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Kritik an PISA-Studien – die OECD wehrt sich
Aus Rendez-vous vom 07.02.2017. Bild: Keystone
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Kritik an Schulstudie Der Turm von Pisa bleibt schief

In einem Brief versucht die OECD die Schweizer Zweifel an der Bildungsstudie zu zerstreuen. Mit mässigem Erfolg.

Das Wichtigste in Kürze

  • Schweizer Bildungsverantwortliche kritisieren die Methodik der internationalen Vergleichsstudie für Schulleistungen.
  • In einem Brief versucht die OECD, die Zweifel zu zerstreuen.
  • Für die Erziehungsbehörden und den obersten Lehrer bleiben offene Fragen: Sie fordern unter anderem mehr Mitspracherecht bei künftigen Tests.

Im Dezember wurden die neusten Resultate der Pisa-Studie vorgestellt. Die Schweizer Behörden kritisierten die Studie scharf: Wegen der Umstellung auf Tests am Computer seien die Ergebnisse nicht mehr vergleichbar.

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit (OECD) wehrt sich nun gegen den Vorwurf: Ganze drei Seiten hat der Brief der OECD an die Schweiz. Darin heisst: «Wir können versichern, dass die Schweizer Resultate vollständig vergleichbar sind.»

Bei den Schweizer Behörden nimmt man diesen Brief mit Verwunderung zur Kenntnis: Vera Husfeldt von der Erziehungsdirektorenkonferenz (EDK) sagt: «Die Reaktion ist für uns noch nicht schlüssig. Der Brief enthält keine Antworten auf unsere Fragen oder neue Elemente, die uns weiterbringen würden.»

Die Pisa-Studie

Das Programme for International Student Assessment (Pisa) ist der grösste internationale Schüler-Leistungstest. Die Studie wird alle drei Jahre von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) durchgeführt. Dabei werden die Kenntnisse von 15- bis 16-jährigen Schülerinnen und Schülern in Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften getestet. In der aktuellsten Ausgabe 2015 haben mehr als eine halbe Million Schüler aus 72 Ländern und Regionen teilgenommen. Die Tests wurden dabei erstmals vollständig am Computer durchgeführt.

Zweifel an der Wissenschaftlichkeit

Für die EDK sind vor allem zwei Punkte nicht geklärt: Welchen Einfluss hatte die Umstellung der Pisa-Tests von Papier auf Computer-Tests? Es könne zum Beispiel sein, dass Jungen motivierter seien am Computer zu arbeiten als Mädchen. Das sei wissenschaftlich nicht genügend abgeklärt worden.

Internationale Vergleiche der Schulleistung sind wichtig.
Autor: Vera HusfeldtErziehungsdirektorenkonferenz EDK

Der zweite offene Punkt: Warum hatte es in der Stichprobe der jüngsten Pisa-Studie plötzlich 10 Prozent mehr Fremdsprachige? «Auch das müsste zuerst einmal geklärt werden», findet Husfeldt.

Beat Zemp in einem SRF-Interview.
Legende: Beat Zemp, der oberste Schweizer Lehrer, meldet Zweifel an der Pisa-Studie an. SRF

Lehrerverband urteilt weniger streng

Etwas positiver nimmt der Schweizerische Lehrerverband LCH den Brief der OECD auf: Präsident Beat Zemp sagt, der Brief liefere immerhin einige Erklärungen: «Er erklärt, dass der Pisa-Turm etwas weniger schief steht, als wir angenommen haben.»

So erkläre die OECD, dass sie methodische Fehler der Vergangenheit behoben habe. Aber unter dem Strich gebe es immer noch einiges zu klären, sagen Lehrerverband und Erziehungsdirektorenkonferenz übereinstimmend.

Pisa-Ausstieg ist keine Option

Welche Auswirkungen die Umstellung von Papier-Tests auf Computer-Tests hat, müsse unbedingt noch besser erforscht werden, sagt Husfeldt. Die EDK wolle hier mit Bildungswissenschaftlern zusammenarbeiten: «Wir müssen gemeinsam abklären, was zu tun ist, damit wir im Hinblick auf Pisa 2018 wieder verlässliche Daten bekommen.»

Bei der Präsentation der letzten Resultate im Dezember waren Stimmen laut geworden, die Schweiz solle aus Pisa aussteigen. Doch trotz der Probleme sei das nicht vorgesehen, sagt Husfeldt: «Pisa ist der einzige internationale Schulleistungsvergleich, an dem sich die Schweiz beteiligt. Und ein solcher Vergleich ist wichtig.»

Die gleiche Haltung vertritt auch Lehrerverbandspräsident Beat Zemp. Doch die OECD müsse die Schweiz auch mitreden lassen, nicht einfach Briefe schreiben und sagen, es sei alles in Ordnung.

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