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Beratung im Kanton Zürich Plötzlich volljährig – und überfordert

Kaum 18 Jahre alt, soll man plötzlich alles selber auf die Reihe kriegen – Im Kanton Zürich hilft die Beratungsstelle «Über 18».

Die Steuererklärung, die erste Wohnung und insbesondere der Job: Mit 18 Jahren sollte man das alles selber auf die Reihe kriegen. Schliesslich ist dann die Volljährigkeit erreicht.

Doch genau dieser Übergang kann für junge Menschen überfordernd sein. Speziell dann, wenn sie in einer Pflegefamilie oder in einem Heim aufgewachsen sind. Da hakt die Beratungsstelle namens «Über 18» des Kantons Zürich ein.

Junge Frau hält sich die Hände an die Schläfen, Augen geschlossen
Legende: Mit 18 Jahren muss man Steuern zahlen – manche überfordert das. Symbolbild/GettyImages/Memento

«Wir wollen all diejenigen zwischen 18 und 25 Jahren unterstützen, die diesen Übergang noch nicht geschafft haben und noch nicht solide in einer Berufsausbildung angekommen sind», sagt André Woodtli, Chef des Amts für Jugend und Berufsberatung des Kantons Zürich. Was vor rund vier Jahren mit einem Pilotprojekt in der Stadt Winterthur begann, ist seit Anfang 2025 auf den gesamten Kanton Zürich ausgeweitet worden und gehört nun zum Regelangebot.

Wegen anderer Themen fehlt den Jugendlichen die Energie, in der beruflichen Integration voranzukommen.
Autor: André Woodtli Chef des Amts für Jugend und Berufsberatung, Kanton Zürich

Manche Jugendliche würden den Übergang ins Erwachsenenleben nicht aus Bequemlichkeit oder aus Faulheit nicht schaffen. «Es ist fast immer so, dass anderes in so einer Situation total dominant ist», sagt André Woodtli. Das könne zum Beispiel die Ablösung von der Familie sein, die Dynamik unter Gleichaltrigen oder die eigene Gesundheit. «Das sind einfach Themen, die Jugendliche voll in Beschlag nehmen. Dadurch fehlt ihnen die Energie, in der beruflichen Integration voranzukommen.»

Hilfe per Chat oder Instagram

Das Risiko, dann in die Armut abzurutschen, sei hoch. Deshalb sei dieser Übergang so wichtig. Die Anlaufstelle namens «Über 18» ist eng an die Berufsberatung gebunden und bietet Unterstützung, wenn jemand auf dem Weg in die Selbstständigkeit strauchelt. Ganz niederschwellig. Zum Beispiel per Chat oder auf einem Instagram-Kanal.

Oft sind junge Menschen überfordert, die in Heimen oder bei Pflegefamilien aufgewachsen sind – sogenannte Careleaver. Jan Kroeni vom Verein Careleaver Schweiz leitet das Netzwerk der Region Zürich. Er lobt die Beratungsstelle. «Viele junge Menschen, die eben nicht von ihrer Herkunftsfamilie unterstützt werden, können hier niederschwellig und kostenlos Hilfe erhalten.»

Es ist gut, wenn sich jemand mit den jungen Menschen hinsetzt und zum Beispiel Stipendienanträge schreibt.
Autor: Jan Kroeni Verein Careleaver Schweiz

Careleaver hätten mehrere Übergänge gleichzeitig: Sie müssen aus dem Heim oder der Pflegefamilie austreten, einen Job oder eine Wohnung suchen. Den Überblick zu behalten, sei dabei oft schwierig. «Dann ist es gut, wenn sich jemand mit den jungen Menschen hinsetzt und zum Beispiel Stipendienanträge schreibt», sagt Jan Kroeni.

Über 500 Beratungen seit Anfang Jahr

Bei «Über 18» können sich aber generell alle jungen Menschen aus dem Kanton Zürich melden. Und das tun sie bereits fleissig. Das Interesse an den Beratungen ist gross, wie André Woodtli, Chef des Amts für Jugend und Berufsberatung des Kantons Zürich, sagt. Seit Anfang Jahr hätten sich über 500 junge Menschen gemeldet. «Mit den kurzfristigen Hilfestellungen sind diese bereits weitergekommen», sagt er.

Ob die Beratungsstelle auch längerfristig erfolgreich ist, zeige sich allerdings erst in drei bis vier Jahren, sagt André Woodtli. Erst dann könne man sehen, wo diese jungen Menschen stehen und ob der Übergang ins Erwachsenenleben für sie tatsächlich geklappt hat.

Regionaljournal Zürich Schaffhausen, 22.9.2025 , 6:31 Uhr ; 

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