Orange Fassade, rote Haustüre, eine Klingel. Das Reihenhaus im Flurweg 11a wirkt auf den ersten Blick wie ein ganz normales Haus. Aber hier, mitten einem ruhigen Wohnquartier in Ostermundigen, ist nicht etwa eine Familie zuhause, sondern Kunst. Es ist weltberühmte Kunst, die es sonst vor allem in grossen Museen zu sehen gibt.
Schon beim Entrée geht es los: Pinke und orange Blumen auf grünem Hintergrund. «Das ist von Warhol», sagt Larry Becher und lächelt. «Und diese sind von Chagall, Miró und Oppenheim.» Insgesamt dreissig Originalwerke bekannter Künstlerinnen und Künstler hängen zwischen Flur, Esstisch und Cheminée – sogar im Keller.
Sechs Meter gaben den Ausschlag
Vor vier Jahren haben Larry Becher und seine Partnerin Marie Schuler entschieden, das Reihenhaus nicht mehr zu vermieten. Seither wird im Flurweg 11a Kunst gezeigt, normalerweise Werke von regionalen Kunstschaffenden. Nun aber hängen an den Wänden Werke von «the Big Ones», wie der pensionierte Lehrer sagt. Mit der Ausstellung gehe ein Traum in Erfüllung.
-
Bild 1 von 4. Dreissig Originalwerke auf drei Etagen: Im Flurweg 11a werden Bilder von internationalen, aber auch von Schweizer Kunstschaffenden gezeigt. Bildquelle: SRF/Andrea Abbühl.
-
Bild 2 von 4. Eine Lithographie von Joan Miró: «Schwarze Striche mit roten, gelben und grünen Farbtupfern. Das ist typisch für ihn.». Bildquelle: SRF/Andrea Abbühl.
-
Bild 3 von 4. Das Leporello hing einst in einer Praxis in der Berner Altstadt, nun ist David Hockneys Werk im Keller zu sehen. Bildquelle: ZVG.
-
Bild 4 von 4. Selbst im Badezimmer hängt Kunst. Es sind die Bilder von Larry Becher. Der pensionierte Gymnasiallehrer ist auch Künstler. Bildquelle: SRF/Andrea Abbühl.
Wie aber sind Bilder von Warhol, Chagall und Co. nach Ostermundigen gekommen? Angefangen habe alles mit einem Freund, der für ein Werk keine Verwendung mehr hatte, erzählt Larry Becher. «Er hatte ein sechs Meter langes Leporello des Briten David Hockney, das er nirgends mehr aufhängen konnte, nachdem er seine Praxis geschlossen hatte.»
Sicherheit im Wohnhaus?
Becher bot seinem Freund an, das Leporello im Flurweg 11a aufzuhängen. Weitere Bilder des Freundes und anderer Sammler sind dazugekommen, die jetzt in einer zehntägigen Ausstellung zu sehen sind. Als er die Ausstellung angekündigt habe, hätten viele «Bauklötze gestaunt». «Oft werde ich nach dem Wert der Werke gefragt. Das nervt.» Der Wert sei nicht bezifferbar, es gehe um ideellen Wert. «Im Zentrum stehen originale Bilder von bekannten Künstlern, nicht teure Bilder.»
Auch wenn im Flurweg keine millionenschweren Werke ausgestellt sind, ist Sicherheit ein wichtiges Thema. Larry Becher und Marie Schuler haben sich für einen unkonventionellen Weg entschieden: Freunde übernehmen als Türsteher, das Paar ist ständig vor Ort. «Wir übernachten sogar hier. In den ersten Nächten waren wir etwas nervös und haben schlecht geschlafen. Das hat sich mittlerweile gelegt.» Aber – und das ist Becher wichtig zu betonen – es gebe ein Sicherheits- und Versicherungskonzept, dem alle Sammler zugestimmt hätten.
Larry Becher – selber Künstler – geniesst es, nun rund um die Uhr von Kunst umgeben zu sein. Ein Bild von Georges Wenger hat es ihm besonders angetan. «Die Präzision, mit der die Äste mit dem ‹Schüümli› Schnee dargestellt sind, fasziniert mich.» Es sei spannend zu sehen, wie sich die Werke je nach Licht und Tageszeit veränderten. «Ich bin ein ‹Agfrässne›. Am liebsten würde ich sie alle behalten.»