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Cybersicherheit Darum schützen sich Gemeinden unzureichend gegen Hacker

Jede zweite Gemeinde in der Schweiz ist nur unzureichend auf Cyberangriffe vorbereitet. Die Gefahr wird unterschätzt.

«Es war ein Mittwochmorgen», erinnert sich Daniel Bichsel, Präsident der Berner Gemeinde Zollikofen, «wir haben die Computer hochgefahren und sofort gemerkt, dass etwas nicht stimmt.» Er und seine Gemeindeangestellten hätten sich nicht mehr in ihre persönlichen Accounts einloggen können, keine Anrufe kamen durch – die Gemeinde Zollikofen wurde gehackt. Im November 2023 war das. Damals hatte für Zollikofen das Thema Cybersicherheit noch keine grosse Priorität.

So wie Zollikofen vor zwei Jahren steht heute jede zweite Gemeinde da: Ungenügend auf Cyberangriffe vorbereitet. Das ist das Resultat einer grossangelegten Umfrage. Rund ein Drittel der Schweizer Gemeinden haben keinen Überblick über ihr digitales Inventar und wissen nicht, was sie überhaupt schützen müssen.

Das Resultat der Umfrage habe sie nicht erstaunt, sagt Manuela Sonderegger vom Bundesamt für Cybersicherheit: «Wir wissen, dass bei den Gemeinden Aufholbedarf besteht.» Der Bund setze deshalb seit drei Jahren einen Fokus auf die Cybersicherheit der Gemeinden, versorge die zuständigen Stellen mit Informationen und Notfallkonzepten. Trotzdem verbessert sich die Situation nur langsam.

Das Thema Cybersicherheit schreckt ab

Gerade für kleinere Gemeinden sei die Aufgabe der Cybersicherheit häufig eine zeitliche und fachliche Überforderung, sagt Alexander Sollberger vom Verein Myni Gmeind, der sich für die digitale Transformation bei den Schweizer Gemeinden einsetzt: «Auf einer Gemeindeverwaltung mit nur wenigen Personen bleibt kaum Zeit, sich ins Thema Cybersicherheit einzuarbeiten.»

Deshalb empfehle er den Gemeinden, sich bei der Cybersicherheit zusammenzutun. Das klappt nicht immer, wie Sollberger feststellt: «Hier spielen persönliche Befindlichkeiten eine grosse Rolle, gewisse Gemeinden wollen sich von der Nachbarsgemeinde nichts sagen lassen.» Der Trend bei der Zusammenarbeit zwischen den Gemeinden sei zwar stabil – aber eben nicht steigend.

Das Problem sei die Abstraktheit des Themas, ist Sollberger überzeugt: «Mit einer guten Cybersicherheit lassen sich leider keine Wahlen gewinnen. Davon bekommen die Einwohnerinnen und Einwohner der Gemeinde nämlich nichts mit». Nur wenn ein schlechtes System gehackt wird, machen die Leute lange Gesichter. Deshalb setzen viele Gemeinden erst nach einem Cyberangriff das Thema oben auf die Prioritätenliste.

Cybersicherheit kostet

Auch in Zollikofen war das so, ein Cyber-Notfallkonzept war keines vorhanden. «Heute wären wir natürlich besser vorbereitet», ist Gemeindepräsident Daniel Bichsel überzeugt. Die Hacker seien damals über den Mailserver in das Gemeindesystem eingedrungen, das wäre jetzt nicht mehr so einfach möglich, weil sie die Anmeldeanforderungen verschärft hätten.

Zudem lasse die Gemeindeverwaltung laut Bichsel heute regelmässig ihr Cybersystem probehalber hacken, um mögliche Lücken frühzeitig zu erkennen; und alle Mitarbeitenden müssten Kurse absolvieren und würden auf Cyberrisiken sensibilisiert.

18'000 Franken jährlich für Cybersicherheit

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Seit dem Hackerangriff gibt Zollikofen jedes Jahr 18'000 Franken für die Cybersicherheit aus. Das sei aber immer noch viel weniger als die Kosten, die durch den Hackerangriff selbst entstanden sind, sagt Gemeindepräsident Daniel Bichsel. Über 130'000 Franken musste die Gemeinde damals zahlen, um die Systeme wieder hochzufahren und die Arbeit wieder aufnehmen zu können. Lösegeld an die Hacker ist dabei keines geflossen, für diese hat sich der Angriff also nicht gelohnt.

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SRF 4 News, 18.6.2025 12:30 Uhr;liea

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