Das Wichtigste in Kürze
- Der 61-jährige CVP-Nationalrat Dominique de Buman wurde heute zum Nationalratspräsidenten 2017/2018 gewählt. Er erhielt 160 von 179 gültigen Stimmen.
- De Buman ist der 25. CVP-Politiker und der fünfte Vertreter des Kantons Freiburg auf dem Stuhl des Präsidenten der grossen Kammer.
- Seine politische Karriere begann als Stadtammann von Freiburg, später wurde er Grossratspräsident und seit 2003 ist er Vizepräsident der CVP Schweiz.
- Die 51-jährige Tessinerin Marina Carobbio Guscetti (SP) wurde zur Vizepräsidentin des Nationalrats gewählt. Sie erhielt 154 von 179 gültigen Stimmen.
In der Stadt Freiburg kennt jeder CVP-Nationalrat Dominique de Buman. Der Vollblutpolitiker ist beim Volk beliebt. Das Amt des Nationalratspräsidenten ist der Höhepunkt seiner politischen Karriere und gleichzeitig ein Trostpflaster. Denn er wäre gerne Bundesrat geworden.
«Salut Dominique» – «Bonjour Monsieur le syndic» – tönt es von den Tischen, wenn Dominique de Buman das Café du Gothard in Freiburg betritt. Er ist seit über zehn Jahren nicht mehr Stadtpräsident, aber alle kennen ihn. Er sei eben ein Menschenfreund, sagt er. «Für mich ist der Mensch allgemein ein Freund, ein Alliierter, ein Partner.»
Widerstand gegen die Cardinal-Schliessung
Freunde muss man unterstützen. Unvergessen ist der Moment, als er als Stadtpräsident an vorderster Front zusammen mit den Arbeitern und der Bierbrauerei Cardinal gegen deren Schliessung kämpfte. Im Schlepptau hatte er 10’000 erboste Freiburgerinnen und Freiburger. «Ich habe mich damals ganz spontan entschieden, dass wir Widerstand leisten.» Das brachte ihm viel Sympathie ein. Die Bierbrauerei wurde später aber trotzdem geschlossen.
2003 wechselte der beliebte Stadtpräsident nach Bern in die Bundespolitik als CVP-Nationalrat. Doch in Bern habe niemand auf ihn gewartet. «Man ist ein König in seiner Heimat. Aber sobald man in Bern landet, ist man allein und muss neue Wurzeln schlagen. Es ist ein neues Leben.» Als Welscher wurde de Buman von seinen Deutschschweizer Kollegen kaum wahrgenommen.
Sobald man in Bern landet, ist man allein und muss neue Wurzeln schlagen.
Doch mit dem Rascheln eines Gratis-Plastiksackes an der Kasse eines Grossverteilers macht er auf sich aufmerksam. Dominique de Buman verlangte ein Verbot solcher Plastiksäcke. «Ich war anfangs in der Deutschschweiz nicht bekannt. Aber dank dem Raschelsäckli hat sich das geändert.» Verboten sind diese Plastiksäcke auch heute nicht. Aber viele Grossverteiler verlangen mittlerweile eine Gebühr von 5 Rappen dafür.
Ein Tourismuspräsident vom Moléson
Dominique de Buman nutzte seine Popularität und wurde Präsident des Schweizerischen Tourismusverbandes. Dies, obwohl Freiburg kein wichtiger Tourismuskanton ist und kein Matterhorn hat. «Wir haben unser eigenes Matterhorn, wir haben den Moléson. Das ist ein symbolträchtiger Berg für alle Freiburger.»
Der Moléson ist nur 2000 Meter hoch. Doch de Buman wollte politisch höher hinaus. Er wollte als Nachfolger von Pascal Couchepin Bundesrat werden. Doch ihm fehlte der Rückhalt in der eigenen Partei. De Buman sei zwar sehr engagiert, aber kein guter Mannschaftsspieler, werfen ihm politische Weggefährten vor.
Es gibt keine Krönung in der Schweiz. Wir leben in einer Demokratie.
Mit 61 Jahren wird de Buman nun immerhin höchster Schweizer -– Nationalratspräsident. Es ist die Krönung seiner politischen Karriere. Er sagt dazu: «Es gibt keine Krönung in der Schweiz. Wir leben in einer Demokratie. Aber es ist eine Anerkennung meiner Fraktion.»
Politisch im Schatten anderer
Doch wer auf dem Gipfel ist, muss auch wieder hinunter. In zwei Jahren verlässt Dominique de Buman den Nationalrat. Er tut dies zwar unfreiwillig aufgrund einer Amtszeitbeschränkung der Freiburger CVP. Der ehemalige Stadtpräsident strebte eine Verlängerung an. Den Wechsel in den Ständerat schaffte er nicht. Seine Partei bevorzugte einen anderen.
Und so schweift sein Blick wohl etwas neidisch auf ein Foto hinter ihm im Café du Gothard in Freiburg. Dort ist der Freiburger Bundesrat Alain Berset zu sehen. Er wird nächste Woche Bundespräsident. Ein Foto von Dominique de Buman hingegen sucht man vergebens. Das ist irgendwie bezeichnend für de Buman. Im Volk ist er äusserst beliebt, politisch steht er aber immer im Schatten anderer.