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Wie die Hornkuh ins Bundeshaus kam
Aus Einfach Politik vom 01.04.2018. Bild: SRF
abspielen. Laufzeit 19 Minuten 57 Sekunden.
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Hornkuh-Initiative Dieser Mann kämpft für mehr Hörner

Pädophilen-, Abzocker- und Trinkwasser-Initiative – hinter Volksbegehren stehen immer öfter Einzelpersonen – begünstigt durch die Lust der Menschen auf authentische Geschichten. Ein Beispiel dafür ist die Hornkuh-Initiative.

Bauer Armin Capaul ist 66, er hat einen weissen, zerzausten Bart. Und ohne sein Woll-Käppi, genauso ein Markenzeichen wie sein Bart, geht er nicht aus dem Haus. Capaul wohnt abgelegen oberhalb von Moutier im Kanton Bern. In seinem alten Stall stehen seine Kühe, Braunvieh, alle mit Hörnern.

Dass zu einer Kuh Hörner gehörten, habe ihm schon sein Vater beigebracht. «Wenn er eine Kuh gezeichnet hat, hat er immer mit den Hörnern angefangen». Die Botschaft: Sind die Hörner in Ordnung, ist es die ganze Kuh.

Schneider-Ammann «mitschuldig»

Dass Capaul sich entschloss, mit einer Volksinitiative für die behornten Kühe zu kämpfen, war aus seiner Sicht Notwehr. Vorausgegangen waren zahllose Briefe an Bundesrat Schneider-Ammann, von ihm angestossene Vorstösse im Parlament und eine Petition. Eine Volksinitiative zu lancieren war das letzte Mittel, auf das ihn paradoxerweise der Bundesrat in einem Brief noch hingewiesen hatte.

Kein Theoretiker

Für Daniel Graf, freischaffender Kampagnen-Macher, der auch Initiativ-Komitees berät, verkörpert Bergbauer Capaul idealtypisch den «neuen» Initianten. Er ist eine markante Figur, hat eine Geschichte zu erzählen, ist authentisch.

«Capaul ist kein Theoretiker, er steht täglich im Kuhstall, mistet aus, er weiss, wovon er spricht», sagt Graf. Und er ist überzeugt, dass solche Initianten von den neuen Medien, über die sich Bilder und Clips rasend schnell verbreiten, profitieren. Auch dafür ist Capaul das beste Beispiel: in den klassischen und in den sozialen Medien, die seine Kinder für ihn betreuen, hat Capaul grosse Beachtung gefunden. Und er hat mit seiner Erscheinung und seiner schlagfertigen Art auch gestandene Politiker in seinen Bann gezogen.

Glaser: «Das Volk holt sich die Initiative zurück»

Auch der Staatsrechtler Andreas Glaser, der am Zentrum für Demokratie in Aarau seit Jahren über Volksinitiativen forscht, spricht von einem neuen Phänomen. Diese «Einzelkämpfer-Initiativen» folgten auf eine Phase, in der vor allem Parteien das Initiativrecht als Vehikel genutzt hätten. «Insofern kann man sagen, das Volk holt sich jetzt die Volksinitiative zurück.»

Podcast «Einfach Politik»

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Die Geschichte des Bauern Armin Capaul und seiner Hornkuh-Initiative ist in der neusten Folge von «Einfach Politik» zu hören. Das ist der neue Innenpolitik-Podcast von Radio SRF, von dem es alle zwei Wochen jeweils am Sonntag um 10 Uhr eine neue Folge gibt. Wenn Sie keine der Folgen verpassen wollen, dann abonnieren Sie den Podcast und zwar so: Suchbegriff «Einfach Politik» eingeben

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50 Kommentare

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  • Kommentar von Beat Reuteler  (br)
    Bei einem Verbot des Enthornens wäre ich eher dabei, hier bloss halbherzig. Ich denke auch es könnte ein Aprilscherz sein.
    1. Antwort von Raymond Klaus  (Ray)
      Eine Kuh ohne Horn ist keine Kuh und die Milch schwekt anders. Werde jedenfalls für die Hörner abstimmen.
  • Kommentar von Jürg Leuenberger  (jleuen)
    Was alles soll denn noch in die Bundesverfassung geschrieben werden?
    1. Antwort von Felice Limacher  (Felimas)
      Geht es um die Menge oder den sinnvollen Inhalt der BF, Herr Leuenberger?
    2. Antwort von Jürg Leuenberger  (jleuen)
      Es geht um die BV(!) als solche. Eine BV legt in Grundlagen des Staates fest. Dazu gehören Artikel (und diese werden durch Initiativen geschaffen), welche Details wie Kühe mit und ohne Hörner und andere in den letzten Jahren durch Initiativen geschaffene sicher nicht. Es geht um Sinn und Menge!
  • Kommentar von Ulrich Thomet  (UTW)
    Emotionale Entscheidungen wie die Befürwortung der Horninitiative benötigen, je nach Haltung gegenüber der LW, knapp 10 Sekunden. Das ist bequemer als sich mit dem Thema, warum überhaupt ein solcher Eingriff gemacht wird, auseinanderzusetzen. Man fürchtet, dass die emotionale Entscheidung plötzlich hinterfragt werden müsste.
    Wer sich dann mit dem System Anbindestall befasst, die Initianten bewegen sich in der IG Anbindestall, merkt plötzlich, dass es weniger um Würde geht, als um Beiträge.
    1. Antwort von Ulrich Thomet  (UTW)
      Als das Tierwohlprogramm BTS (besonders tierfreundliche Stallhaltung) eingeführt wurde, das sich ausschliesslich auf Laufställe beschränkt, hat sich eine Gruppe von Anbindehaltern zu Wort gemeldet, der Anbindestall sei auch tierfreundlich und sei beitragsberechtigt. Später wurden Anbindeställe bei Kreditvergaben benachteiligt. Die Reaktion darauf war, Hornkühe welche ausschliesslich in Anbindeställen gehalten werden, als Beitragsbeschaffer einzusetzen, was offensichtlich auch klappt.
    2. Antwort von Ulrich Thomet  (UTW)
      Die Beiträge sind ausschliesslich für erwachsene Tiere vorgesehen. Nicht enthornte, mit Würde ausgestattete Jungtiere/Masttiere, welchen der Enthornungsschmerz ebenfalls erspart bleibt, sind komischerweise vom Beitrag ausgeschlossen. Das sind Tierkategorien welche oft in Laufställen gehalten werden.
      Im Gegensatz zu Anbindeställen sind in Laufställen keine "Kuhtrainer" (wer es nicht kennt soll googeln) nötig.
    3. Antwort von Beat Reuteler  (br)
      Thomet, Sie suggerieren dass die Leute eine solche Entscheidung emotional fällen. Woher kennen Sie das Verhalten der Leute? Sie unterschätzen die Bereitschaft der Auseinandersetzung. Ausserdem sind auch in Anbindeställen Kuhtrainer nicht zwingend.
    4. Antwort von Ulrich Thomet  (UTW)
      Herr Reuteler, nein ich kenne mich nicht mit Suggestion aus. Ich sagte meine Meinung. Wenn sie sämtliche Kommentare gelesen haben, werden sie merken, das Viele emotionale Entscheide gefällt haben.
      Die IG Anbindeststall ist die einzige Organisation, welche sich gegen das Verbot vom elektroschockenden Kuhtrainer bei Neubauten gewehrt hat. Weil es ohne Kuhtrainer auch geht?