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Geschwänzt oder gestreikt? Klima-Demo statt Schulbank

Schüler gehen für das Klima auf die Strasse und lassen dafür den Unterricht sausen. Behörden drohen mit Konsequenzen.

Vor rund drei Wochen gingen in Schweizer Städten über tausend Schüler auf die Strasse. Anstatt die Schulbank zu drücken, forderten sie mit Transparenten und lautstarken Parolen ein Umdenken in der Klimapolitik.

Ins Leben gerufen hat diesen «Klimastreik» die schwedische Schülerin Greta Thunberg. Aus Protest gegen die zahnlose Klimapolitik ging sie nicht mehr zur Schule. Mit ihrem Engagement für den Klimaschutz löste sie eine weltweite Bewegung aus.

Basler Behörden bleiben hart

Über soziale Netzwerke rufen nun zahlreiche Schweizer Schüler erneut zu Streiks auf. Heute soll in St. Gallen eine Demonstration stattfinden und kommende Woche in den grössten Schweizer Städten.

Fürs Klima zu demonstrieren anstatt zu lernen. Dies ruft die Politik auf den Plan. Vorsorglich hat Basel-Stadt offiziell mit Strafen gedroht. Bleiben die Schüler dem Unterricht fern, erhalten sie eine unentschuldigte Absenz.

Dies kann für die betroffenen Schüler unangenehme Konsequenzen haben, erklärt Simon Thieriet vom Erziehungsdepartement Basel-Stadt: «Das hat zur Folge, dass im Zeugnis steht, du hast eine unentschuldigte Absenz.» Bei vielen Absenzen könne das bei einer Bewerbung oder Lehrstellensuche durchaus ein Thema sein.

Schüler pochen auf Demonstrationsrecht

Von dieser Drohung lassen sich die Schüler nicht einschüchtern. Sie wollen weiterhin während der Schulzeit auf die Strasse gehen. Dies erzeuge eine höhere Aufmerksamkeit für ihr Anliegen.

Zudem eifern sie damit ihrem Vorbild Greta Thunberg nach, erläutert die Schülerin Pauline Lutz. Ergänzend fügt ihre Kollegin Nele Heeb an, dass diese Androhung gewisse Schüler erst recht anspornen würde.

Die Disziplinarmassnahme löst auch bei der grünen Nationalrätin Regula Rytz Kopfschütteln aus. «Das finde ich falsch, die Schülerinnen und Schüler zu bestrafen. Es ist ein berechtigtes Anliegen, sich für den Klimaschutz einzusetzen.» Schliesslich gehe es um die Zukunft der Jugendlichen.

Indessen hat Martin Zimmermann, Präsident Schulleiterkonferenz Kanton Zürich, keine Angst vor leeren Schulbänken. Darauf ankommen lassen will er es trotzdem nicht. Die geltende Schulpflicht müsse durchgesetzt werden.

«Wer nicht am Unterricht teilnimmt, hat eine unentschuldigte Absenz, da keine Beurlaubung für den Streik gegeben wurde.» Möglich seien zudem auch pädagogisch wertvollere Massnahmen für die streikenden Schüler, wie beispielsweise einen Text über Klimaprobleme zu schreiben.

Ob sich die Klimastreikbewegung ausweitet, wird sich nächsten Freitag zeigen. Dann sind in zehn grossen Schweizer Städten weitere Klimastreiks geplant.

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