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100 Jahre Haus Otmar: «Ich hatte kein Dach über dem Kopf»
Aus Regionaljournal Ostschweiz vom 08.01.2024. Bild: SRF/Christian Masina
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Haus Otmar in der Ostschweiz Hier finden Männer ein Obdach, wenn alles aus den Fugen ist

Seit über 100 Jahren gibt es in Wil (SG) eine Anlaufstelle für Männer in einer Notsituation. Ein Besuch vor Ort.

Unscheinbar liegt es an einer viel befahrenen Strasse mitten in der Stadt Wil: das Haus Otmar. Seit über 100 Jahren finden Männer, die sich in schwierigen Lebenssituationen befinden, hier einen Ort, an dem sie günstig wohnen können. Eine Anlaufstelle für Krisen ohne betreutes Wohnen, ohne Tagesstruktur, ohne therapeutischen Anspruch.

Von aussen ist kaum zu erkennen, dass sich hinter der Fassade eine soziale Einrichtung befindet und sich darin ein anderes Leben abspielt als draussen an der Strasse oder in den Häusern rundherum. Im Haus Otmar leben 22 Männer zwischen 20 und 70 Jahren mit ganz unterschiedlichen Lebensgeschichten. Die Auslastung ist hoch. Anfragen gibt es über die Region hinaus.

Haus Otmar von aussen
Legende: Das Haus Otmar in Wil steht für Männer ab 18 Jahren in einer finanziell oder persönlich schwierigen Lebenssituation offen. Personen mit Drogenproblemen oder psychischen Erkrankungen können nicht aufgenommen werden, schreibt das Haus Otmar über sein Angebot. SRF/Christian Masina

Ähnliche Institutionen gibt es in der Schweiz nur wenige. Beim Haus Otmar handelt es sich nicht um ein betreutes Wohnheim. Männerhäuser, in denen vor allem Opfer von häuslicher Gewalt eine Zuflucht finden, gibt es in der Schweiz mittlerweile mehrere, zum Beispiel in Luzern, Bern oder Zürich.

Ein Bewohner erzählt, er lebe seit September im Haus. Vorher sei er in einem Wohnheim gewesen, bis es nicht mehr gegangen sei. «Dann hatte ich kein Dach über dem Kopf. Am Tag darauf konnte ich hier einziehen.» Er bewohnt ein kleines Schlafzimmer mit Kühlschrank und Fernseher. Einen Austausch mit den anderen Bewohnern gibt es im Bistro.

Grosse Unterschiede, wie lange jemand bleibt

Naemi Krähenmann ist Sozialpädagogin und leitet das Haus Otmar seit bald sechs Jahren. «Wir haben Männer, die aus einem Klinikaufenthalt kommen, die ihre Wohnung verloren haben, die in finanziellen Notlagen sind, die nach einem Strafmassnahmenvollzug bei uns sind. Oder auch Männer, die einsam sind und Tendenzen zur Verwahrlosung haben», sagt sie.

Die Aufenthaltsdauer einzelner Bewohner ist sehr unterschiedlich. Einer lebe seit 20 Jahren hier, andere blieben nur für eine Nacht. Im Haus Otmar geht es darum, Betroffenen ein Obdach zu bieten.

«Wir verstehen uns als eine Art Pension. Die Personen müssen auf uns zukommen, wenn sie Hilfe brauchen», sagt Hausleiterin Naemi Krähenmann. Eine 24-Stunden-Betreuung gibt es aber nicht. «Wenn wir sehen, da braucht es mehr Hilfe, bieten wir diese auch an.» Dafür vernetze man sich auch mit anderen Ämtern und Stellen.

Zimmerpreise können je nach Bedarf steigen

Das Haus Otmar finanziert sich in erster Linie über die «Mieten» der Bewohner. Momentan kostet ein Zimmer 900 Franken pro Monat, wenn der Bewohner selbstständig ist. Braucht es zusätzlichen Betreuungsaufwand – zum Beispiel durch Wäschewaschen, Putzen oder Hilfe bei Amtsabklärungen – kommen nochmals 300 Franken dazu.

Noch zu wenig Geld hat das Haus für Sanierungen. Das Gebäude in Wil ist in die Jahre gekommen, eine neue Gemeinschaftsküche ist nötig. Dafür ist die soziale Institution auf auswärtige Unterstützung angewiesen. Ein lokaler Schreinerbetrieb übernahm ehrenamtlich die Planung, das Geld für den Umbau fehlt aber noch.

Regionaljournal Ostschweiz, 8.1.2024, 17:30 Uhr;

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