'000 Franken – ohne grosse Geldgeber Keystone

Kürzlich hat das Initiativ-Komitee um Ständerat Peter Föhn von der SVP seine Argumente mit der einer Abstimmungszeitung in alle Haushalte getragen. Darin die Nahaufnahme einer Mutter, die liegend ihr Baby anlacht. Dazu die Aussage: «Ich will doch keine Abtreibungen mitfinanzieren müssen!»

Unternehmer Föhn will mehr als eine halbe Million Franken in den Abstimmungskampf stecken – ohne grosse Geldgeber. «Wir werden von keiner Partei unterstützt, auch Grossspenden gibt es nicht», sagt Föhn. Hinter ihm stehe auch keine Kirche und kein Verein. Er setzt auf Klein- und Kleinstspender. «Die summieren sich, wenn etliche tausend Leute uns unterstützen.»

Auch die Gegner setzen auch Kleinspenden

Grosse Sprünge kann auch das überparteiliche Gegenkomitee nicht machen. Es hat ein deutlich kleineres Budget von 40'000 Franken – obwohl die Frauenparteien von SVP, FDP und CVP, die SP, die Grünen, die BDP und die GLP es tragen. «Ein Armutszeugnis», sagt die Berner SP-Politikerin Lea Kusano vom Komitee dazu. Überrascht ist sie nicht: Bei Gleichstellungsthemen sei es oft so, dass die finanzkräftigen Verbände hinter den Parteien fehlten.

Und deshalb setzt auch das Gegenkomitee auf Kleinspenden. 20'000 Franken, die Hälfte des Budgets, soll im Internet über eine Crowdfunding-Plattform zusammenkommen. «Wir haben schlichtweg das Geld für die Kampagne nicht und fragen deshalb die Bevölkerung, ob sie bei der Finanzierung mithelfen will», erklärt Lea Kusano. Spenderinnen und Spender können fünf Projekte unterstützen: das Inserat, den Flyer oder die Grafikarbeiten für die Kampagne, Kleinplakate oder Kleber.

Methode mit Potenzial

Beim Crowdfundig gilt der Grundsatz «Alles oder Nichts». Das heisst: Die Spenden gehen nur an das jeweilige Projekt, wenn der Gesamtbetrag zusammenkommt. In den ersten Wochen liessen sich so Kleinplakate und Flyer für rund 5000 respektive 2000 Franken umsetzen.

Werden Kleinspenden und Crowdfunding für politische Kampagnen künftig häufiger zum Zug kommen? Diese Finanzierungsart habe Potenzial, sagt Andreas Dietrich, Professor für Finanzdienstleistungen von der Hochschule Luzern. «Ich nehme nicht an, dass es der wichtigste Kanal wird», sagt er. «Aber es kann ein weiterer werden.»

Potenzial habe Crowdfunding vor allem dann, wenn das Bewusstsein für diese Art von Spenden in der Bevölkerung grösser werde und wenn die Projekte Emotionen wecken. «Dann spendet man auch, ohne eine spezifische Gegenleistung zu erwarten.»

Grosse Kampagnen, grosse Geldgeber

Der Politikexperte Michael Hermann ist zurückhaltender. «Von nationalen Abstimmungskampagnen wissen wir, dass es schwierig ist, auch mit grossen und teuren Kampagnen etwas zu erreichen», sagt Hermann. «Da dürfte das Instrument Crowdfunding eher etwas exotisches bleiben.»

Das heisst: Grosse Geldgeber wie Wirtschaftsverbände, Gewerkschaften und Parteien bleiben wichtige Geldgeber. Doch wenn diese ausbleiben, werden die Komitees künftig wohl auch auf Kleinspenden setzen.

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