Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga hat am 1. August auf dem Rütli 54 Frauen und Männer als Heldinnen und Helden geehrt – stellvertretend für die vielen Menschen, die sich während der Coronavirus-Zeit für andere Menschen engagiert haben.
Unter den Geehrten ist zum Beispiel Daniel Vögeli aus dem solothurnischen Gerlafingen. Der Paketzusteller arbeitet seit 41 Jahren bei der Post. «Ich bin es mir gewohnt, dass ich jeden Abend schwere Beine habe, aber in dieser Zeit habe ich auch noch schwere Arme gehabt, und das ist schon nicht mehr normal», sagt der 58-Jährige gegenüber SRF.
Er habe beinahe resigniert, so Vögeli. Es seien einerseits besonders viele, andererseits aber auch besonders schwere Pakete gewesen, die während des Shutdowns versendet werden wollten.
Die Menschen sind einfach zu verwöhnt.
Eine weitere von Sommaruga ausgezeichnete Heldin ist Dzemile Fetaji-Uka. «Ich habe Menschen beobachtet, die vom Luxus geprägt waren», berichtet die Detailhandelsangestellte aus Steckborn im Kanton Thurgau. «Sie wollten WC-Papier mit Lavendel-Geruch oder exotische Früchte.» Sie habe gedacht: «Mein Gott, es herrscht gerade ein Ausnahmezustand. Die Menschen sind einfach zu verwöhnt.» Vor allem in so einer Krise sehe man das, und das habe sie sehr mitgenommen.
Der Schreiner Bruno Arnold hat im Kantonsspital Wolhusen Plexiglas-Scheiben gebaut und Rollen an Möbel geschraubt, sodass überall die Distanzregeln eingehalten werden konnten. Angst vor dem Virus hatte er selber nicht: «Ich arbeitete einfach und dachte nicht allzu viel darüber nach.» Auf der Intensivstation habe er gewisse Arbeiten ausführen müssen und zum Teil Menschen gesehen, die vom Coronavirus betroffen waren.
Alle nahmen Überstunden in Kauf
Alle drei haben während der Corona-Zeit noch mehr zu tun gehabt als sonst. Überstunden haben sie in Kauf genommen – selbstverständlich: «Wir hatten so viele Wareneingänge und die leergekauften Regale musste wir wieder füllen. So musste ich auch mehr arbeiten», sagt Dzemile Fetaji-Uka.
«Ich denke, es ist eine Einstellungssache», meint der Pöstler Daniel Vögeli. «Man lebt für das und schafft ja auch für den Arbeitgeber und will einen guten Job erledigen», so der 58-Jährige. Klar sei es sehr stressig, aber dafür habe er sich diese Arbeit auch ausgesucht.
Dzemile Fetaji-Uka hat neben dem anstrengenden Job noch einen virtuellen Stammtisch für Migrantinnen organisiert. «Ich konnte wieder einmal etwas anderes hören als nur Detailhandel», fasst sie ihre Motivation zusammen. «Der Ausgleich tat mir sehr gut, auch der Austausch zum Beispiel verschiedener Ideen für die Kinder, zum Homeschooling.» Dieser Austausch habe ihr Kraft zum Weitermachen gegeben.
Ich fühle mich geehrt und habe nicht damit gerechnet.
Alle drei freuen sich über die Ehrung durch Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga. «Ich fühle mich geehrt und habe nicht damit gerechnet», sagt Schreiner Bruno Arnold. Sehr viele andere Leute hätten diese Ehrung ebenso verdient.
Neben der Freude über die Ehrung ist auch die Hoffnung da, dass die anstrengendste Zeit hinter ihnen liegt. «Das ist einmalig, und ich hoffe, dass es in diesem Ausmass nicht mehr so schnell wiederkommt», sagt Paketzusteller Daniel Vögeli – und spricht damit wohl für viele andere in diesem Land.