Kariertes Hemd, Woll-Gilet, Zipfelmütze, langer weisser Bart. Bergbauer Armin Capaul wirkt, als hätte er sich in der Tür verirrt, als er im Medienzentrum in Bern die versammelten Journalisten über seine Initiative informierte.
Es geht um die Würde des Tieres.
Er habe diese Hornkuh-Initiative eigentlich gar nie gewollt, erzählt der Bergler. Aber es sei die einzige Möglichkeit gewesen, um etwas für die Tiere zu tun. Zu Kühen gehörten einfach Hörner, sagt er und spricht konsequent nur Mundart. «Die Weltschöpfung hat die Hörner geschaffen. Es ist ein Teil des Tieres, den man respektieren soll. Es geht um die Würde des Tieres.»
Seine Initiative verlangt, dass Bauern, welche behornte Kühe, Stiere aber auch Ziegen halten, mit Direktzahlungen unterstützt werden. Die Initianten schätzen die Kosten auf jährlich etwa 15 Millionen Franken. Bei einem Landwirtschaftsbudget von drei Milliarden Franken falle das kaum ins Gewicht.
Gegner argumentieren mit Sicherheit
FDP-Nationalrat Walter Müller (SG) dagegen hält nichts von der Hornkuh-Initiative. Das Enthornen sei heutzutage bei den jungen Kälbern schmerzfrei. Zudem könnten behornte Kühe für Menschen gefährlich sein, sagt der ehemalige Bauer: «Ein Kollege von mir hat ein Auge verloren wegen eines Horns. Die Gefahr ist einfach grösser mit Hörnern.»
Aber auch untereinander könnten sich die Kühe mit ihren Hörnern verletzen. Gerade heute wo immer mehr Landwirte ihre Tiere in Laufställen halten würden, bestehe diese Gefahr. Und so befürchtet FDP-Nationalrat Müller, dass bei einem Ja zur Initiative die Anbindehaltung im Stall wieder zunehmen könnte.
Capaul setzt auf Anreize
Das werde nicht der Fall sein, sagt Bergbauer Capaul: «Wer seine Tiere anbindet, erhält nichts. Die Tiere müssen raus auf die Weide oder die Alp.» Mit «raus» spricht Capaul das Auslaufprogramm an, das es bereits heute gibt. Dieses entschädigt Bauern zusätzlich, wenn sie die Kühe im Sommer mehrheitlich und im Winter teilweise auf der Weide halten.
Der Betrag für behornte Kühe würde so einfach verdoppelt. Davon steht allerdings nichts im Initiativtext, sondern nur in einem Gegenvorschlag, von dem das Parlament aber nichts wissen wollte.
Capaul zeigt sich siegessicher
Aber genau so werde das Parlament dann die Initiative umsetzen müssen, ist Capaul überzeugt, der von der deutlichen Annahme des Volksbegehrens überzeugt ist: «Mit 80 Prozent Ja-Stimmen und allen Ständen kann ich mir schwer vorstellen, dass noch etwas herumgedreht wird. Sonst müssen sie dann aufpassen, dass sie nächstes Mal erneut gewählt werden.»
Nationalrat Müller will keine Prognose wagen. Er sei auch nicht gegen Hornkühe. Aber das gehöre nicht in die Verfassung. Es soll jeder seine Kühe halten, wie er das gerne möchte, sagt er und stellt die Frage: Wenn die Hörner denn so wichtig sind, warum sind sie nur wichtig, wenn es einen Beitrag gibt?
Stimmfreigabe des Bauernverbandes
Bei den Landwirten sind die Meinungen gespalten. Das widerspiegelt sich auch bei der Parole des Bauernverbandes. Dieser hat nämlich Stimmfreigabe beschlossen.