Das Wichtigste in Kürze
- Während Jahrzehnten war die Wasserkraft der Goldesel der Schweizer Energiekonzerne.
- Doch seit einiger Zeit wird geklagt, sie sei nicht mehr rentabel. Der Strompreis sei zu tief.
- Deshalb verlangen die Schweizer Stromproduzenten nun staatliche Subventionen.
- Wie schlecht es Wasserkraft wirklich geht, wissen nur die Betreiber, sagen es aber nicht.
Der Wasserkraft sei es in der Vergangenheit tatsächlich um einiges besser gegangen, sagt Thomas Geissmann, Energieexperte an der ETH Zürich. Doch: «Ein Grossteil der Wasserkraft deckt momentan die Gesamtkosten nicht. Das ist langfristig ein Problem.»
Zwar seien die variablen Kosten für den Betrieb der Wasserkraftwerke gedeckt, doch es werde schwierig, in den Erhalt oder Ausbau der Wasserkraft zu investieren.
Genaue Zahlen sind nicht verfügbar
Das gilt in erster Linie für die grossen Energiekonzerne wie Alpiq und Axpo, die ihren Strom nur auf dem freien Markt absetzen können. Kaum Rentabilitätsprobleme hätten nach wie vor jene Energieproduzenten, die ihren Strom privaten Endkunden liefern und dabei den Preis selbst festsetzen können.
Allerdings sind das alles Annahmen – niemand verfügt über genaue Zahlen zur Rentabilität einzelner Wasserkraftwerke. Auch das Bundesamt für Energie nicht. Der Energiekonzern Alpiq seinerseits schreibt dazu: «Alpiq als börsenkotiertes Unternehmen erfüllt alle Pflichten der Offenlegung.» In den Geschäftsberichten der Unternehmen sei allerdings nur die Kostenseite abgebildet, sagt der ETH-Forscher.
Subventionen für AKW?
Wie viel Geld mit dem in einzelnen Kraftwerken erzeugten Strom umgesetzt werde, sei sehr schwierig zu herauszufinden – auch für die Konzerne selber. Doch Annäherungen müssten möglich sein, ist der ETH-Energieexperte überzeugt. «Es ist allerdings die Frage, ob man das überhaupt machen möchte.»
Kritiker behaupten, dass die Energiekonzerne um Unterstützung für die Wasserkraft lobbyieren, weil es dort dank dem guten Image der Wasserkraft relativ einfach ist. Die Entlastung würde dann allerdings auch der ebenfalls leidenden, aber weniger populären Atomkraft zugute kommen. Und so lange die Rentabilität der Wasserkraftwerke nicht transparenter wird, kann dieser Vorwurf zumindest nicht widerlegt werden.
Entscheid über Unterstützung der Wasserkraft an der Urne
Bei der Abstimmung am 21. Mai über die Energiestrategie 2050 geht es auch um Subventionen für Grosswasserkraftwerke. In den nächsten fünf Jahren sollen sie jedes Jahr 120 Millionen Franken erhalten – bezahlt von den Stromkonsumenten. SVP-Stratege Christoph Blocher hat sich für die Subventionierung der Wasserkraft ausgesprochen. |
Branchenvertreter befürchten eine Erhöhung der Wasserzinsen und die vollständige Liberalisierung des Strommarktes. Sie fordern deshalb mehr als das Energiegesetz vorsieht. Sie schlagen eine Grundversorgungsprämie für Wasserkraft von 60 Franken im Jahr pro Haushalt vor – und einen höheren Betrag pro Unternehmen. Das würde jährlich etwa 600 Millionen zusätzlich in die Kassen der Anbieter spülen. |
Später solle diese Grundversorgungsprämie durch eine sogenannte Dreckstromabgabe ersetzt werden. Das würde bedeuten, dass ausländischer Strom aus Kohle- oder Gaskraftwerken teurer würde und die Schweizer Wasserkraft wieder rentabler. |