Die Initianten sehen ihr Anliegen mit dem Nein zu «Fair Food» nicht vom Tisch gewischt. Nationalrat Balthasar Glättli (Grüne/ZH) sagt, man habe auch beim Atomausstieg 40 Jahre für das Anliegen kämpfen müssen. Die Grünen seien es sich gewohnt, einen langen Atem zu haben.
Maya Graf, Co-Präsidentin des Initiativkomitees, spricht von einer «verpassten Chance». Sie relativiert jedoch, das Ziel der Initiative, nämlich faire Lebensmittel, sei nicht bestritten worden.
Im Vorfeld viel erreicht
Nationalrätin Regula Rytz (Grüne/BE) zeige sich enttäuscht über die Ablehnung der Fair-Food-Initiative. «Allerdings ist es eine dieser Initiativen, die schon vor der Abstimmung eigentlich sehr viel erreicht hat.» So sei es gelungen, den sehr aggressiven Freihandelskurs von Bundesrat Johann Schneider-Ammann bereits vorher zu stoppen. Damit sei eines der wichtigen Ziele bereits erreicht worden.
Auch die SP bedauert die Ablehnung. Dies zeige, dass die Schweizer Stimmbevölkerung grundsätzlich mit dem in der Landwirtschaft eingeschlagenen Weg einverstanden sei.
Kunden mit Auswahl zufrieden
Nun müsse sich der Bund stärker für den nachhaltigen Handel mit fairen Lebensmitteln engagieren, schreibt die SP in einer Mitteilung. Das verlange die Bundesverfassung nämlich schon heute.
Aus Sicht der EVP ist das Nein zur Fair-Food-Initiative eine «verpasste Chance». Das «sinnvolle Anliegen» sei von den Gegnern als «staatliches Essdikat» missverstanden worden, schreibt die Partei.
«Ich bin erfreut und überrascht», sagt dagegen Babette Sigg Frank, Präsidentin des Schweizerischen Konsumentenforums (kf). «Die Initiative tönte sehr sympathisch.» Doch das Resultat zeige, dass die Konsumenten zufrieden seien mit der Auswahl, die sie in der Schweiz hätten.
Wirtschaft zeigt sich erfreut
Auch Nationalrätin Regine Sauter (FDP), die sich stark gegen die Fair-Food-Initiative engagierte, reagiert erfreut auf das deutliche Nein der Stimmbevölkerung. Es zeige, dass die eigenen Argumente überzeugt hätten. «Vor allem, dass diese Initiative der Position der Schweiz im Weltfreihandel schaden würde und dies auch für den Wirtschaftsstandort Schweiz schlecht wäre», so Sauter.
Die Schweizer Wirtschaft freut sich über das doppelte Nein gegen die Agrar-Initiativen. Die Bevölkerung habe sich damit gegen «Protektionismus», «noch mehr Isolationismus in der Landwirtschaft» und eine «wachsende Bevormundung» ausgesprochen.
Zu Recht Schiffbruch erlitten
Das zweifache Nein sei eine Absage an «Abschottung und an eine dirigistische, rückwärtsgewandte Agrarpolitik», urteilt der Wirtschaftsdachverband Economiesuisse in einer Mitteilung.
Der Schweizerische Gewerbeverband ist insbesondere mit Blick auf das grenznahe Gewerbe «sehr erfreut» über den Ausgang der Abstimmung. Bereits heute würde ein Drittel der Konsumenten im Ausland einkaufen. Mit Annahme der Initiative wären diese Betriebe nahe der Grenze einmal mehr betroffen gewesen, schreibt der SGV.
Auch Handel Schweiz ist erfreut über die «glasklaren Voten». Die beiden Initiativen hätten «zu Recht Schiffbruch» erlitten, teilt die Organisation mit. Dank des Entscheids bleibe der Schweiz «noch mehr Gängelung, Bevormundung und Abschottung» erspart.