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Impfknappheit Kantone feilschen um Covid-Impfdosen

Kantone sollen Impfdosen untereinander ausleihen, um Lieferverzögerungen zu überbrücken. Das kommt nicht überall gut an.

Seit Anfang Jahr wird die Bevölkerung in allen Kantonen gegen das Coronavirus geimpft. Eine zu forsche Impfstrategie einzelner Kantone könnte sich nun allerdings rächen.

Das Problem: Während einige Kantone die vorgeschriebene zweite Impfdosis pro Person von Anfang an in Reserve hielten, haben andere Kantone so vielen Menschen wie möglich eine erste Impfdosis verabreicht. Sie nahmen an, dass wie geplant weitere Impfdosen geliefert würden, die sie für die zweite Impfung verwenden können. Diese soll laut Empfehlung des BAG spätestens nach sechs Wochen erfolgen.

Einzelne Kantone unter Druck

Da es bei den Impfherstellern zu Lieferverzögerung kommt, geraten diese Kantone jetzt aber in Bedrängnis und laufen Gefahr, die zweite Impfung nicht rechtzeitig bereitzuhaben. Auch der Kanton Genf fordert deshalb, dass andere Kantone Impfdosen abgeben.

Es wäre absurd, wenn einige Kantone, die noch keine Pfizer-Impfungen durchgeführt haben, sie machten, während wir hier in Genf nicht die nötigen Mittel haben, um eine weitere Impfung anzubieten.
Autor: Mauro Poggia Genfer Gesundheitsdirektor

Der Genfer Gesundheitsdirektor Mauro Poggia sagt: «Es wäre absurd, wenn einige Kantone, die noch keine Pfizer-Impfungen durchgeführt haben, sie machten, während wir hier in Genf nicht die nötigen Mittel haben, um eine weitere Impfung anzubieten.»

Ein Austausch von Impfungen dürfte allerdings nicht ohne Probleme funktionieren. Der Kanton Thurgau hat beispielsweise noch nicht alle vorhanden Erst-Impfdosen geimpft. Trotzdem hält er wenig davon, Impfdosen an andere Kantone abzugeben, wie der Kanton auf Anfrage schreibt.

Sämtliche Thurgauer Impfdosen sind bereits verplant und die Impftermine dazu schon vergeben.
Autor: Karin Frischknecht Leiterin Amt für Gesundheit Thurgau

In der Stellungnahme heisst es weiter: «Sämtliche Thurgauer Impfdosen sind bereits verplant und die Impftermine dazu schon vergeben.» Deshalb komme eine Abgabe an andere Kantone nicht infrage. Es wäre nicht solidarisch gegenüber der Thurgauer Bevölkerung, wenn bereits zugesagte Impftermine abgesagt werden müssten.

Offener zeigt sich der Kanton Aargau. Der Kanton hat bereits anderen Kantonen kurzfristig ausgeholfen. Dies allerdings nur im Wissen, dass der Kanton die Dosen innerhalb weniger Tage zurückerhält. Falls die Rückgabe nicht gesichert sei, würde man sicherlich keinen Impfstoff ausleihen.

GDK sieht keine grösseren Probleme

Christoph Berger, der Präsident der Impf-Kommission, erachtet einen Austausch unter den Kantonen aus gesundheitlicher Sicht als richtig. Jede geimpfte Person soll zwei Impfdosen bekommen. Und wenn das nicht mehr aufgehe, dann sollen sich die Kantone aushelfen.

Lukas Engelberger, Präsident der Gesundheitsdirektorenkonferenz, nimmt die Kantone derweil in Schutz. Es habe kein Kanton zu viel geimpft. Ein Abtausch könnte auch nur einen kurzfristigen Engpass beseitigen, aber nicht die Berechtigung der Kantone verändern, die berechnet worden seien. Allerdings müsse man die Planung der weiteren Impftermine anpassen.

Das BAG hat die Kantone gewarnt

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Die Zweitimpfungen nicht in Reserve zu haben, entspricht nicht den Empfehlungen des Bundesamtes für Gesundheit. Das BAG schreibt gegenüber 10 vor 10: «Ende Dezember wurden die Kantone darüber informiert, in den ihnen zustehenden Kontingenten auch die jeweils benötigten Impfdosen für die Zweitimpfung zu reservieren.»

Das Bundesamt für Gesundheit BAG hat nun die Koordination zwischen den Kantonen übernommen. Ob der Handel mit Impfstoffen allerdings aufgeht, ist fraglich. Eine Lösung liegt jedenfalls noch nicht auf dem Tisch.

Lieferprobleme bei den Impfstoffherstellern

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Insgesamt hat die Schweiz bei drei Impfstoffherstellern bisher mehr als 15 Millionen Dosen Impfstoff bestellt, die gestaffelt geliefert werden sollen. Anfang Jahr geschah das noch weitgehend nach Plan: Der Bund plante im Januar mit 500’000 Dosen. Derzeit befinden sich laut Bundesamt für Gesundheit (BAG) über 530’000 Impfdosen in der Schweiz. Mittlerweile kommt es jedoch bei allen Herstellern zu Verzögerungen und Engpässen.

Pfizer/Biontech: Die Schweiz hat insgesamt drei Millionen Dosen bestellt. Eine erste Lieferung umfasste 260'000 Dosen. Doch schon in der dritten Januarwoche erhielt die Schweiz von den 127’000 in Aussicht gestellten Dosen nur die Hälfte. Jetzt hofft das BAG, dass die Lieferverzögerungen im ersten Trimester ausgeglichen werden.

Moderna: Der Bund hat 7.5 Millionen Dosen bestellt. Im Januar wurden 200'000 Dosen geliefert. Doch auch hier gibt es nun Lieferprobleme. Im Februar werden voraussichtlich weniger Impfdosen als geplant eintreffen. Die Menge soll im März kompensiert werden. Verschiedene Kantone rechnen damit, dass die in der ersten Februarwoche erwartete Lieferung von 300'000 Dosen um 20 Prozent tiefer ausfällt – die von Ende Februar sogar um 50 Prozent.

Astra-Zeneca: 5.3 Millionen Impfdosen sind insgesamt für die Schweiz bestellt. Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) hat am 29. Januar grünes Licht für die bedingte Marktzulassung des Impfstoffs in der EU gegeben, in der Schweiz steht die Zulassung noch aus. Die Schweiz erhält ihr bestelltes Kontingent vom EU-Kontingent. Kommt es wie befürchtet bei der EU-Bestellung zu Lieferproblemen, wird wohl auch die Schweiz betroffen sein.

10vor10, 28.1.2020, 21:50 Uhr

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