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Schweiz Flüchtlinge mit tiefem Bildungsstand – was tun?

Wie können sehr schlecht ausgebildete Flüchtlinge in den Schweizer Arbeitsprozess integriert werden? Diese Frage ist hochaktuell. Denn von den Menschen, die derzeit Schutz in der Schweiz suchen, können viele weder lesen noch schreiben.

In der Schweiz sind momentan gut 60'000 Flüchtlinge im Asylprozess. Davon ist beinahe jeder sechste aus Afghanistan. Viele dieser Männer und Frauen haben in ihrem Heimatland weder eine Schule besucht, noch lesen und schreiben gelernt.

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Migrationsprofessor Gianni D'Amato: «Es müssen mehr Praktikas angeboten werden»
aus SRF 4 News aktuell vom 19.01.2016.
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Ihre Integration in die Schweizer Arbeitswelt werde deshalb schwierig – diese sei aber möglich, sagt Gianni D'Amato, Professor für Migration an der Universität Neuenburg.

Herausfinden, was sie gut können

Er plädiert dafür, dass man zunächst die Kenntnisse und Fähigkeiten der Migranten eruiert. Anhand von Praktika liesse sich beispielsweise feststellen, «was sie früher gemacht haben und ob dies auf unsere Arbeitswelt transferierbar ist». In Frage kämen vor allem Jobs im Dienstleistungssektor; im Gastgewerbe, auf dem Bau oder in der Landwirtschaft, so D'Amato. «Dort, wo die Muskelkraft noch etwas zählt.»

Für Analphabeten seien die Möglichkeiten sicherlich reduziert. Aber nicht alle müssten einer intellektuellen Tätigkeit nachgehen können, ist der Migrationsexperte überzeugt. Für die, die lesen und schreiben könnten und auch «annehmbare Deutschkenntnisse» besässen, bestünde die Chance auf berufliche Integration.

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Sozialwissenschaftler Gunnar Heinsohn: «Wer Hilfe gibt, ist ökonomisch im Nachteil»
aus SRF 4 News aktuell vom 19.01.2016.
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90 Prozent ohne speziellen Abschluss

Pessimistischer ist der emeritierte Bremer Professor für Sozialpädagogik, Gunnar Heinsohn. Aktuelle Zahlen aus Deutschland zeigten, dass nur jeder zehnte dort ankommende Afghane mittel- bis hochqualifiziert sei. «Das Problem ist nicht dieser eine von zehn, sondern die anderen neun», lautet seine Einschätzung.

Diese seien auf dem Arbeitsmarkt nicht vermittelbar, «oder nur in Berufen, die wenig gesellschaftliche Achtung auf sich ziehen». Deutschland sei zwar zuversichtlich, dass man alle diese Menschen – oder zumindest deren Kinder – durch das eigene Bildungswesen nach oben qualifizieren könne, so der und Soziologe. «Doch andere Länder wie Australien, Kanada, Neuseeland, Norwegen und zum Teil auch die Schweiz, sind skeptisch und wollen, dass der Zuwanderer bereits qualifiziert ist.»

Heinsohn glaubt, dass schlecht ausgebildete Flüchtlinge dem Wirtschaftsstandort letztlich schaden. Es gebe zwar auch Jobs für Unqualifizierte – etwa in geschützten Werkstätten für die eigene, hilflose Bevölkerung. «Diesen Sektor kann man aber nicht ökonomisch tragbar ausweiten, weil er schon jetzt ökonomisch nicht tragbar ist», sagt er. Somit stehe jede Nation, die versuche, den unqualifizierten Flüchtlingen zu helfen, in Konkurrenz mit anderen Nationen, «die dies bewusst nicht tun».

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