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Ein Schutzhaus für geschlagene Väter
Aus Rendez-vous vom 14.02.2017. Bild: Symbolbild Reuters
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Häusliche Gewalt Bedarf nach Schutz für geschlagene Männer wächst

Jedes vierte Opfer häuslicher Gewalt ist männlich. Es gibt bereits ein Schutzhaus für Männer im Kanton Aargau. Und neu soll auch ein Männer- und Väterhaus in Bern seine Tür öffnen. Der Gründer Oliver Hunziker erklärt, weshalb.

Oliver Hunziker

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Oliver Hunziker ist Gründer der Männer- und Väterhäuser in Aarau und Bern. Er präsidiert die Schweizerische Vereinigung für gemeinsame Elternschaft und die Organisation verantwortungsvoll erziehender Väter und Mütter. Er ist zudem Vizepräsident des internationalen Rates für gemeinsame Elternschaft.

SRF News: In Aarau gibt es schon eines. Wieso werden Sie nun ein Männerhaus in Bern eröffnen?

Oliver Hunziker: Weil der Bedarf laufend steigt. Wir haben zunehmend Anfragen. Und es hat sich sehr schnell gezeigt, dass wir nicht ein grösseres Haus benötigen, sondern dass wir regional besser verteilt sein müssen.

Welche Männer kommen, um Schutz zu suchen?

Es kommen Männer aus allen Schichten und aus allen Berufsgattungen. Es sind zum Teil Väter, die mit ihren Kindern vor ihrer Partnerin flüchten möchten. Es sind aber auch Männer, die ohne Kinder Schutz suchen. Fast immer sind sie Opfer von häuslicher Gewalt in irgend einer Form.

Welche Geschichten erzählen die Opfer?

Sie erzählen häufig von psychischer Gewalt über viele Jahre, Drohungen, Nötigungen, Erpressungen – alles mögliche. Es gibt aber auch Geschichten von physischer Gewalt. Das fängt mit einem leichten Treten an, mit Beissen und Kratzen, bis hin zu gefährlicher Gewalt. Oder damit, dass die Frau sagt, «wenn du nicht tust, was ich will, dann bringe ich mich um; dann nehme ich dir die Kinder weg». Es kann auch über das Finanzielle gehen. Das eigentliche Problem dabei ist diese Hilflosigkeit, die dadurch entsteht, dass man dem nichts entgegensetzen kann.

Wie lange bleiben die Männer im Männerhaus?

Im Schnitt bleiben sie drei Monate. Wobei es Leute gibt, die ein paar Tage bleiben und dann nach Hause zurückkehren. Und es gab auch schon Fälle, bei denen Männer aufgrund der äusseren Umstände wesentlich länger geblieben sind.

Was ist das Ziel des Aufenthalts?

Deeskalation ist ganz wichtig. Vielfach ist es sogar so, dass Männern schon allein die Tatsache hilft, dass sie zu uns kommen könnten. Wenn sie dann zu uns kommen, ist es die Erholung, das zur Ruhe kommen und die Möglichkeit, den Blick nach vorne zu richten. Daher auch der Name des Hauses: Zwischenhalt. Wir sind eine Station auf dem weiteren Weg.

Wir erleben oft, dass die Männer die Polizei zwar rufen, aber dann nicht sehr glücklich sind mit dem Resultat.

Wie gross ist denn die innere Hürde, bis ein Mann zu Ihnen kommt?

Die ist riesig. Vielleicht ist es sogar die grösste Hürde für den Mann, dass er sich eingesteht, dass er etwas erlebt, das über das normale Mass hinausgeht.

Häusliche Gewalt ist ein Offizialdelikt. Müssen Sie die Behörden einschalten, wenn jemand zu Ihnen kommt?

Jein. Wir nicht, aber wir empfehlen natürlich den Männern, das zu tun, wenn die Fälle entsprechend sind. Wobei man sich bewusst sein muss, dass dieses Offizialdelikt nur dann zum Tragen kommt, wenn sich die Gewalt auch beweisen lässt. Das ist häufig sehr schwierig. Wir erleben oft, dass die Männer die Polizei zwar rufen, aber dann nicht sehr glücklich sind mit dem Resultat. Es wird ihnen nicht geglaubt. Man spürt die Grundhaltung der anrückenden Einheiten, dass nicht sein kann, was nicht sein darf. Sprich: Der Mann kann gar nicht das Opfer sein.

Das Gespräch fühte Ivana Pribakovic.

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