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Biologie zu Ostern Das Ei – eine «geniale» Entwicklung der Natur

Was war zuerst: Das Huhn oder das Ei? Diese und weitere Fragen rund um das Ei haben Biologen längst geklärt.

Im Christentum steht das Osterei symbolisch für die Auferstehung von Jesus Christus. Im Koran ist das Ei ein Symbol für die Jungfräulichkeit. Und bereits vor zehntausenden von Jahren wurden Eier zu Dekorationszwecken verwendet. So haben Archäologen der britischen University of Cambridge in Afrika bemalte Strausseneier gefunden, die weit über 60'000 Jahre alt sind.

Eier und Ostern

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Das Ei gilt in vielen Kulturen als Symbol für Fruchtbarkeit, neues Leben und Wiedergeburt. Im Christentum ist das Ei ein Symbol für die Auferstehung von Jesus Christus. Es existieren Interpretationen, wonach das Schälen der Eier sinnbildlich für das Öffnen des leeren Grabes am Ostermontag stehen soll.

Das Ei, so scheint es, hat die Menschen seit jeher fasziniert. Was nicht überrascht, wenn man die Biologie des Eis betrachtet.

Am Anfang war das Ei

Ohne das Ei gäbe es kein Leben auf der Welt: Unterschiedlichen Schätzungen zufolge legen über 90 Prozent aller Tierarten Eier. Entsprechend gross ist die Vielfalt: vom Ei in der schlabbrigen Gel-Schicht bis zum Ei mit Schale.

Das St. Galler Naturmuseum widmet dem Ei jeweils an Ostern eine Sonderausstellung. Dort wird auch die Frage geklärt, ob zuerst das Ei oder das Huhn war: «Das Ei war natürlich am Anfang von allem mehrzelligen Leben», sagt Toni Bürgin, Biologe und seit 25 Jahren Direktor des Naturmuseum St. Gallen.

Frisch geschlüpftes Küken
Legende: Für Biologen ist klar: Das Ei war vor dem Huhn. Keystone

Das Ei sei eine «geniale Entwicklung der Natur», sagt Bürgin. Da entwickle sich in einem geschützten Gefäss ein Keim, der seine Nahrung aus dem Dotter bezieht und später schlüpfe dann das fertige Tier.

Geschützt vor äusseren Einflüssen

Die Vielfalt der Eier ist so gross wie die Tierarten, die Eier legen. Aber auch die Art und Weise, wie die Tiere ihre Eier legen, ist unterschiedlich. «Der Kokon der Wespenspinne beispielsweise wird vom Weibchen kunstvoll gewoben. Die Eier entwickeln sich dann während des Winters und sind gut gegen Kälte und Frost geschützt», so Bürgin.

Spinnenkokon
Legende: Im isolierenden Kokon der Wespenspinne sind die Eier auch vor Kälte geschützt. Wikipedia/Hajotthu CC BY-SA 3.0

Anstelle eines schützenden Kokons verwenden beispielsweise Amphibien eine Gel-Schicht, um ihre Eier zu schützen. So bewahrt unter anderem auch der Grasfrosch seine Eier vor äusseren Einflüssen. «Das sind die grossen Laich-Ballen», so der Biologe.

Froschlaich
Legende: Die Eier von Amphibien sind in der Regel von einer im Wasser aufquellenden Gel-Schicht umhüllt. SRF/Mario Pavlik

Andere Amphibienarten legen ihre Eier einzeln an Pflanzen ab oder tragen sie als «Laichpakete» an ihren Gliedmassen, wie dies zum Beispiel die Geburtshelferkröte macht.

Ein 20 Kilogramm schweres Ei

Die grösste Vielfalt bei den Eiern gibt es in der Vogelwelt. Gemäss Toni Bürgin ist das kleinste Vogelei jenes des Kolibris. Ein ganz anderes Kaliber ist dagegen das Ei des rund 700 Kilogramm schweren Elefantenvogels aus Madagaskar, der vor 450 Jahren ausgestorben ist.

Vogelskelett und Ei
Legende: Eine Zeichnung eines Elefantenvogel-Skeletts zeigt das Grössenverhältnis zwischen dem etwa drei Meter grossen Vogel und dessen rund 20 Kilogramm schweren Ei. Wikipedia

Die Eier des Vogels waren 20 Kilogramm schwer und ihr Inhalt entsprach etwa dem von rund 100 Hühnereiern. «Diese Eier waren gigantisch», so Bürgin. Mit bis zu 40 Zentimeter Länge zählten die Eier von Dinosauriern ebenfalls zu den grössten.

Auch Säugetiere legen Eier

Nebst den bekannten eierlegenden Tierarten wie Vögel oder Amphibien legen auch einige Säugetiere Eier. «Zu diesen Ausnahmen zählt das Schnabeltier, das in Australien lebt», sagt Toni Bürgin.

Schwimmendes Schnabeltier
Legende: Das Schnabeltier ist eines der wenigen Säugetiere, das Eier legt. Keystone

Das Schnabeltier-Weibchen lege kleine Eier, welche wie kleine Ostereier aussehen, und daraus schlüpfe ein kleiner Keimling. Dieser krieche dann auf den Bauch der Mutter und ernähre sich dort von der Muttermilch. Das Schnabeltier-Weibchen hat nämlich keine Zitzen, sondern ein Fell, das Milch absondert.

Regionaljournal Ostschweiz, 5.4.2021, 17:30 Uhr ; 

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