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Schweiz «Herr Präsident, ich nehme an.»

Um Blatter ist es ruhig geworden. Selbst alte Kumpane wie Franz Beckenbauer wenden sich vom Fussball-Paten ab. Doch noch immer kann er auf eine grosse Anhängerschaft zählen. An vorderster Front: Klaus J. Stöhlker. Ein Besuch beim Doyen der Berater und Blatter-Fan.

Im Besprechungszimmer von Klaus J. Stöhlker. Die Sekretärin klopft an und fragt schüchtern: Kaffee? Mit Milch? Mit Zucker? Mit Wasser? Stilles Wasser? Das Zimmer: Ein riesiger Tisch, Kunst an den Wänden, eine prächtige Pendeluhr. Neben der Türe ein Sideboard mit einem Dutzend verschiedener Bücher. Der Verfasser: Klaus J. Stöhlker, Klaus J. Stöhlker, Klaus J. Stöhlker.

Die PR-Agentur Stöhlker AG

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Die Klaus J. Stöhlker AG ist seit über 20 Jahren eine der führenden PR-Agenturen in der Schweiz mit Sitz in Zollikon-Zürich und einer Niederlassung in Berlin. Das Unternehmen berät in allen Belangen der Public Relations in den EU-Märkten.

Es schlägt drei Uhr. Man fährt zusammen; der Gong - so laut. Die Türe geht auf. Ein massiger Mann bleibt im Türrahmen stehen: Klaus J. Stöhlker. Er greift nach der Hand des Besuchers. Er lässt sie nicht mehr los. 5 Sekunden, 10 Sekunden. Der 74-Jährige drückt so stark, dass es weh tut. Ein langer Blick. Stöhlker bittet den Besucher nochmals seinen Namen zu buchstabieren. Der Händedruck hält noch immer an. Dann lässt er die arme Hand los. Pause.

«Ich analysiere gut, ich formuliere gut. Ich bin schnell.»

«Hier», mit grosser Geste Richtung Tisch, «hier ist die Zeitung ‹20 Minuten› entstanden. Ich habe dem Sacha Wigdorovits gesagt: Sacha, ich weiss, du bist arbeitslos. Jetzt kommst du zu mir und dann kann aus dir wieder etwas werden.» Stöhlker zeigt auf zwei Stühle mit gepolsterten Armlehnen. «Da sitzen übrigens die internationalen CEOs, wenn sie zu mir kommen und meine Hilfe benötigen.»

Der PR-Profi geniesst die Wirkung seiner Worte. Er setzt sich hin, lauert auf Fragen, ist immer hellwach. Seine Antworten kommen blitzschnell. Eine Eigenschaft, die ihm das Vertrauen von Blatter verschafft hat: «Ich analysiere gut, ich formuliere gut. Ich bin schnell. Ich sage nicht: ‹Herr Präsident, ich bitte um 48 Stunden Bedenkzeit, um ihnen eine Lösung anzubieten.›»

Im Januar 2015 begann sein Beratungsmandat bei Sepp Blatter. In einem Interview erinnert er sich: Sepp Blatter ruft an: «Klaus, kannst Du mir helfen?» Stöhlker: «Herr Präsident, es ist mir eine grosse Ehre. Ich nehme an.» Offiziell ist das Mandat Ende Mai ausgelaufen. Rein formal mag das stimmen. Stöhlker gibt aber an, dass er Blatter «praktisch laufend» sehe. «Ich darf mich über ihn äussern, über ihn schreiben. Es herrscht eine grosse Vertrauensbasis zwischen uns.»

Donald Trump im Schnurrmodus

Um die Männerfreundschaft zwischen Stöhlker und Blatter zu verstehen, muss man das Wallis kennen, oder besser das Oberwallis; die Heimat von Sepp Blatter. Man muss die Menschen und die Landschaft kennen. Die Erdverbundenheit und den rebellischen Geist, der dort herrscht. Stöhlker hat eine Walliserin geheiratet. In diesen Kanton kehrt er immer wieder zurück, er schreibt viele Aufsätze über die Gegend. Heute sagt er: «Ich kenne im Wallis jeden, der einigermassen sichtbar ist.»

Es ist diese Prahlerei, gepaart mit Menschenliebe, die ihn als einen Donald Trump im Schnurrmodus erscheinen lässt. Spricht man ihn auf Blatter an, gerät Klaus J. Stöhlker ins Schwärmen: Blatter sei der Einzige, der die gewaltigen Spannungen im Weltfussball austarieren könne. Unter seiner Leitung habe sich die Fifa zu einem Weltkonzern entwickelt. Heute seien in der Fifa 209 Länder vertreten, das hätte nicht einmal der Vatikan oder Coca-Cola geschafft! Und: Blatter habe den Frauenfussball gegründet.

»Die Strukturen sind nicht stabil genug«

Dass die Fifa so gross wurde, hänge auch mit Blatters Giesskanne zusammen: «Sepp Blatter hat täglich 600‘000 Franken in die Länder fliessen lassen.» Eigentlich einer der wichtigsten Kritikpunkte, den die Blattergegner immer wieder anführen. Denn mit dem Geld habe der Fifa-Chef auch Stimmen gekauft, so der Vorwurf. Stöhlker lässt das kalt.

Wenn es etwas zu kritisieren gäbe, so Stöhlker, sei dies die Wachstumskrise, in der die Fifa heute stecke: «In den letzten zehn Jahren sind die Budgets explodiert. Die Strukturen, die das tragen müssen, sind nicht stabil genug.» Und Blatter wirft er vor, dass er unterschätzt habe, wie wichtig systematische Kommunikation in einem Weltkonzern sei.

Was wird nun am 26. Februar 2016 - der Präsidentschaftswahl - geschehen? Wird Blatter definitiv abtreten? Stöhlker: «Blatter will diesen Wahltag führen. Er klammert sich nicht an sein Amt, aber er will einen Übergang und er will sicher gehen, dass das, was er in 40 Jahren geschaffen hat, weitergeführt wird.» Was aber, wenn Blatter keinen «würdigen» Nachfolger erkennt? »Sollte so etwas geschehen, wird er sicher seine Verantwortung wahrnehmen.» Was bedeutet das konkret? Zum ersten Mal bleibt Stöhlker eine Antwort schuldig: «Das weiss ich nicht.»

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