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Entschädigungsfonds für Asbest-Opfer
Aus Rendez-vous vom 19.12.2016. Bild: Keystone
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Krebserregendes Wundermittel Fünf Fragen, fünf Antworten zu Asbest

Die einstige Wunderfaser steht seit Jahrzehnten unter Verdacht. Die Anklage lautet: krebserregend und lungenschädigend.

  • Asbest galt bis in die 1990er-Jahre als Wunderwerkstoff: hitzebeständig, wärmedämmend, säureresistent, belastbar.
  • Die Mineralfasern kamen seit 1900 grossflächig zum Einsatz insbesondere als Asbestfaserzement Eternit.
  • Ab 1990 wurde das Material wegen Gesundheitsschäden verboten.
  • Jedoch wird Asbest auch heute noch in Russland, Südafrika, Australien und Kanada gefördert.

Was ist Asbest?

Asbest steht für eine Gruppe natürlicher Mineralfasern, die einige physikalische Eigenschaften teilen. Sie kommen beispielsweise in Brasilien, Kanada, Kolumbien, Südafrika, Russland, Griechenland, Italien und der Türkei vor. Es werden zwei Asbestgruppen unterschieden:

  • Serpentin-Asbest (Weissasbest-Chrysotil)
  • Amphibol-Asbest: Krokydolith (Blauasbest), Amosit (Braunasbest, Anthophyllith, Aktinolith, Tremolit)

Die Unterscheidung ist wichtig, denn während sich die Lunge sehr schnell wieder vom Serpentin-Asbest befreien kann, bleiben Amphibol-Asbeste in den Lungen und richten dort Schaden an.

Wie gelangt Asbest in den Körper?

Am besten dokumentiert ist die Aufnahme der Asbestfasern über die Luft. Fasern gelangen insbesondere dann in die Luft, wenn asbesthaltige Materialien bearbeitet werden. Bei normaler Abnutzung ist die Luftbelastung zwar messbar, aber nur gering.

Asbestfasern finden sich in geringsten Konzentrationen auch im Trinkwasser. Dorthin gelangen sie durch den Abrieb aus asbesthaltigem Gestein oder aus Asbestzementrohren. Im Gegensatz zur Inhalation gefährdet die Aufnahme von Asbestfasern mit Trinkwasser gemäss heutigem Wissensstand die Gesundheit nicht.

Lungengewebe in der Vergrösserung.
Legende: Im Lungengewebe lassen sich Asbestfasern (orange) nachweisen. imago

Was macht Asbest so gefährlich?

Asbestfasern neigen dazu, sich der Länge nach in immer dünnere Fasern aufzuspalten. So können sie gut eingeatmet werden und gelangen in die Tiefen der Lunge bis zu den Lungenbläschen und zum Lungen- und Rippenfell. Dort können sie kaum noch abgebaut oder ausgeschieden werden. In der Folge kommt es zu kleinen Gewebsverletzungen, die zu Entzündungen und schliesslich zu narbigen Verdickungen führen.

Welche gesundheitlichen Folgen hat eine Asbestbelastung?

  • Pleuraplaques: Die feinen Asbestfasern dringen weit in die Lungen vor. Dort können sich die Fasern anhäufen. Durch Entzündungen entstehen Vernarbungen und Gewebswucherungen, die man im Röntgenbild erkennen kann. Das Brustfell verdickt sich und verkalkt. Dieser Prozess ist sehr typisch für eine Asbestbelastung und kann deshalb ursächlich gut von anderen Lungenkrankheiten abgegrenzt werden. Die Plaques als gutartige Veränderung lösen normalerweise keine Krankheitssymptome aus.
  • Asbestose: Die Asbeststaublunge ist die Folge jahrelanger starker Asbestbelastung, wie sie an vielen Arbeitsplätzen bis in die 1970er-Jahre vorkam. Schon 1953 wurde sie in die Liste der Berufskrankheiten aufgenommen. Dabei vernarbt das Lungengewebe über Jahrzehnte hinweg zunehmend und erschwert die Atmung bis hin zum Tod. Die Vernarbungen stoppen auch dann nicht mehr, wenn die Asbestbelastung vorbei ist. Im fortgeschrittenen Stadium ist die Asbestose als sogenannte Honigwabenlunge erkennbar.
  • Maligne Mesotheliome: An den aggressiven Tumoren im Bauch- oder Brustfellbereich erkranken jährlich rund 120 Personen in der Schweiz, oft erst Jahrzehnte nach der Asbestbelastung. Diese Tumorart gilt als Signaltumor, der auf eine erfolgte Asbestexposition hinweist. Auch wenn die Zahl der Neuerkrankungen sinkt: Das maligne Mesotheliom ist die häufigste beruflich verursachte bösartige Tumorerkrankung.
  • Lungenkrebs: Bis ein Lungenkrebs aufgrund einer Asbestbelastung ausbricht, vergehen im Mittel 38 Jahre. Der Zusammenhang mit Asbest ist – anders als bei den Mesotheliomen – in vielen Fällen nicht direkt herstellbar. So werden jährlich von der Suva nur rund zehn Fälle als asbestbedingter Lungenkrebs anerkannt. Mindestens 25 Jahre müssen Erkrankte dann berufsbedingt Asbest ausgesetzt gewesen sein. Epidemiologische Studien haben gezeigt, dass die Kombination aus Rauchen und Asbest das Risiko für die Entwicklung eines Lungenkrebses zusätzlich erhöht. Der weitaus grössere Risikofaktor für diesen Krebs ist aber nach wie vor das Rauchen.

Wer ist gefährdet?

Mineralfasern mit Geschichte

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Schon im 3. Jahrtausend vor Christus wurde von einem Asbest-Docht berichtet, der zu Ehren der Göttin Athene in einer Lampe gezündet wurde. Karl der Grosse wiederum benutzte Asbest zu Show-Zwecken: Er warf für Gäste Asbest-Tischtücher ins Feuer, ohne dass diese verbrannten.

Betroffen sind vor allem Arbeiter, die bis 1990 in entsprechenden Industrie- oder Gewerbebetrieben insbesondere mit schwachgebundenem Asbest tätig waren. Je länger und stärker die Belastung, desto höher das Risiko. Für die Allgemeinbevölkerung ist die Gefahr in der Regel sehr gering. Grundsätzlich gilt: Menschen, die viel mit schwachgebundenem Asbest in der Wärmedämmung, im Brandschutz, mit Asbest-Leichtbauplatten, Rückbeschichtungen von Bodenbelägen oder Rohrisolationen gearbeitet haben, tragen ein erhöhtes Risiko. Heute dürfen Arbeiten an diesen Baumaterialien nur noch von zertifizierten Asbestsanierungsfirmen durchgeführt werden. Heimwerker sollten vor allem bei Arbeiten an Fassaden, Wellblatten und Rohren, aber auch beispielsweise an Blumenbehältern aufpassen.

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