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Auf Kosten der Rente Pensionskassen zahlen Vermittlern Hunderte Millionen

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Pensionskassen bezahlen rund 300 Millionen Franken im Jahr an Vermittler. Das zeigt eine neue Studie, die «Kassensturz» vorliegt.
  • Diese hohen Provisionen treiben die Verwaltungskosten in die Höhe und schmälern empfindlich die Altersrenten der Arbeitnehmer, kritisieren Vertreter der Versicherten.
  • Pensionskassenexperten fordern ein Umdenken: Sie verlangen, dass in Zukunft die Broker nur noch nach Aufwand und nach Honorar entlohnt werden sollen.
  • Der Pensionskassenverband ASIP bestätigt, Provisionen setzten falsche Anreize. Es brauche Korrekturen. Ein Verbot von Provisionen soll geprüft werden.

Broker beraten KMU-Betriebe auf der Suche nach einer Pensionskasse. Diese Beratung ist für die KMU-Betriebe meistens kostenlos. Was viele nicht wissen: Die Broker erhalten dennoch sehr viel Geld. Die Pensionskassen zahlen ihnen indirekt eine Provision fürs Vermitteln. Pro Versicherten, nicht nur einmal, sondern Jahr für Jahr.

Das Problem: Dieses Geschäft schaffe falsche Anreize, sagt Rentenfachmann Urban vom gewerkschaftsnahen PK-Netz, das sich für die Rechte der Versicherten in der 2. Säule einsetzt. «Das heutige System verleitet Broker dazu, die Pensionskasse anzubieten, die am meisten Provisionen zahlt und nicht die, welche die Beste für die Versicherten wäre.» sagt Urban Hodel.

Altersrenten werden empfindlich geschmälert

Wie viel genau zeigt eine neue Studie des Pensionskassen-Beratungsunternehmen C-alm, die «Kassensturz» exklusiv vorliegt. Sie zeigt: «Jährlich werden über 300 Millionen an Broker- und Makler gezahlt», sagt Roger Baumann, Lehrbeauftragter der Universität St. Gallen und Autor dieser Pensionskassenstudie.

«Das ist sehr viel Geld, das jährlich aus der beruflichen Vorsorge abfliesst und die Altersrente der Versicherten empfindlich schmälert», sagt Urban Hodel vom gewerkschaftsnahen PK-Netz. Mit solchen Brokerprovisionen werde das System der beruflichen Vorsorge ausgehöhlt, sagt der Rentenfachmann.

Markus Lehmann, Präsident des Schweizerischen Brokerverbands SIBA, bestreitet diese 300 Millionen. Es seien nur 150 Millionen. Was die Vermittlung genau koste, lege der Broker bei der Beratung dem Kunden gegenüber offen. «Da wird nicht irgendwie in ein ‹Kässeli› gegriffen», so Markus Lehmann. «Zu dieser Transparenz sind wir als SIBA-Broker verpflichtet». Den Vorwurf, Broker würden nur Pensionskassen mit der höchsten Provision vermitteln und nicht die mit der besten Leistung, weist Markus Lehmann zurück: «Wir haben einen Code of Conduct und sind dem Kunden verpflichtet».

Gesetzliche Regelung gefordert

Urban Hodel von PK-Netz fordert ein Umdenken und ein Systemwechsel. Eine Beratung in der beruflichen Vorsorge für KMUs sei wichtig und wertvoll. Eine gute Beratung soll auch etwas kosten. Doch Rentenfachmann Urban Hodel fordert, dass die Broker nach Aufwand und Honorarbasis von den Unternehmen bezahlt werden sollen. «Da braucht es zwingend eine gesetzliche Regelung.»

Bis dahin fliessen Jahr für Jahr hunderte Millionen Franken an Provisionen an die Broker. Auf Kosten der Altersrenten der Arbeitnehmer.

Hanspeter Konrad vom Pensionskassenverband ASIP räumt im Studiogespräch mit «Kassensturz» ein, es brauche Korrekturen, um die falschen Anreize durch Provisionen zu korrigieren. «Man muss auch ein Verbot von Provisionen prüfen», so Konrad. Eine solche Regelung müsse aber für die ganze Branche gelten. Dazu brauche es eine Gesetzesanpassung. Dazu strebt der Verband einen runden Tisch in der Branche an.

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