Sie sind über 100 Jahre alt und ziehen nicht nur die Blicke von Bahnfans auf sich: Die Lokomotiven des Typs Ge 6/6, welche wegen ihrer langen Nase «Krokodil» genannt werden.
Die Rhätische Bahn hat zwei Krokodile, die in den letzten zwei Jahren aber nur selten oder gar nicht zum Einsatz kamen. Grund sind Risse in den Radscheiben. Das Problem: Ersatzteile für eine solch alte Lokomotive werden nicht mehr hergestellt.
Massanfertigung aus Biel
Die Rhätische Bahn habe mittels einer Ausschreibung einen Lieferanten für die 24 neuen Radscheiben gesucht und gefunden, erklärt Mediensprecherin Yvonne Dünser. Die Anfertigung nach Mass koste die RhB rund 100'000 Franken. Das sei gut investiertes Geld. «Die Krokodile haben eine grosse Anziehungskraft und viele Fans. Es ist wichtig für die RhB, dass bald wieder beide Krokis im Einsatz sind.»
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Bild 1 von 3. Die ersten Krokodil-Lokomotiven waren ab dem Jahr 1921 auf den Gebirgsstrecken Landquart–Davos und Chur–St. Moritz unterwegs. Hier im Bild ein Regionalzug auf der Albulastrecke Richtung Engadin. Bildquelle: Rhätische Bahn.
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Bild 2 von 3. Auch auf dem berühmten Landwasserviadukt kamen die Krokodile zum Einsatz. Insgesamt besass die Rhätische Bahn 15 Lokomotiven dieses Typs. Bildquelle: Rhätische Bahn.
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Bild 3 von 3. Nicht nur vor dem Bahnmuseum Albula, sondern auch im Verkehrshaus in Luzern steht eine Krokodil-Lokomotive. Dort entstand übrigens der Übername der Lok. 1980 einigten sich Fachleute an einem Treffen im Verkehrshaus darauf, dass Lokomotiven dieser Form und Bauweise «Krokodile» genannt werden. Bildquelle: Rhätische Bahn.
Die Lokomotiven kommen einerseits im Regionalzug zwischen Davos und Filisur oder – etwas luxuriöser – mit Salonwagen und Pianobar von St. Moritz nach Davos zum Einsatz. Das dürfte voraussichtlich im nächsten Sommer wieder der Fall sein.
Bis dahin setzt die Rhätische Bahn auf andere historische Fahrzeuge. «Wir haben aus fast jeder Epoche Fahrzeuge, die noch fahrtüchtig sind. Diese wollen wir zeigen und den Leuten die Möglichkeit geben, sie zu erleben.»
Nostalgie nur dank Know-how
Damit die Krokodil-Lokomotiven auf dem Netz der Rhätischen Bahn fahren können, braucht es geschultes Personal. Nicht jede Lokführerin oder jeder Lokführer könne ein Krokodil fahren. «Aber nicht nur beim Fahren, sondern auch beim Unterhalt braucht es viel Wissen», sagt Mediensprecherin Yvonne Dünser.
«Wir sind dabei, jüngere Leute auszubilden, damit diese für die historischen Fahrzeuge verantwortlich werden können.» Nur so könne sichergestellt werden, dass die historischen Züge auch in Zukunft auf dem Netz der Rhätischen Bahn unterwegs sind.