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Zwei Jungen mit Schultüten.
Legende: Die Schweizer Lehrerschaft fordert zusätzliche Fachpersonen, welche sich um Flüchtlingskinder kümmern. Keystone
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Schweiz Flüchtlingskinder: Schweizer Lehrer fordern mehr Geld

Aufgrund der aktuellen Flüchtlingskrise sieht sich die Schweizer Lehrerschaft vor grosse Probleme gestellt. Der Dachverband der Schweizer Lehrerinnen und Lehrer fordert deshalb mehr Gelder und Ressourcen von Bund und Kantonen.

«Wir müssen Kinder und Jugendliche aus kriegsvertriebenen Familien in die Schule integrieren», stellt Beat Zemp klar. Für den Zentralpräsident des Dachverbandes der Schweizer Lehrerinnen und Lehrer steht ausser Frage, dass auch die Schulen einen Integrationsauftrag zu leisten haben. Doch Zemp sieht den Herausforderungen mit gemischten Gefühlen entgegen: «Die Welle, die auf uns zukommt, stellt das Bildungswesen vor grosse Probleme. Je nach Anzahl der Asylsuchenden müssen wir spezielle Massnahmen ergreifen».

Beat W. Zemp

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Beat W. Zemp

Beat W. Zemp ist Zentralpräsident des Dachverbandes der Schweizer Lehrerinnen und Lehrer, LCH. Er studierte Mathematik, Geographie und Pädagogik und unterrichtete bis 2013 auf der Gymnasialstufe.

Kultur, Schulregeln und Sprache lernen

Für die zusätzlichen Kinder und Jugendlichen brauche es Unterstützung von Fachpersonen, welche sich um ihre Sozialisierung kümmern würden. «Flüchtlingskinder haben sehr oft traumatische Erlebnisse hinter sich. Sie kennen unsere Kultur noch nicht und müssen über die geltenden Regeln an den Schulen informiert werden», präzisiert Zemp. Komme hinzu, dass die Flüchtlingskinder die Sprache lernen müssten.

Deshalb fordert der Lehrerinnen- und Lehrerverband zusätzliche Gelder und Ressourcen von Bund und Kantonen. «Der Bund muss für die Integrationsmassnahmen wie in den Neunzigerjahren einen Pro-Kopf-Beitrag zur Verfügung stellen», fordert Zemp. Die Gemeinden und Kantone wären dann für Räumlichkeiten und Organisation des Unterrichts zuständig.

Zusätzliche Mittel im Bildungsbereich zu generieren, dürfte kein einfaches Unterfangen sein. So rechnet der Lehrerinnen und Lehrerverband damit, dass bis 2018 mindestens 180 Millionen Franken eingespart werden müssen. Doch Zemp will dies nicht gelten lassen: «Man kann den Schulen nicht rigorose Sparmassnahmen verordnen und dann erwarten, dass sie den zusätzlichen Aufwand für die Integration von Flüchtlingskindern auch noch bewältigen – das geht nicht.»

Beim Staatssekretariat für Migration verweist man jedoch darauf, dass der Bund den Kantonen bereits einmalig 6000 Franken pro Person zahle. Zudem gibt es eine Globalpauschale für Asylsuchende von monatlich 1200 Franken. Die Kantone seien frei, dieses Geld auch für die Bildung zu verwenden.

Audio
«Die Welle die auf uns zukommt stellt das Bildungswesen vor grosse Probleme»
aus SRF 4 News aktuell vom 05.10.2015.
abspielen. Laufzeit 5 Minuten 29 Sekunden.

Einschulung in Bundeszentren?

Sollte die Finanzierung klappen, sieht Zemp mit Verweis auf die Flüchtlingswelle aus dem Kosovo in den Neunzigerjahren den Aufgaben jedoch optimistisch entgegen: «Die Integration ist uns damals recht gut gelungen. Die Erziehungsdirektorenkonferenz hatte den Kantonen empfohlen, bei einer sehr grossen Anzahl von ankommenden Flüchtlingskindern in den ersten zwölf bis 15 Monaten spezielle Einschulungsklassen in den Bundeszentren zu führen. Diese wurden dann auch vom Bund finanziert.» Auch beim Bundesamt für Migration ist man für solche Vorschläge offen. So existiert bereits ein Pilotprojekt für Unterricht im Bundeszentrum in Bremgarten.

Unbegleitete Teenager-Flüchtlinge

Im Vergleich zum Kosovo-Konflikt in den Neunzigern sieht Zemp heute eine zusätzliche Herausforderung auf die Lehrerschaft zukommen. Vermehrt suchen Teenager ohne Familienangehörige Asyl in der Schweiz. «Diese Jugendlichen zu integrieren ist ungemein schwieriger, da die familiären Strukturen fehlen.» Hier müsste man laut Zemp neue Lösungen wie die Unterbringung der Jugendlichen in Gastfamilien suchen.

Zemp ist zuversichtlich, dass auch diese Herausforderungen gestemmt werden können, mahnt jedoch: «Die Schule kann nicht alles leisten. Es braucht die Mithilfe der gesamten Gesellschaft.»

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30 Kommentare

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  • Kommentar von Karl Suter  (glaubenstreu)
    Hallo SRF! Warum haben Sie meinen Beitrag von gestern nicht veröffentlicht? Getrauen sie sich nicht die Wahrheit zu hören? Sind den wirklich alle die jungen Männer, mit Handis u. genügend Geld, die noch bestimmen in welches Land u. in welche Stadt sie gehen wollen - echte Flüchtlinge? Müssen wir den die Kinder integrieren? Ich glaubte die Flüchtlinge samt ihren Kinder u. Angehörigen brauchen nur Schutz für kurze Zeit u. gehen dann wieder in ihre Heimat zurück? Ist den das Alles eine "Lüge"?
    1. Antwort von Werner Christmann  (chrischi1)
      Da liegen sie schon richtig, Herr Suter. Es ist ja nicht die einzige Lüge, die uns von Bern aufgetischt wurde.
  • Kommentar von M. Roe  (M. Roe)
    Für Geld scheinen Lehrer ihre Leistung sogar noch zu steigern. Zuvor hat man immer davon geredet, dass sie das Limit des Möglichen erreicht hätten. Nun hat man eine neue Möglichkeit gefunden, der 1 zu 1 Auswärts-Betreuung näher zu kommen. So könnte der Wunsch vieler in Erfüllung gehen: Vom Staat erzogene Kinder (Marionetten) für die globalisierte Welt zu erhalten. Das hatte man auch in Deutschland; was daraus entstand, könnte Überheblichkeit sein.
  • Kommentar von Peter Maurer  (MassderDinge)
    Was ist, wenn ich meine Tochter in den Kindergarten bringe, oder in die 1. Klasse und da sind Flüchtlingskinder oder Asylanten/Migranten-Problemfälle? Hochdeutsch sprechen, volle Aufmerksamkeit, Gots NO!!... Das sorgt bei mir für richtig dicke Luft! Soll ich gezwungen werden das zu akzeptieren? Verständnis zu zeigen, für etwas was ich nicht will! Für meine Tochter nicht will! Was wenn ich mich weigere meine Tochter wieder dorthin zu schicken? Kommt dann die KESB? Alles ein grosser Alptraum!