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Berufsbildung Dem Wallis gehen die Winzerinnen und Winzer aus

Im grössten Schweizer Weinkanton haben dieses Jahr nur gerade drei Jugendliche die Berufsausbildung zum Winzer begonnen. Dabei bräuchte es jährlich um die zwanzig Lehrabgängerinnen, damit der Walliser Weinberg optimal bewirtschaftet werden kann.

Im Frühjahr erwachen die Reben zu neuem Leben, dann müssen die Rebstöcke beschnitten werden, das ist Handarbeit in freier Natur. Für Maëlle Morard eine der tausend verschiedenen Sachen, die eine Winzerin tagtäglich zu erledigen hat.

Maelle Morard
Legende: Arbeit im Weinberg von Chamoson: Maëlle Morard macht die Ausbildung zur Winzerin. SRF

Maëlle steht im ersten Lehrjahr ihrer Ausbildung zur eidgenössisch diplomierten Winzerin. Eigentlich sei das nicht ihr Wunschberuf gewesen, doch dann habe sie im Weinberg geschnuppert und es habe «einfach gematcht», sagt sie zu SRF.

Ich liebe es, dass jeder Tag anders ist.
Autor: Maëlle Morard Angehende Winzerin

«Ich liebe es, dass jeder Tag anders ist. Man arbeitet draussen und drinnen, man ist in Kontakt mit der Natur, mit Menschen und Maschinen. Diese Vielseitigkeit finde ich so spannend am Beruf», schwärmt die angehende Winzerin.

Harte Arbeit, schlechte Bezahlung

Viele Jugendliche sehen das freilich nicht so positiv. Sie verbinden den Winzer-Beruf mit harter körperlicher Arbeit, die mehr schlecht als recht entlöhnt wird. Für die Kellerei «René Favre & Fils» in Chamoson ist Maëlle deshalb ein Glücksfall.

Rebberg Wallis
Legende: Reben, so weit das Auge reicht: In keinem Kanton gibt es mehr Weinberge als im Wallis. Keystone/Laurent Gillieron

«Man findet kaum noch Lehrlinge. Junge Leute wie Maëlle, die sich mit sechzehn Jahren dazu entscheiden, sich zu hundert Prozent für diesen Beruf zu engagieren, das ist heutzutage eine Seltenheit», sagt Lehrmeister Jonathan Favre.

Dabei ist das Wallis doch der grösste Weinkanton der Schweiz: 4700 Hektaren Reben, das entspricht einer Fläche von über 6500 Fussballfeldern und die müssen bewirtschaftet werden.

Die rückläufigen Lehrlingszahlen geben deshalb Anlass zur Sorge. Bei der Walliser Dienststelle für Landwirtschaft ist man sich der Problematik bewusst und verortet die Ursache in den schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen der letzten paar Jahre.

2017 gab es starken Frühlingsfrost, die Hälfte der Ernte fiel damals aus. 2021 gab es eine ähnliche Situation wegen falschem Mehltau. Das waren zwei ganz kleine Ernten mit schlechtem Verdienst für die Winzer.

Lernende im Weinberg
Legende: Viele Lernende scheuen die harte Arbeit in den Weinbergen. Keystone/Laurent Gillierion

«Da kann man nachvollziehen, dass vielleicht der eine oder andere Winzer seinem Kind gesagt hat: lerne erst mal einen anderen Beruf. Also diese Zurückhaltung spürt man jetzt einfach eins zu eins in den Lehrlingszahlen», sagt Georg Bregy, Vizechef der Dienststelle für Landwirtschaft.

Weinbau bliebt Familiensache

Im Walliser Weinbau sind traditionell viele Familienbetriebe tonangebend. Die Kellerei von Diego Mathier in Salgesch gehört zu den bekanntesten im Land. Die aktuelle Entwicklung stimmt den mehrfach ausgezeichneten Winzer des Jahres nachdenklich.

Weinberg Frau Wallis.
Legende: Obschon die Zukunftsaussichten im Wallis vielversprechend sind, wollen nur wenige Jugendliche in die Rebberge. Keystone/Laurent Gillieron

«Es ist sicher nicht erfreulich, dass man nur drei Lehrlinge als Winzer ausbildet im Wallis. Es zeigt, dass Arbeit vor uns steht, dass wir den Job auch wieder interessant machen müssen. Ich bin überzeugt, dass wenn die Leute informiert werden, wie schön der Beruf ist, dann werden wir auch wieder genügend Lehrlinge haben», sagt Diego Mathier.

Wallis Weinbau
Legende: Wegen der Klimaerwärmung verändert sich der Walliser Weinbau. SRF

Um die eigene Nachfolge muss er sich keine Sorgen machen. Diego Mathier und seine Frau Nadia haben fünf Töchter und alle zeigen sie Interesse am Geschäft.

Die grossen Träume der Jung-Winzerin

Maëlle Morard hingegen hat keine familiären Bindungen zum Weinbau, doch sie hat ein klares Ziel vor Augen: «Ich möchte, dass man über mich spricht. Ich möchte bekannt werden und die Weinbranche vorwärtsbringen, so wie das die berühmte Winzerin Marie-Thérèse Chappaz macht.»

Und letztlich sind die Zukunftsaussichten für Winzerinnen und Winzer im Wallis vielversprechend. Der Weinberg befindet sich im Umbruch, immer mehr Hobbywinzer hören auf und so werden Parzellen frei, für junge Leute mit grossen Träumen.

Schweiz aktuell, 31.03.2023, 19:00 Uhr

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