Auf diesen Strassen verkehren üblicherweise Autos, Lastwagen, Fahrräder und Trams: Die rund zweieinhalb Kilometer lange Rundstrecke durch den Zürcher Kreis 2. Am 10. Juni verwandeln sie sich aber in eine Rennbahn für elektrische Boliden – den Zürcher ePrix – dem ersten Strassenrennen seit über 60 Jahren auf Schweizer Boden.
Bereits im Vorfeld war klar, dass die Organisatoren viel Aufwand betreiben und Auflagen erfüllen müssen. So werden etwa die Tramschienen aufgefüllt und Verkehrsinseln temporär entfernt. Der grösste und teuerste Aufwand wird aber im Enge-Quartier rund um die Dreikönigsstrasse betrieben.
Die Quartierstrassen sind nämlich zu schmal für einen Renn-Parcours. «Idealerweise benötigen die Rennwagen eine zwölf Meter breite Strecke. In diesem Bereich der grossen S-Kurve auf der Rennstrecke konnten wir nun wenigstens acht Meter herausholen», sagt Projektleiter Konrad Bählen.
Zwei Wochen vor dem Rennen wurde deshalb eine 370 Meter lange Strecke komplett neu asphaltiert. Ein Gehsteig wurde aufgehoben und die Strasse auf dessen Niveau angehoben. Insgesamt 3'000 Quadratmeter Asphalt haben die Arbeiter innert einem Wochenende verlegt.
Schwimmender Asphalt
Damit der Asphalt nach dem Rennen innert einer Nacht wieder abgetragen werden kann, wurde eine Grundschicht mit Rollsplit gelegt – die Fachleute sprechen von «schwimmendem Asphalt». So soll die Strasse wieder in ihren ursprünglichen Zustand versetzt werden können, so die Organisatoren.
«Für mich als Ingenieur ist das ziemlich ungewohnt – denn ansonsten bauen wir schon fast für die Ewigkeit. In diesem Ausmass ist schwimmender Asphalt meines Wissens in der Schweiz auch noch nie zum Einsatz gekommen», erklärt Bählen.
Aufwand als langfristige Investition sehen
Schon länger monieren Kritiker, man hätte das erste Schweizer Strassenrennen seit über 60 Jahren besser ausserhalb von Zürich, zum Beispiel auf dem Flugplatz Dübendorf, durchführen sollen. Der Aufwand und die Einschränkungen für die Innenstadt seien nicht gerechtfertigt.
Dies kontert Stefan Oehen, Mediensprecher des ePrix. «Wir wollen uns mit der Formel E von herkömmlichen Rennen abheben und auf Rennstrecken in den Innenstädten präsent sein. Damit unterstreichen wir auch den innovativen Charakter der Rennserie mit elektrischen Fahrzeugen».
Die Millionenkosten rechtfertigt er als Langzeitinvestition um den ePrix in der Schweiz bekannt zu machen. Ob die Rennserie allerdings auch im nächsten Jahr noch einmal in Zürich Halt macht, ist noch offen – der Zürcher Stadtrat will dies erst nach der Premiere entscheiden.