- Hoher Besuch in der Calvinstadt: Das Oberhaupt der katholischen Kirche, Papst Franziskus, war zu Besuch in Genf.
- Begrüsst wurde er durch Bundespräsident Alain Berset, EDA-Vorsteher Ignazio Cassis, Nationalratspräsident Dominique de Buman und den Genfer Staatsrat Pierre Maudet.
- Er weilte den ganzen Tag beim Weltkirchenrat, der heuer sein 70-Jahr-Jubiläum feiert.
- Der Höhepunkt des Besuchs bildete die heilige Messe mit 30'000 Gläubigen im Kongresszentrum Palexpo.
Papst Franziskus hat beim Weltkirchenrat in Genf zur Einheit der Christen aufgerufen. «Unsere Welt, die durch so viele Spaltungen zerrissen ist, die die Verwundbarsten treffen, fleht um Einheit», sagte er im Gebet mit Vertretern des Ökumenischen Rats der Kirchen.
Das war der Papst-Besuch
Der Besuch in Genf stand im Zeichen des 70-jährigen Bestehens des Rates. Er vereint in fast 350 Kirchen mehr als 500 Millionen Christen weltweit, darunter Anglikaner, Baptisten, Lutheraner, Methodisten sowie orthodoxe und reformierte Kirchen. Die römisch-katholische Kirche mit 1,3 Milliarden Mitgliedern gehört nicht dazu.
Unsere Unterschiede dürfen keine Ausrede sein, unser Weg hat ein klares Ziel: die Einheit.
«Unsere Unterschiede dürfen keine Ausrede sein, unser Weg hat ein klares Ziel: die Einheit», sagte der Papst. Der Generalsekretär des Ökumenischen Rats der Kirchen (ÖRK), Olav Fykse Tveit, sagte bei der Begrüssung des Papstes: «Dies ist ein Tag, den viele Menschen in aller Welt herbeigesehnt haben und für den sie gebetet haben.» Im Vorfeld des Treffens sprach Tveit von einem «historischen Meilenstein im Streben nach der Einheit der Christenheit».
Tango zur Begrüssung
Papst Franziskus wirkte bei der Ankunft zunächst erschöpft. Ohne zu winken kam er aus dem Flugzeug und stieg langsam die Treppe hinab. Mit gesenktem Kopf hörte er die Nationalhymen an. Selbst als die Schweizer Armee für den Argentinier einen flotten Tango anstimmte, zeigte er wenig Regung. Papst Franziskus wird im Dezember 82 Jahre alt. Es war die 23. Auslandsreise seiner fünfjährigen Amtszeit.
Papst Franziskus wurde bei seiner Ankunft von Bundespräsident Alain Berset, Bundesrat Ignazio Cassis, Nationalratspräsident Dominique de Buman sowie einer Delegation der Genfer Behörden empfangen. Im Zentrum des offiziellen Gesprächs des Bundespräsidenten mit dem Papst standen Friedensförderung, humanitäre Fragen und die Menschenrechte, wie Berset im Anschluss per Twitter mitteilte.
Beide Seiten würdigten die ausgezeichneten bilateralen Beziehungen. Sie unterstrichen die Notwendigkeit einer solidarischen, gesamteuropäischen Flüchtlingspolitik, wie Bersets Innendepartement bekanntgab.
Messe als Höhepunkt
Nach dem Austausch mit dem Ökumenischen Rat zelebrierte der Papst in den Palexpo-Hallen eine Messe. An der Messe in den Palexpo-Hallen nahmen nach Schätzungen der Genfer Polizei rund 30'000 Gläubige teil. Die Pilger erschienen damit weniger zahlreich als erwartet. Im Vorfeld hatten die Organisatoren mit über 40'000 Messeteilnehmern gerechnet.
Die Papstmesse wurde in der Stadt Genf auf Grossbildschirmen übertragen. Zudem liess sich die Eucharistiefeier vor dem Fernseher live auf SRF, RTS und RSI verfolgen. Schon lange vor dem Eintreffen des Papstes hatten sich Gläubigen zum Ausstellungsgelände begeben. Die manchmal langen Wartezeiten vor den 50 Sicherheitsschleusen wurden geduldig in Kauf genommen. Es wurden Personen- und Sach-Kontrollen durchgeführt ähnlich jenen an Flughäfen.
Der Papst wurde in einem offenen Elektrofahrzeug zur Palexpo gefahren, in Begleitung vom Bischof des Bistums Lausanne, Genf und Freiburg, Charles Morerod. Sie wurden von einer begeisterten Menge und einem Westschweizer Chor empfangen.
Der Pontifex rief an der Messe die Menschen dazu auf, wieder ein einfacheres Leben zu führen. «Viele Menschen verbringen heute ihr Leben in einem Tempo, das einem Angst macht», sagte Franziskus weiter.
Er kritisierte unter anderem die Informationsflut, die in Form von Anrufen, Mitteilungen und sozialen Medien über viele Menschen täglich hereinbreche. Darunter litten die Beziehungen unter den Menschen. Franziskus appellierte an die Gläubigen, den Menschen dem technischen Gerät wieder vorzuziehen.
Die Messe war ein Grossanlass mit grossem Organisations-, Logistik- und Sicherheitsaufwand. Die Kosten werden sich nach Angaben der Diözese Lausanne, Genf und Freiburg auf rund zwei Millionen Franken belaufen.
Im Eingangsbereich waren Gefässe zum Sammeln von Spenden, mit denen die Feier mitfinanziert werden soll. Während der Zeremonie dürfen keine Spenden eingesammelt werden. Es wird deshalb mit einem Defizit von rund einer Million gerechnet.
Um 19 Uhr fand der Papstbesuch in Genf sein Ende, Papst Franziskus flog wieder Richtung Rom ab. Johannes Paul II. war vor 14 Jahren der letzte Papst, der die Schweiz besuchte. Der Pole nahm 2004 am ersten katholischen Jugendtreffen in Bern teil und zelebrierte eine Messe vor fast 70'000 Menschen.