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Warum ist der Zug im Gotthard-Basistunnel entgleist?
Aus HeuteMorgen vom 17.08.2023. Bild: Keystone/SBB
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Gotthard-Zugentgleisung Bahnexperte: «Schaden hätte verhindert werden können»

Warum ist der Zug im Gotthard-Basistunnel entgleist? Zuständig dafür, das herauszufinden, ist die Sust – die Schweizerische Sicherheitsuntersuchungsstelle. Sie geht – Stand heute – von einem gebrochenen Rad aus. Eisenbahnexperte Ruedi Beutler erklärt im Gespräch, weshalb der immense Schaden möglicherweise hätte verhindert werden können.

Ruedi Beutler

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Der unabhängige Bahnexperte untersuchte unter anderem für die Schweizerische Sicherheitsuntersuchungsstelle Sust Zwischenfälle im Bahnbetrieb.

SRF News: Wie kann es sein, dass man so einen Radbruch nicht vorhersehen konnte?

Ruedi Beutler: Die feinen Risse, welche von der Radlauffläche ausgehen, können nur in einer Werkstatt anlässlich der Revisionstätigkeiten geprüft werden. Bei der festen Anlage und beim Vorbeifahren des Zuges kann man solche Risse nicht feststellen. Da ist die Technologie noch nicht so weit.

Einsatz von Entgleisungsdetektoren im Schienengüterverkehr

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Zugentgleisungen machen einen erheblichen Anteil der Unfälle im Eisenbahnverkehr aus. Entgleiste Güterzüge können je nach Rahmenbedingungen noch mehrere Kilometer zurücklegen, bevor die Entgleisung bemerkt wird.

Neben der massiven Beschädigung des Oberbaus erhöht sich mit der Dauer des Mitschleppens eines havarierten Fahrzeugs zugleich die Gefahr einer Kollision mit Infrastruktureinrichtungen (z. B. Signalen, Bahnsteigen, Brückenpfeilern, Tunnelportalen) oder gar dem Gegenverkehr.

Instrumente zur Entgleisungsdetektion haben das Ziel, das potenzielle Schadenausmass so gering wie möglich zu halten. Dabei gibt es grundsätzlich zwei Vorgehensweisen: Entweder greift nach der Detektion einer Entgleisung ein Mechanismus automatisch in die Hauptluftleitung des Zuges ein und löst eine Notbremsung aus, oder das System löst beim Zugführer einen Alarm aus.

Radbrüche sind im Bahnverkehr äusserst selten, wenn sie aber passieren, ist der Schaden riesig. Vor 25 Jahren kamen im deutschen Eschede über 100 Menschen ums Leben, weil ein Radreifen brach und der ICE-Zug entgleiste. Gibt es keine technischen Systeme, die Züge bei einem Radbruch sofort stoppen können?

Beim Unfall in Eschede war der Radtyp nicht derselbe wie bei Güterwagen. Ja, es gibt eine Möglichkeit, den Schaden zu minimieren, die sogenannten Entgleisungsdetektoren. Diese stellen fest, wenn es im Zug rüttelt. Das Rütteln führt zu einer sofortigen Bremsung und der Zug hält nach wenigen hundert Metern an. Es gibt elektronische Systeme, welche man auch in einen Personenzug einbauen kann. Sie können Entgleisungschwingungen ebenfalls feststellen und zu einer Bremsung führen.

Weshalb sind solche Entgleisungdetektoren nicht gesetzlich vorgeschrieben?

Es ist mit Aufwand verbunden, wenn ein solcher Güterzug im Rangierfeld rangiert wird oder an einem Abrollweg herunterrollt. Da gibt es Erschütterungen, die zum Auslösen dieser Entgleisungdetektoren führen können. Da hat man versucht, Geld zu sparen, und möglicherweise auf die Detektoren verzichtet.

Durch Entgleisungsdetektoren wäre der Schaden viel kleiner gewesen.

Hätte mit einem Entgleisungdetektor der immense Schaden am Gotthard-Basistunnel verhindert werden können?

Ja. Wenn festgestellt wird, dass der Zug entgleist ist, was mit dem Entgleisungdetektor gut möglich ist, wird augenblicklich die Hauptleitung entlüftet und ein Zug hält nach wenigen hundert Metern an – und steht nicht nach acht Kilometern irgendwo an. Der Schaden wäre viel kleiner gewesen.

Das Gespräch führte Nicole Roos.

Heute Morgen, 17.08.2023, 06:02 Uhr;

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