Wer seinen 40. Geburtstag feiert, steht mitten im Berufsleben. Und wird es noch einige Jahre bleiben. Für über 40-Jährige stellen sich deshalb besondere Fragen nach der beruflichen Zukunft: Was will ich noch erreichen? Soll ich mich weiterbilden oder gar umsatteln? Nun bieten elf Kantone im Auftrag des Bundes eine kostenlose Standortbestimmung an.
Eine Standortbestimmung sei vergleichbar mit einem Gesundheitscheck beim Arzt, sagt Urs Brütsch. «Man geht, wenn man noch keine Beschwerden hat und nicht erst, wenn das Problem da ist».
Er leitet das Pilotprojekt des Bundes mit dem Namen «Viamia» und er ist zudem Leiter des Amtes für Berufsberatung im Kanton Zug. Der Kanton Zug hat einen Laufbahncheck entwickelt, welcher nun in allen 11 Kantonen angewendet wird, die mitmachen.
Eine Standortbestimmung ist vergleichbar mit einem Gesundheitscheck beim Arzt.
Für eine Gratis-Beratung können sich alle anmelden, die im Berufsleben stehen oder wieder einsteigen wollen. Gemäss Urs Brütsch habe der Bundesrat bei der Lancierung des Projektes ein klares Bild vor Augen gehabt: Jemand, der ein eidgenössisches Fähigkeitszeugnis in der Tasche hat, der gern arbeitet, aber nicht viele Weiterbildungen gemacht hat.
Eine solche Person könne gefährdet sein. Etwa durch plötzliche technologische Veränderungen, durch die sich neue Anforderungen im Job ergeben. Oder, wenn die Arbeit automatisiert wird und die Person den Job verliert. «Für solche Fälle will der Bundesrat ein präventives Angebot schaffen», sagt Brütsch.
Es fehlt oft an Weiterbildung und Vernetzung
Das Angebot geht auf die Arbeitsmarktfähigkeit der Personen ein. Es geht der Frage nach, was es für den Einzelnen oder die Einzelne braucht, damit sie sich weiterhin im Arbeitsmarkt behaupten kann. Dabei wird unter anderem der berufliche Werdegang angeschaut, die Selbsteinschätzung thematisiert oder inwiefern mit der Unterstützung des Betriebs gerechnet werden kann.
Ältere Arbeitnehmende würden zwar seltener entlassen, sagt Brütsch. Im Falle einer Entlassung hätten sie es aber bedeutend schwerer, wieder eine Anstellung zu finden. Oftmals fehlen ihnen dann aktuelle Weiterbildungen, Kompetenznachweise oder die Vernetzung.
Gefragtes Angebot je nach Werbeaufwand
Ein erster Austausch mit den Kantonen, die mitmachen, habe gezeigt, dass die Standortbestimmung für über 40-Jährige einem Bedürfnis entspräche. Je nach Werbung sei der Andrang grösser oder kleiner. «Im Kanton Freiburg haben sie so viele Anmeldungen, dass sie jetzt schon nicht mehr wissen, wie sie diese Nachfrage bewältigen können. Im Kanton Zürich sind es in drei Wochen über 300 Anmeldungen», sagt Urs Brütsch. Im Kanton Zug hätten sie 33 Anmeldungen. Zurückhaltend seien die Rückmeldungen in Basel-Stadt und Basel-Landschaft.
Urs Brütsch ist überzeugt, dass sich eine Standortbestimmung ab 40 Jahren lohnt – so oder so: Als Bestätigung, dass man beruflich gut unterwegs ist und bereits Weiterbildungen gemacht hat. Oder dass man merkt, dass es höchste Zeit ist umzusatteln, einen zusätzlichen Fachausweis zu machen und damit gerüstet ist für weitere 20 Jahre Berufsleben.