Mühleberg ist das erste Kernkraftwerk, das in der Schweiz vom Netz geht. 2019 ist es soweit. Nun gibt es zwei Arten, ein Kernkraftwerk abzubrechen: Entweder man wartet einige Jahrzehnte, bis die radioaktive Verstrahlung kleiner ist, oder man beginnt sofort mit dem Rückbau.
Der Energiekonzern BKW hat sich für die zweite, schwierigere Variante entschieden. «Jetzt wissen wir, wie die Verhältnisse sind. Wir wissen recht genau, was dieser Rückbau kosten wird. Und das Geld ist vorhanden. In 50 Jahren wären das alles Fragezeichen», sagt BKW-Chefin Suzanne Thoma.
Rückbau gleich teuer wie der Bau
Mit Kosten von 800 Millionen Franken rechnet der Energiekonzern für den Rückbau. Das ist viel Geld wenn man bedenkt, dass der Bau der Anlage vor gut 40 Jahren teuerungsbereinigt etwa gleich viel gekostet hat. Aber der Abbau ist kompliziert. Rund 200 Mitarbeiter werden während 15 Jahren damit beschäftigt sein, das Kernkraftwerk Stück für Stück von innen her auseinanderzubauen.
Die BKW setzt laut Thoma zum grössten Teil auf eigenes Personal, aber sie muss auch Spezialisten aus dem Ausland hinzuziehen, die schon Erfahrung mit dem Rückbau von Kernanlagen haben. In Deutschland sind bereits einige wenige Kernkraftwerke zurückgebaut worden.
Areal in 20 Jahren wieder nutzbar
Erst müssen die Brennelemente fünf Jahre abkühlen, bevor sie ins Zwischenlager nach Würenlingen transportiert werden können. Dann muss man die verstrahlten Gebäudeteile aufwändig reinigen, denn nur ein Bruchteil der Bausubstanz soll am Schluss als radioaktiver Abfall ins geplante Tiefenlager. Der Rest ist Bauschutt: «Bevor man mit diesen Teilen auf die normale Deponie geht, misst man die radioaktive Belastung», erklärt Thoma.
Der ganze Abbau ist also eine aufwändige Prozedur und gemäss Bundesamt für Energie ist es durchaus möglich, dass die Kosten weiter ansteigen. Beschwerden von Anwohnern könnten den Abbau zudem verzögern. Geht es aber nach den Plänen der BKW, dann soll das Kernkraftwerk Mühleberg bis in 20 Jahren komplett verschwunden sein.