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Hornkuh-Initiative Dieser Bergbauer kämpft für mehr Hörner

Armin Capaul will, dass weniger Kühe enthornt werden. Darum geht es in seiner Initiative.

Um was geht es? Die Urheber der Initiative «Für die Würde der landwirtschaftlichen Nutztiere» (Hornkuh-Initiative) um den Bergbauern Armin Capaul wollen erreichen, dass weniger Tiere enthornt werden. In der Verfassung soll verankert werden, dass horntragende Kühe, Zuchtstiere, Ziegen und Zuchtziegenböcke finanziell gefördert werden. Die Initiative verlangt kein Enthornungsverbot.

Wie soll das funktionieren? Halter von Kühen und Ziegen mit Hörnern sollen vom Bund wegen den wirtschaftlichen Ertragseinbussen wegen zusätzlichen Anforderungen unterstützt werden. Den Initianten schwebt ein Richtwert von rund 500 Franken pro Kuh und Jahr vor. Bei den Ziegen fordern sie einen Beitrag von 100 Franken pro Jahr. Mehrkosten entstünden nicht, betonen die Initianten. Man müsse das Geld im Landwirtschaftsbudget einfach anders verteilen.

Wie viele Kühe tragen heute noch Hörner? In der Schweiz sind laut der Nutztierschutzorganisation Kagfreilandsind mittlerweile sieben von zehn Kühen hornlos. Die Hörner werden bereits im Kälbchenalter entfernt. Die Hornansätze werden weggebrannt. Die Gründe: Um im modernen Laufstall mehr Kühe halten zu können und so den Ertrag pro Quadratmeter zu steigern, entfernt man die Hörner, damit sie sich die Tiere in der Enge nicht verletzen.

Wozu dienen die Hörner? Nutztierschutzorganisationen vertreten die Ansicht, dass die Hörner unabdingbar sind für die Verdauung und den Stoffwechsel der Tiere. Ausserdem soll die Milch behornter Kühe weniger Allergene beinhalten. Auch wird moniert, dass Tiere ohne Hörner beim Sozialverhalten beeinträchtigt sind, da die Hörner auch der Kommunikation untereinander dienen. Es gibt aber keine Studien, die beweisen, dass das Wohlergehen von Kühen oder Ziegen ohne Hörner unverhältnismässig beeinträchtigt ist.

Capruz mit seinen behornten Kühen.
Legende: Capaul, Bergbauer im Jura, mit seinen behornten Kühen. Keystone

Wer steht hinter der Initiative? Hinter der Initiative steht eine Interessengemeinschaft um den Bergbauern, Alt-68er und früheren Grüne-Nationalratskandidat Armin Capaul. Die Unterschriften kamen vor allem aus den städtischen Gebieten und aus der Romandie. Die Hornkuh-Initiative wurde im März 2016 mit fast 120'000 gültigen Unterschriften eingereicht. Kritik gab es, weil auch der umstrittene rechtsesoterische Verein «Alpenparlament» die Initiative unterstützt. Laut Capaul gibt es aber ansonsten keinerlei Zusammenarbeit mit dem «Alpenparlament». Bauernverband und der Schweizer Tierschutz haben die Initiative nicht unterstützt.

Was sind die Argumente des Initianten? «Es geht um die Würde der Tiere», sagt Initiant Capaul im Gespräch mit SRF. «Die Kuh mit Hörner zeigt ihren Stolz auf der Weide. Zu einer Kuh gehören die Hörner.» Das gesamte Sozialverhalten der Tiere komme durcheinander, wenn sie keine Hörner trügen. Capaul ist sogar davon überzeugt, dass die Milch von Hornkühen besser schmeckt und gesünder ist als jene der hornlosen Artgenossen.

Was sagen die Gegner der Initiative? Es sei nicht Aufgabe des Staates, die Haltung von behornten Kühen zu unterstützen. Es sei ein unternehmerischer Entscheid der Landwirte, horntragende Tiere zu halten. Zudem sei die Verfassung der falsche Ort, um diese Angelegenheit zu regeln. Trügen zehn Prozent der Tiere Hörner, würde dies zu rund 30 Millionen Franken Kosten führen, die in der Landwirtschaft anderswo eingespart werden müssten. Auch das Unfallrisiko sei bei Tieren mit Hörnern grösser.

Was sagt der Bundesrat? Für den Bundesrat geht die Hornkuh-Initiative in die falsche Richtung. Der Bundesrat lehnt die Initiative ohne Gegenvorschlag ab. «Ökonomische Aspekte müssen mitgedacht werden», forderte Landwirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann im Rat. Könnten enthornte Kühe mit weniger Personal in Laufställen gehalten werden, spare das Kosten. Beiträge könnten dazu führen, dass Tiere mit Hörnern in nicht geeigneten Ställen gehalten würden, gab Schneider-Ammann zu bedenken. «Das wäre schädlich für das Tierwohl.»

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