«Böse» Menschen suchen den Kontakt zu Kindern im Internet. Das ist leider nicht neu. Aufhorchen lässt der Fall des zwölfjährigen Paul aus dem Kanton Solothurn, der in Düsseldorf in einer Wohnung eines 35-jährigen Mannes gefunden wurde, trotzdem.
Auch wenn in dem Fall noch viele Details unklar sind: Sicher ist, dass der Mann den Buben bei einem Online-Spiel kennenlernte und sein Vertrauen gewann. Wie kann so etwas geschehen? Laurent Sédano, Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen, Programm-Verantwortlicher für Medien-Kompetenz bei Pro Juventute, gibt Auskunft.
SRF News: Kinder spielen Online-Games und kommen dort mit Erwachsenen in Kontakt. Wie ist das überhaupt möglich?
Laurent Sédano: Bei vielen Spielen kann man sich über einen Chat mit anderen Spielern austauschen. Das kann per schriftlicher Nachrichten oder direkt per Sprach-Chats geschehen. Die Chats sind gedacht, um Taktiken abzustimmen, Informationen auszutauschen oder Fragen zum Spiel zu stellen. Mit den Chat-Funktionen können fremde Personen aber auch gezielt Kontakt mit Kindern aufnehmen.
Wie können Eltern rechtzeitig herausfinden, ob ein solcher Kontakt mehr ist als nur ein Austausch zum Spiel und auch gefährlich werden kann?
Wir empfehlen, dass Kinder über diese Chats nur mit anderen Kindern Kontakt haben sollen, die sie kennen. Weil man trotzdem nicht immer garantieren kann, dass das alles Leute sind, die man kennt, sollten die Kinder einen Fantasienamen benutzen. Auch dürfen in diesen Chats keine Geheimnisse weitererzählt werden. Kinder sollen für sich behalten, wo sie wohnen, wie alt sie sind und ob sie ein Junge oder ein Mädchen sind. Typische Fragen von jemandem, der das Umfeld eines Kindes ausspähen will, sind etwa, ob die Eltern zuhause seien oder ob sie wüssten, dass man jetzt gerade chatte. Für solche Personen ist es sehr wichtig zu wissen, wie der Kontakt des Kindes zu seinen Eltern ist. Mit Hilfe dieses Wissens können diese Personen ein Vertrauensverhältnis zu einem Kind aufbauen.
Der in Düsseldorf aufgefundene Paul hat gerne «Minecraft» gespielt. Hätte es auch ein anderes Internet-Spiel sein können?
Das kann tatsächlich auch ein anderes Spiel oder irgendeine Internet-Anwendung sein. Das Internet verbindet grundsätzlich Menschen untereinander. Es ist dasselbe Internet, welches der Polizei geholfen hat, den Mann in Düsseldorf zu überführen, welches auch andere Verbindungen herstellt. Man kann diese Funktion nicht auf bestimmte Anwendungen reduzieren. Es gibt unzählige Möglichkeiten übers Internet miteinander in Kontakt zu kommen. Und da diese Möglichkeit gegeben ist, können auch «böse» Menschen versuchen, mit Kindern Kontakt aufzunehmen.
Werden die Gefahren für Kinder und Jugendliche im Internet grundsätzlich unterschätzt?
Das sehe ich nicht so. Man spricht oft über die Gefahren – manchmal sogar zu oft, denn das macht die Eltern ängstlich und hindert sie daran, mit ihren Kindern in Kontakt zu kommen. Eine Reaktion, wie etwa das Verbot, mit «Mindcraft» zu spielen, mag verständlich sein. Doch es wäre viel besser, mit dem Kind ins Gespräch zu kommen, herauszufinden, wie das Spiel funktioniert und so einen guten Kontakt zum Kind herzustellen.
Dazu müssen die Eltern aber wissen, welche Games ihre Kinder spielen. Wie können die Eltern ihre Kinder besser erreichen?
Indem sie sie fragen. Sie können ihnen auch aufs Handy schauen. Auch müssen die meisten Kinder ihre Eltern zuerst fragen, bevor sie neue Apps und Spiele herunterladen dürfen. Und dann müssen sich die Eltern natürlich über die Apps und Spiele informieren.
Das Interview führte Barbara Büttner.
So geht «Zambo» mit dem Problem um:
Kinder- und Online-Spielplattformen bergen besondere Gefahren. Deshalb hat die SRF-Kindersendung «Zambo» klare Richtlinien, um die Sicherheit von Kindern zu gewährleisten. Wenn sich bei Zambo ein Kind registriert, klärt die Redaktion telefonisch ab, ob wirklich ein Kind hinter dieser Anmeldung steckt. Auch müssen die Eltern des Kindes mit der Anmeldung einverstanden sein. Die Kinder werden zudem darauf aufmerksam gemacht, keine persönlichen Daten zu posten – sei es nun in den «Zambo»-Blogs oder auf einer anderen Plattform oder in einem Chat. «Das Verhalten im Internet – Stichwort Medienkompetenz – müsste in den Schulen ein Thema sein», sagt «Zambo»-Redaktionsleiterin Susanne Eberhard. Ausserdem müssten sich die Eltern mit ihren Kindern darüber unterhalten, was ihre Kinder im Internet machen. «Sie müssen sich dafür interessieren, was ihre Kinder tun und was sie toll finden – aber auch mit ihnen darüber sprechen, welche Gefahren da lauern.» |
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